Die Lichtermagd
seiner Manneskraft in ihrem Schoß fühlen, wie sie es schon einmal getan hatte, nachdem er ihr seine Liebe gestanden hatte … Doch sie durfte nicht, noch nicht. Sie musste widerstehen, denn sie musste es wissen. Also presste sie die Beine zusammen, um seinen Fingern den Eintritt zu verwehren. Konrad stöhnte frustriert, seine Hand suchte härter danach, ihre Beine zu öffnen.
»Konrad!« Sie griff mit der Hand nach seiner und zog sie weg. »Du tust mir weh.«
»Was denn noch?«, seufzte er und ließ locker.
»Du bist der Sohn eines reichen Grundherrn, ich nur die Tochter eines Schreibers. Du musst es mir sagen, nicht einfach nur zustimmen! Sag es mir wie beim letzten Mal. Dann glaube ich es.« Sie lächelte und schob sich näher an ihn, so dass sie die Wärme seines Körpers an ihrem spürte.
Konrad schloss die Augen und schwieg einen Augenblick. Dann lehnte er seine Stirn gegen ihre. Seine Hand strich über ihre Wange, sein Daumen liebkoste ihre Lippen. »Natürlich liebe ich dich, Luzinde. Lägen wir sonst hier nackt, gleichsam wie Mann und Frau, vor dem Herrn?«
Das Mädchen küsste seine Hand und entspannte sich. Ihr Traum erfüllte sich. »Dann wird ja alles gut«, seufzte sie erleichtert. »Dann müssen wir nur noch heiraten, und alles wird gut.«
»Heiraten?« Konrad riss die Augen auf und erstarrte. »Warum sollten wir heiraten, wenn doch niemand etwas von uns weiß?«
»Weil sie’s bald wissen werden, Liebster«, schmunzelte Luzinde und legte die Hand auf ihren Bauch. »Ich trage deinen Sohn in mir.«
Wie vom Hafer gestochen sprang Konrad Berainer auf. »Schwanger!«, keuchte er. »Aber wir sind doch gar nicht getraut! Nur Ehepaare bekommen Kinder!«
»Vielleicht hat Gott uns ja bereits verbun-«
»Schwanger!«, stieß er erneut aus. Der kräftige junge Mann griff nach seinem langen Hemd und zog es sich hektisch über, als könne er damit alles wiedergutmachen.
»Aber Konrad! Beruhige dich doch. Wenn wir bald vor den Altar treten, ist das alles gar nicht so schlimm. Noch wird man mir nichts ansehen, und manche Kinder werden zu früh geboren. Wir flunkern einfach und sagen, es sei in der Ehenacht gezeugt. Wir -«
»Ich bin versprochen, Weib! Ich bin der Margaret Welser versprochen und soll sie bald heiraten!«
»Ich weiß«, gab Luzinde zurück. »Aber du kannst ja schlecht zwei Frauen heiraten, nicht wahr?«
»Aber die Welser haben drei Höfe! Die Familie hat reiche und einflussreiche Freunde bis Nürnberg und darüber hinaus! Deinem Vater gehört ja nicht einmal sein Haus. Ich muss die Margaret heiraten.«
»Aber du liebst sie doch nicht, Konrad.Willst du lieber drei Höfe haben und dein Leben in Einsamkeit verbringen?«
Nun blieb Konrad Berainer stehen und starrte sie an. Die Frage blieb bedeutungsvoll im Raume hängen. Der Blick des Mannes, für den sie so reine Gefühle hegte, war hart. »Luzinde, du bist eine dumme Gans! Du sagst doch selbst – du bist die Tochter eines Schreibers. Mir wird einmal fast das ganze Dorf gehören! Und ich liebe dich nicht. Hörst du? Ich habe das nur gesagt, um dir meinen Schwanz zwischen die Beine zu stecken. Gott ist mein Zeuge, du hast es mir nicht besonders schwergemacht.«
In Luzindes Ohren rauschte es. Hatte er nicht gerade noch
gesagt, dass er sie liebe? War der Teufel in ihn gefahren, dass er jetzt so grob und hässlich zu ihr war? Oder sollte sie ihren Jungfernkranz etwa einem groben, falschen Klotz geschenkt haben? »Aber …«, stammelte sie, als ihr die Wahrheit dämmerte, »wenn du mich nicht willst … was soll ich denn dann tun?« Ohne Ehemann ein Kind gebären? Das war unerhört! Man würde sie als Hure an den Pranger stellen. Ihre Eltern würden sie verstoßen.Vielleicht würde man gar ihre ganze Familie mit Steinen aus Lindelberg verjagen!
»Was schert es mich?«, schnaubte der junge Mann. »Lass es wegmachen. Oder geh selber weg. Hauptsache, du ziehst mich da nicht mit rein. Du bist eine Hure, nicht ich.« Damit stieg er vom Heuboden hinunter und stampfte durch die Scheune davon. Zurück ließ er ein junges Mädchen von gerade einmal fünfzehn Jahren in Tränen aufgelöst.
Luzinde saß einfach nur da, unfähig, sich zu bewegen. Noch nie in ihrem Leben hatte sie eine solche Angst in ihrem Bauch gefühlt. Spätestens, wenn man die Schwangerschaft sehen würde, gälte sie im Ort als Dirne. Was würden die Eltern sagen? Was der Pfarrer? Er predigte stets die göttliche Vergebung – aber konnte Lindelberg vergeben? Luzinde glitt auf
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