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Die Lichtfaenger

Die Lichtfaenger

Titel: Die Lichtfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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hasste.
    Der Weihbischof tat, als bemerke er es nicht. »Und, Loos?«
    »Ich werde nicht widerrufen! Wenn Ihr deswegen gekommen seid, so hättet Ihr Euch den Weg sparen können!«
    »Immer noch hochmütig und überheblich!« Binsfelds Kopfschütteln schien mitleidig und sein Ton nahm die widerliche, salbungsvolle Färbung an. »Es geht bei Eurem Traktat nicht nur um theologische oder scholastische Fragen, Ihr stellt damit gleichzeitig die Rechtsprechung infrage und beleidigt in ehrabschneiderischer Weise die Obrigkeit. Wie die Richter das sehen…«, Binsfeld griff sich wie zufällig mit der Hand an den Hals, »also wie die Richter das sehen… ich weiß es nicht. Aber Ihr seid in großer Gefahr und ich als Euer Weihbischof fühle mich verpflichtet, Euch darauf aufmerksam zu machen und Euch zu helfen, so weit es in meiner Macht steht!«
    Loos’ Lachen kam bellend, kalt, höhnisch. Beinahe belustigte es ihn, wie Binsfeld zusammenzuckte. Ihn so mitten ins Gesicht zu verspotten – eine solche Respektlosigkeit hatte sich in ganz Trier schon lange niemand mehr herauszunehmen gewagt. »Ihr und um meine Wenigkeit besorgt? Was ist denn mit der Widerlegung meiner Schrift, Wort für Wort, wie Ihr es angekündigt habt? Seit über einem dreiviertel Jahr hält man mich nun hier in Sankt Maximin gefangen und ich habe davon noch keine Zeile gesehen! Stattdessen werde ich von allen möglichen Seiten bedrängt, mich freiwillig von meiner Abhandlung zu distanzieren. Nein, Exzellenz, es geht nicht um mich und mein Traktat, sondern vielmehr um Euch und Eure Eitelkeit. Zwar habe ich nirgendwo Euren Namen erwähnt, aber wer Euer Buch kennt, wird unschwer erkennen, wer gemeint ist. Deswegen habt Ihr Angst davor, dass den Leuten die Augen aufgehen, welch unsinnigen Hirngespinsten sie hinterherlaufen – Hirngespinsten, deren eifrigster Verkünder ausgerechnet der Weihbischof ist! Euer so scheinbar hochgelehrtes Buch übertrifft in seiner Einfalt sogar noch den unsäglichen ›Hexenhammer‹ von Institoris und Sprenger!«
    Loos war es durchaus bewusst, dass er sich um Kopf und Kragen redete und dass sie alles nur Mögliche unternehmen würden, um das Ganze zu vertuschen. Darum hielten sie ihn hier eingesperrt, deswegen hatten sie alles säuberlich vernichtet und verschwinden lassen, was auf sein Werk »De vera et ficta magia« hätte hinweisen können. Wie ihm zu Ohren gekommen war, hatten sie die Werkstatt des Kölner Druckers regelrecht auf den Kopf gestellt, um ja auch des letzten Papierschnipsels habhaft zu werden.
    Binsfeld hielt es nur mit mühsamer Beherrschung auf dem Stuhl. »Ihr stellt Euch nicht nur gegen die Obrigkeit, sondern auch gegen die Kirche!«, schrie er Loos mit hochrotem Kopf an. »Gibt es nicht den päpstlichen Auftrag, gegen Zauberer und Hexen vorzugehen? Was ist mit der Hexenbulle Summis desiderantis affectibus von Papst Innozenz VIII. in der er bestätigt, dass es Personen gibt, die mithilfe des Teufels Schadenszaubereien verüben? Auch das wollt Ihr als Dummheiten abtun?! Hat nicht der Teufel selbst vor Augenzeugen Papst Silvester II. geholt, nachdem er ihn auf den Thron Petri gebracht und mit dessen Hilfe Zaubereien verübt hatte?«
    »Dessen größte Zaubereien darin bestanden, dass er den Abakus weiterentwickelte, diese Rechenmaschine mit Kugeln, die er bei den Sarazenen in Spanien gesehen hatte, und dass er die arabischen Zahlen ins Abendland brachte? Und er war nicht der einzige Papst, der der Zauberei verdächtigt wurde.
    Denkt an Gregor XII. Benedikt den XII. Benedikt XIII. oder Johannes XXI. Wie Ihr seht, schützt selbst die Nachfolge Petri nicht vor solchen Verdächtigungen und ich stelle lediglich die Frage, ob der Auftrag, gegen Zauberer und Hexen vorzugehen, vielleicht nur deshalb erteilt wurde, um nicht selbst der Zauberei bezichtigt zu werden. Übrigens – die wüsten Geschichten um Papst Silvester II. begannen sich erst hundert Jahre nach seinem Tod zu verbreiten. Was die Hexenbulle anbelangt: Wie Ihr selbst wisst, war Innozenz ein schwer kranker, schwacher Mann, der unter dubiosen Umständen Papst wurde, und es gibt Leute, die der Ansicht sind, dass auch mit der Bulle etwas nicht stimmt. Schließlich ist sie in Rom nicht einmal im Register eingetragen! Was meine
    Entgegnungen betrifft, so lasse ich zu dieser Frage nur die Lehren der alten Kirchenväter gelten, und bei diesen kommt kein einziges Wort…«
    Binsfeld war nun aufgesprungen und seine Gestalt füllte den Raum zwischen Zellenwand und

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