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Die Lichtfaenger

Die Lichtfaenger

Titel: Die Lichtfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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zurück!«, antwortete Löher und rief nach der Wirtin.
    »Für mich noch ein Bier!«, schrie Bewell hinterher und langte ebenfalls in seine Tasche.
    »Ach, so ein Mist!« Mit ungläubigem Gesicht tat er so, als ob er aufgeregt weitersuchte. »Ich habe tatsächlich meinen Geldbeutel daheim liegen gelassen! Es ist mir unangenehm, aber…«
    Da passen die drei gut zusammen, der Thynen, der Halfmann und der Bewell, dachte Löher verärgert, wenn es ums Zahlen geht, sind alle drei die gleichen Entenklemmer und sie finden immer wieder einen Dummen! »Alles auf meine Rechnung!
    Ich muss nach Hause, noch etwas arbeiten!«, sagte er und trat hinaus in die abendliche Dämmerung.
    Wen konnte der Bewell mit seinen geheimnisvollen
    Andeutungen gemeint haben? So sehr er sich den Kopf zerbrach, er kam nicht dahinter. Mit einem Mal wurde sein Schritt langsamer, dann blieb er mitten auf der Straße stehen.
    Warum hatte sich bis jetzt noch niemand Gedanken darüber gemacht? War es vielleicht so, dass die Mäuse leichtsinnig und übermütig geworden waren, weil die Katze aus dem Haus war?
    Die Katze war fort, ja, aber sie würde wiederkommen, da hatte der Bewell Recht! Wieso war er nicht früher darauf gekommen? Er konnte es drehen und wenden, wie er wollte, es blieb eigentlich nur eine Person übrig, die von mindestens vier Frauen besagt worden war. Die Person wohnte in seiner Nachbarschaft, ihr Mann lag schon seit Wochen im Kerker und die Frau hieß – Gertrud Lapp. Und wenn er sich irrte? Zögernd blieb er vor seiner Haustür stehen, hatte sie schon einen Spalt breit geöffnet, zog sie dann entschlossen wieder zu. Er musste die Lapp zumindest warnen.

    Gertrud Lapp sah ihn misstrauisch an, wie er nun unbeholfen vor ihr stand, verlegen herumdruckste und nicht wusste, wie er anfangen sollte.
    »Also, es ist so, Gertrud«, fasste er sich dann, »der Buirmann hat sich zwei Personen ausbedungen, die er ohne
    Namensnennung verhaften lassen will. Eigentlich dürfte ich dir das gar nicht sagen und bitte dich auch, es für dich zu behalten.
    Die eine war die Frau unseres Schöffenkollegen Gottfried Peller, Gott sei ihrer Seele gnädig und er schenke ihr eine fröhliche Auferstehung. Jetzt hat er noch eine Person frei und er wird die erpresste Zusage der Schöffen einfordern, sobald er zurück ist!«
    »Und? Was geht mich das an?«, fragte sie mit unwilliger Höflichkeit.
    »Dein Herbert liegt schon im Gefängnis…«
    »Das ist ein Irrtum! Das wird sich aufklären und sie werden es nicht wagen, sich an meinem Mann zu vergreifen, der seit fast dreißig Jahren Schöffe ist, zweimal Bürgermeister war und sich auch sonst vielfach um die Stadt verdient gemacht hat!«, unterbrach sie ihn schroff.
    Löher hatte da so seine Zweifel, wollte ihr aber die Hoffnung nicht nehmen. »Gott gebe, dass es so sei«, lenkte er ein,
    »trotzdem möchte ich dir empfehlen, auf der Hut zu sein!«
    »Was willst du damit sagen?«
    Löher spürte, wie sie noch abweisender wurde, ja beinahe feindselig.
    »Was ich damit sagen will, ist, dass vermutlich du diese zweite Person bist. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass es so ist. Tatsache ist, dass dein Name auf Buirmanns Liste ganz oben steht. Mindestens vier Besagungen liegen gegen dich vor!«
    »So! Und von wem? Ich bin eine ehrbare Frau! Wer hätte einen Grund, mich zu besagen?«
    Kurz überlegte er. Er kannte die Gertrud lange genug, um zu wissen, dass Geheimnisse bei ihr nicht sonderlich gut aufgehoben waren. Bis morgen Abend würde halb Rheinbach erfahren haben, wer sie beschuldigte, und sie würde überall herumerzählen, was das für üble Weiber seien, und damit den Wahnsinn nur weiter anheizen.
    »Namen kann ich dir keine nennen. Es muss genügen, dass du mir glaubst!«
    »Und was würdest du mir raten?«, fragte sie spitz.
    »Sieh zu, dass du von hier fortkommst, solange du noch Zeit dazu hast! Geh nach Köln oder sonst wohin!«
    Ihre schmalen Lippen verkniffen sich zu einem dünnen Strich und ihre Augen blickten böse. »Hermann Löher, du kommst in mein Haus, sagst mir mehr oder weniger unverblümt, ich sei eine Hexe, und rätst mir, aus Rheinbach zu verschwinden? Das ist ungeheuerlich! Das lasse ich mir nicht gefallen! Namen kannst du natürlich keine nennen! Glaubst du, ich bin wirklich so dumm und durchschaue das nicht? Kaum wäre ich weg, hieße es, ich sei eine Zauberin und geflohen, bevor man mich entdecken konnte! Das wäre ein klares Schuldbekenntnis und ich bräuchte mich hier nie mehr blicken

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