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Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Titel: Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smila Spielmann
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erlangen lassen und seine Waffe gut geschliffen. Dass sein Geist immer noch unbändig war, sein Wesen aufbrausend – nun das war seine Sache, solange es ihm gelang seinen Körper zu beherrschen.
    Lucthen wandte sich seinem Buch zu. Er bemühte sich seit Jahren herauszufinden, warum die Menschen die Magie jahrtausendelang vergessen hatten und sie erst langsam wieder zu entdecken begannen. Die erste Akademie in den Mittellanden war vor dreihundert Jahren gegründet worden. Man nannte sie Akademie des grauen Zweiges. Sie war an der Grenze zu Feyas Reich errichtet worden und heute noch die größte Ausbildungsstätte für Magi in den Mittellanden. Danach war die Akademie gegründet worden, in der er selbst studiert hatte, jene des blauen Zweiges. Die letzte der drei mittelländischen Akademien, die des grünen Zweiges, konnte erst auf eine zweihundertjährige Tradition zurückblicken. Dort unterrichteten nur sieben Magi, denn obwohl es mehr als genug begabte Kinder im Osten des Reiches gab, weigerten sich viele Eltern ihre Kinder in die Akademien zu schicken. Der Beruf des Magi war nicht überall in den Mittellanden hoch angesehen und viele Eltern sahen nicht ein, warum ihr Kind eine Ausbildung zum Magi absolvieren sollte, wenn es genauso gut Bauer werden konnte oder Schuster. Lucthen war ziemlich erfolgreich, wenn es darum ging, Eltern zu überzeugen ihre Kinder in die Akademie zu schicken – und dazu musste er nicht einmal Magie anwenden. Es genügte meist ihnen zu erklären, wie gefährlich ihre Kinder werden konnten, wenn sie nicht lernten sich zu beherrschen, dass sie mit einer falschen Handbewegung das Haus anzünden konnten oder dass eine Berührung dazu führen konnte, dass die Kühe keine Milch mehr gaben. In den zwei Jahren, die Lucthen nun schon an der Akademie unterrichtete, konnte sich der blaue Zweig nicht über einen Mangel an Schülern beklagen und das war hauptsächlich sein Verdienst. Zugegeben, meist übertrieb er ein wenig, was das mögliche Gefahrenpotential anging – doch nur, wenn er sich davor überzeugt hatte, dass es dem Wunsch des Kindes entsprach, ausgebildet zu werden.
    Plötzlich durchfuhr ihn ein heftiger Schmerz, schoss die Wirbelsäule nach oben und explodierte schließlich in seinem Kopf. Unwillkürlich presste er seine Fäuste gegen die Schläfen und biss die Zähne so fest aufeinander, dass sein Kiefer knackte.
    Dann sah er sie: Das offene Haar wurde ihr ins Gesicht geweht, doch sie schien es gar nicht zu bemerken. Ihre hellen, blinden Augen starrten wie gebannt in die Ferne. Was sie sah schien ihr unerträgliche Qualen zu bereiten, denn in dem zarten Gesicht stand solch tiefer Schmerz, dass Lucthen leise aufstöhnte und unwillkürlich die Hand nach ihr ausstreckte um sie zu trösten. Seine Qualen bedeuteten ihm nichts und er wollte alles, alles ertragen, wenn dadurch nur ihr Schmerz gelindert würde. Er sah wie sie leise seufzte und ihre Augen sich mit Tränen füllten. Ihre Hand hob sich langsam, wie in Trance, um eine der silberblonden Strähnen aus dem Gesicht zu streichen, als sich ihr Ausdruck plötzlich veränderte. Der Schmerz wurde greifbarer, realer. Lucthen konnte ihr Entsetzen und ihren Unglauben sehen. Einen Moment lang verstand er nicht, was geschehen war. Dann kippte sie langsam nach hinten. Ein Pfeilschaft ragte aus ihrer Brust. Er sah noch wie sich ihre Augen schlossen, wie sich der Blutfleck auf ihrem hellen Kleid langsam ausbreitete – dann verblasste das Bild.
    Minutenlang saß Lucthen völlig reglos. Nur sein Herz raste ihm in der Brust als wolle es zerspringen. Schließlich zwang er sich dazu seinen Geist zu leeren und sich in Meditation gleiten zu lassen. Einem Lehrling im zweiten Jahr sollte diese einfache Übung keinerlei Probleme verursachen, doch Lucthen brauchte mehrere Anläufe, bis es ihm gelang seinen Geist zu beruhigen.
    Stunden später fühlte er sich ruhig genug um die Meditation zu beenden. Er legte zitternd die Fingerspitzen aneinander und versuchte nachzudenken. Er glaubte nicht, dass sie tot war. Wenn dem so wäre würde er es wissen, sagte er sich. Ihr Gesicht, ihre Gestalt, ja ihr ganzes Wesen waren ihm so vertraut wie sein eigenes. Er kannte sie und kannte sie nicht. Vielleicht war er verrückt. Früher hatte er das tatsächlich gedacht, als er herausgefunden hatte, dass keiner der anderen Begabten Visionen von wunderschönen Frauen hatte. Mit den Jahren hatte er gelernt, dieses Geheimnis für sich zu behalten, da die Anderen darauf mit

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