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Die Lichtfaenger

Die Lichtfaenger

Titel: Die Lichtfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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Abscheu.
    »Haben Sie schon einmal Ziegenmilch getrunken?«, fragte George Lincoln fröhlich, als Mistress Flake mit einer großen Kanne zurückkam.
    Keine Antwort, alle drei starrten nur wortlos auf die Tassen am Tisch.
    »Schön voll, bitte«, lächelte er.
    »Ähem… äh… für mich nicht so viel!«, versuchte Johnson die Zwangsverkostung zu begrenzen. Strong und Upton schlossen sich sofort an. Doch die Bäuerin kannte keine Gnade, füllte die Becher randvoll. George Lincoln leerte den seinen in einem Zug, bat sogleich um mehr, während seine Begleiter unschlüssig dastanden. Johnson hielt sich die Tasse unter die Nase, roch daran, konnte sich nicht überwinden, Strong nippte, wobei ihm der Ekel ins Gesicht geschrieben stand, und Upton schien der herbe Geruch ebenfalls nicht zu behagen.
    Die Miene von Mistress Flake verfinsterte sich.
    »Heikel auch noch, die feinen Herren!«
    Burr war bereits bei der dritten Tasse, als sich als Erster sein Neffe einen Ruck gab. Strong schloss fest die Augen und kippte das Zeug mit Todesverachtung in sich hinein. Johnson nippte ein paar Mal, während sein Gesicht zunehmend die Farbe des Tasseninhalts annahm, und folgte dann Strongs Beispiel. Danach schnaufte er, als hätte er gerade mehrmals den Brunnentrog vor der Hütte gestemmt.
    »Wie sieht es mit dem Benzin aus? Passt etwas in den Tank?«, wollte Burr von Upton wissen.
    Sein Neffe sah ihn verdutzt an, während die beiden anderen noch mit dem Verdauen ihrer Erfahrungen mit Ziegenmilch beschäftigt waren. Woher sollten die Leute hier Benzin haben?
    »Na ja, etwas geht sicher hinein«, antwortete er zögernd.
    »Matthew«, wandte sich George Lincoln an den Mann im Bett, »wir brauchen wieder mal Benzin!«
    »Du weißt ja, wo es steht!«, lachte der.
    Hinter der Hütte befand sich ein großes Fass, von dem Upton annahm, es diene zum Auffangen des Regenwassers. Darauf lag ein umgestülpter Kübel, dessen Inneres Burr sich eingehend besah. Vorsichtshalber schüttelte er ihn noch aus, dann stellte er ihn auf den Boden und öffnete den Hahn.
    Heraus rann eine wasserklare Flüssigkeit.
    »Was ist das?«, fragte Upton misstrauisch.
    »Probier mal!«
    Upton hielt den Finger in den Strahl, roch vorsichtig daran.
    »Riecht nach nichts!«
    »Mit der Zunge!«
    »Scharf. Es schmeckt scharf!«
    »Kartoffelschnaps!«, lachte Burr. »Schwarz gebrannt, aber den Vorlauf können sie nicht verkaufen. Das Regenfass ist nur Tarnung!«
    »Das Auto läuft mit Benzin, nicht mit Schnaps!«
    Upton sah seinen Onkel an, als ob der übergeschnappt wäre.
    An dessen manchmal unkonventionelle Methoden hatte er sich mit der Zeit einigermaßen gewöhnt, aber das hier ging wohl doch etwas zu weit.
    »Das machen wir immer so. Die Flakes können mit dem Vorlaufschnaps nichts anfangen, weil er nicht trinkbar ist –
    beinahe reiner Alkohol. Über das Rote Kreuz bekomme ich für die beiden kein Geld, nur Naturalien. Also kaufen wir ihnen gelegentlich ein paar Gallonen ab – so kommen wir zu billigem Treibstoff und sie zu ein wenig Bargeld!«
    »Fahren Sie noch hinauf zu den Durnkees?«, wollte Mistress Flake beim Abschied wissen.
    »Ja«, antwortete Burr wahrheitsgemäß, obwohl er wusste, was jetzt gleich kommen würde.
    »Haben Sie es dabei?«, raunte sie.
    Burr verneinte.
    »Ist das Ihr Neffe?«, fragte sie und deutete mit dem Kopf leicht zu George Upton.
    George Lincoln nickte.
    »Sie kommen beide mit!«, sagte sie in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
    Johnson und Strong bedachte sie mit einem abschätzigen Blick, zog die Mundwinkel nach unten. Die zwei waren es nicht wert, wahrscheinlich würden sie nur darüber lachen.
    Sollten sie doch in ihr Unglück rennen.
    »Was soll das werden?«, fragte Upton leise, während die Bäuerin in einer alten, verbeulten Keksbüchse kramte.
    »Später!«, schüttelte sein Onkel den Kopf.
    Endlich hatte Mistress Flake gefunden, wonach sie gesucht hatte, und kam mit zwei Kugeln, etwa haselnussgroß, zurück, steckte eine unter kurzem Gemurmel in Burrs Reverstasche, die andere unter ebenso geheimnisvollem Flüstern in das Westentäschchen seines Neffen. Upton musste sich
    eingestehen, dass ihm dabei ein wenig unheimlich war.
    »Sicher ist sicher!«, sagte Mistress Flake bestimmt.
    Johnson und Strong hatten das Automobil in der
    Zwischenzeit startklar gemacht, soweit es in ihren Möglichkeiten lag, und die beschränkten sich auf das Einlegen der Kurbel. George Upton öffnete nun unter dem Auto den Benzinhahn,

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