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Die Lichtermagd

Die Lichtermagd

Titel: Die Lichtermagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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bist!«
    Luzinde erstarrte vor Angst. Ihr Blick huschte zu der trotzig wirkenden Margaret.Warum hatte die Frau sie dieser Schande ausgeliefert? Sie hatte doch nichts über deren Diebstahl verraten!
    »Der Blick!«, rief die MagdWaltraud triumphierend aus. »Sie hat gewusst, dass die Margaret sie angeklagt hat!Woher hätt sie das wissen sollen, wenn’s nicht stimmt?«
    »Ist es wahr?«, fragte die Meisterin wieder, und über die Kemenate fiel Stille. Doch Luzinde senkte nur den Blick und schwieg. Was sollte sie nun noch sagen? Egal ob richtig oder falsch, niemand würde ihren Worten glauben. Ihr Herz pochte vor Angst hart gegen ihre Rippen.
    Als die Meisterin Elisabeth wieder sprach, klang ihre Stimme hart und unbarmherzig. »Ich nehme dein Schweigen als Zustimmung, Luzinde. Du wirst deine Sachen packen und gehen. Verlasse das Pillenreuther Land und kehre nicht zurück! Du bist hier nicht mehr willkommen.«
    Luzinde verlor bei diesen Worten den Boden unter den Fü ßen. So musste sich ein Regentropfen anfühlen, kurz bevor er vom Himmelszelt zu Boden stürzte; noch Halt am Himmel habend, und doch schon den Zug des Erdreiches spürend.
    »Du hast nicht nur mich beleidigt, du beleidigst auch die Heilige Frau Maria, die dir in ihrem Hause Schutz bot«, fuhr die Meisterin wütend fort. »Lügnerinnen und Betrügerinnen kann ich in meinen Mauern nicht dulden. Kaiser Ludwig selbst hat diesen Konvent gegründet! Konrad Groß aus Nürnberg hat Geld und Ländereien gespendet! All diesen hohen Herren sind wir es schuldig, die Tugendhaftigkeit und den Anstand dieses Ortes zu bewahren!«

    Luzinde schluchzte verzweifelt. Damals, als sie zu den Beginen gekommen war, hatte der Schmerz ihr die Kehle zugeschnürt, wann immer sie nur daran gedacht hatte. Danach hatte sie geschwiegen, um nicht mit Schimpf und Schande vertrieben zu werden, wie die Beginen es nun taten.
    Tränen flossen über Luzindes Wangen, ohne, dass sie in der Lage wäre, sie zurückzuhalten. »Aber wohin?«, stammelte sie. »Ich bitt, habt Gnade! Ich will tugendsam sein und gehorsam, und …«
    »Du hast meine Gnade verspielt, Mädchen!« Die Stimme der Meisterin bebte. »Ich will, dass du mir morgen früh aus den Augen bist! Doch du bist nicht die Einzige, die diese Mauern verlassen wird.« Damit wandte sich die Meisterin nicht minder zornig der knienden Begine zu. »Margaret, pack die Sachen, die du am Leibe tragen kannst, und verschwinde. Ich will auch dich nie wieder hier sehen.«
    »I-ich?«, stieß die junge Begine entrüstet aus. »Aber – ich habe Euch doch diese Metze ausgeliefert! Ich habe nichts falsch gemacht!«
    »Du hast deinen Mitschwestern den Schinken vom Munde weg gestohlen, Weib. Du dachtest, du könntest Luzindes Beschuldigung gegen dich schwächen, in dem du ihren Ruf zerstörst. Du hast dabei nur eines nicht bedacht.«
    »Was?«, fragte Margaret wütend.
    »Luzinde hat dich nie beschuldigt, den Schinken genommen zu haben.« Margaret stand der Mund offen, als die Meisterin weitersprach. »Das einzige Zeugnis über deinen Diebstahl erhielt ich aus deinem eigenen Mund, als du versuchtest, den Vorwurf abzuschwächen. Indem du ihre Sünde verraten hast, hast du deine eigene offenbart.Wie steht es in den Sprichwörtern geschrieben? Die Güte eines Menschen kommt ihm selbst zugute, der Hartherzige aber schneidet sich ins eigene Fleisch.
Geh in dich, meine Tochter! Hättest du geschwiegen, es ginge Euch beiden jetzt nicht schlechter als vorher.«
    Margaret brauchte ein paar Augenblicke, um das zu verdauen. Dann nickte sie. »Gebt mir meine Mitgift, und ich gehe. Ich kann diese stinkende Bauernkate sowieso nicht ertragen!«
    »Deine Mitgift gehört der Klause und ihren Bewohnern, denn du hast gegen die Gesetze Gottes und deiner Mitschwestern verstoßen. Geh mit dem, was du am Leibe trägst, und geh mit Gott – aber geh!«
    »Ja wo sollte ich denn wohl hingehen? Ohne das Geld nimmt meine Familie mich schon gar nicht zurück – die haben Euch doch das Silber bezahlt, um mich loszuwerden!«
    »Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du deine Mitschwestern beraubt hast«, erwiderte Meisterin Elisabeth.
    Wäre Luzinde nicht so wütend auf die verzweifelte Begine gewesen, hätte sie ihr beinahe leidgetan. Immerhin konnte sie deren Entsetzen nachempfinden. Sie erinnerte sich an den Hunger, das Fieber, die Furcht vor jedem Bauernhaufen, der Hand anlegen würde an eine schutzlose Vagabundin. Dieser alte Schrecken lähmte sie nun selbst beinahe. Wo

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