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Die Lichtfaenger

Die Lichtfaenger

Titel: Die Lichtfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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auf Überhitzung hindeutende Klopfgeräusche rechtzeitig aus dem Lärm herauszufiltern.
    Entlang eines kleinen Baches ging es nun inmitten dunkler Wälder in eines der unzähligen kleinen und gottverlassenen Täler des Tompkins County.
    Das Gebäude, vor dem sie endlich anhielten, war eine windschiefe Hütte und Thomas Johnson auf dem Rücksitz mutmaßte, wahrscheinlich sei es ein Stall.
    »Oder eine Scheune!«, meinte Eimer Strong.
    »Oh, Mister Burr!«, rief eine schon ältere Frau aus einem Holzverschlag in einem kleinen, eingezäunten Feld. »Ich komme gleich. Ich muss nur noch die Ziege fertig melken!«
    Strong und Johnson warfen sich einen angewiderten Blick zu.
    Burr tat, als hätte er es nicht bemerkt.
    Zwei Studenten hatte er zur Hilfe von Cornell angefordert und die beiden waren ihm zugeteilt worden. Sie kamen aus besseren Kreisen. Johnsons Vater war ein hoher
    Regierungsbeamter und der von Strong beschäftigte in seinem Glaswerk mehrere hundert Leute.
    Die Frau schloss das Gatter zum Verschlag, langte nach einem Büschel Stroh und wischte sich die Hände ab.
    Misstrauisch musterte sie kurz die Fremden, beachtete sie dann aber nicht weiter, während sie auf George Lincoln zukam.
    »Ist schon wieder ein Monat um?«, fragte sie und ihr verschlossenes Gesicht wurde mit einem Mal freundlich und offen.
    »So ist es, Mistress Flake!«, antwortete er und reichte ihr die Hand.
    »Die Lady riecht ein wenig streng!«, bemerkte Johnson leise, doch laut genug, dass alle es hören konnten.
    »Habe ich euch feine Herren hierher bestellt?«, fuhr die Frau herum. »Schert euch zurück in eure Stadt mit euren vornehmen Anzügen, weißen Hemden und gelackten Schuhen! Was habt ihr hier draußen eigentlich verloren? Nicht einmal eine Mistgabel halten können, aber sich über Leute, die ihr Brot ehrlich verdienen, lustig machen! Wieso seid ihr eigentlich nicht an der Front? Mein Sohn, nicht viel älter als ihr, ja, der hat für euch Bürschchen den Schädel hinhalten müssen! Er hatte eben keinen reichen Vater mit Geld und Beziehungen!
    Der Einzige von dem ganzen Gesindel aus der Stadt, der nicht versucht, uns hereinzulegen oder etwas abzuluchsen, ist Mister Burr!« Die Augen der Bäuerin funkelten. »So, und jetzt verschwindet von meinem Grund und Boden!«
    »Nein, nein, Mistress Flake!«, nahm George Lincoln die Frau ein wenig beiseite. »Tun Sie ihnen und mir einen Gefallen: Sie sollen ruhig sehen, dass es nicht selbstverständlich ist, bei reichen Leuten auf die Welt zu kommen!«
    »Na meinetwegen!«, gab sie nach, klang aber nicht gerade begeistert.
    Burr wies seinen Neffen an, das Paket mit der Aufschrift
    »Flake« aus dem Automobil zu holen und in die Hütte zu bringen.
    »Kommen Sie mit!«, forderte er dann die beiden verdatterten Studenten ziemlich schroff auf. »Meine Herren«, sagte er ernst, »Sie haben gerade ein Paradebeispiel arroganten Benehmens geliefert. Diese Leute hier in den Tälern sind großteils bettelarm. Aber sie haben ihren Stolz, krallen sich an ihre Scholle wie ein Baum in die Erde. Das hier«, er deutete auf die Ziegen, »ist ihre Existenz, dazu ein paar kleine Wiesen und ein Kartoffelacker. Der Mann ist seit einem halben Jahr bettlägerig, der einzige Sohn, der sie im Alter hätte versorgen sollen, liegt tot in Frankreich. Sie werden also arbeiten, arbeiten müssen, bis sie in den Sarg fallen. Und dann kommen ein paar eingebildete junge Großstädter vorbei und machen sich auch noch über sie lustig!«
    Thomas Johnson und Eimer Strong schwiegen betreten.
    Das Innere der Hütte war nicht viel komfortabler, als das Äußere vermuten ließ. Ein kleiner Lehmherd, ein Tisch, eine Bank, ein Schrank, ein schmales Doppelbett, bei dessen Anblick sich Burr jedes Mal fragte, wie darin zwei Menschen Platz haben sollten. Eine Tür führte zu einem Verschlag, in dem die Vorräte lagerten und ehemals der Sohn sein Nachtlager gehabt hatte.
    »Wie geht’s, Matthew?«, fragte George Lincoln Mister Flake, der sich mühsam aufrichtete.
    »Es geht schon wieder, muss wieder werden«, lächelte dieser.
    »Meine Pillen?«
    »Sind in dem Paket. Etwas Kleidung ist dabei, Konserven, Mehl, Salz und Zucker. Das Übliche.«
    »Mistress Flake«, wandte Burr sich an die Bäuerin, »ich habe Durst. Wäre es möglich, einen Becher Milch zu bekommen?«
    Lächelnd drehte er sich zu seinen Begleitern um. »Vier Tassen.
    Geht das?«
    Keiner der drei jungen Männer wagte einen Einwand, aber ihre Augen sprühten Protest, Ablehnung und

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