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Die Lichtfaenger

Die Lichtfaenger

Titel: Die Lichtfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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ansatzweise überzeugt gewesen wäre! Dafür habe ich einen Richter gefunden, der sich brüstet, wenn der Papst bei ihm vor Gericht stünde, würde er selbst diesen zu einem Geständnis bringen!
    Ein Beichtvater darf bei den Folterungen nicht dabei sein, da er Einfluss nehmen könnte! Ich aber sage, die Beichtiger sollen sich das mit ansehen, ja mit ansehen müssen, meinetwegen hinter einem Vorhang, durch ein Guckloch oder eine Ritze! Sie sollen mit eigenen Augen sehen, wie sie die Ebenbilder Gottes verwüsten! Sie sollen genau hinschauen, wo die Zauberer und Hexen sind! Auf, greift die Kapuziner, Jesuiten, alle Ordenspersonen und foltert sie! Sie werden gestehen! Leugnen welche? Foltert sie dreimal, viermal, sie werden schon bekennen! Bleiben sie immer noch verstockt? Exorziert sie, schert ihnen die Haare vom Leib, weil sie sich durch Zauberei schützen! Fahrt nur fort, sie werden sich ergeben! Wollt ihr noch mehr? So packt Prälaten, Kanoniker, Kirchenlehrer. Sie werden gestehen, denn wie sollen es denn diese zarten, feinen Herren aushalten? Wollt ihr immer noch mehr? Dann foltert mich. Ich werde nicht in Abrede stellen, was ich gestanden habe!« Spee hielt inne, sah Goswin Nickel an. »Doch schweigen werde ich nicht!«

    Spee war erleichtert, als das gemeinsame Abendessen im Refektorium vorbei war. Mohr und Horn straften ihn wie üblich mit Nichtbeachtung, dafür schien es in Peter Roestius zu arbeiten. Immer wieder trafen sich ihre Blicke, wobei Roestius jedes Mal wie ein beim Apfeldiebstahl ertappter Schulbub sofort die Augen niederschlug. Irgendetwas war da los, wenn der sich sonst stets so selbstsicher und überlegen gebende Roestius nicht wusste, wie er sich ihm gegenüber verhalten sollte. Nach dem gemeinsamen Gebet räusperte sich Goswin Nickel und sagte, Bruder Friedrich Spee solle in sein Arbeitszimmer kommen. Roestius hatte es plötzlich auffallend eilig, das Refektorium zu verlassen.
    »Mein lieber Friedrich«, begann Nickel, als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, »es liegen drei Nachrichten aus Rom vor, die dich betreffen. Die erste…«, er langte nach einem Brief auf dem Schreibtisch und reichte ihn Spee, »da, lies selbst! Irgendwie ist es zum General durchgedrungen!«
    »Ich erfahre«, stand da, »dass der Pater Peter Roestius dem Pater Spee durch eine zu strenge Zensur des Buches einige Unannehmlichkeiten bereitet, welches gegen seinen Willen veröffentlicht worden ist, und er sogar damit droht, er werde dafür sorgen, dass es auf den Index kommt. Da ein solches Benehmen wenig der religiösen Liebe entspricht, möge Euer Hochwürden den Pater Peter ermahnen, von der Zensur dieses Buches abzusehen und den Pater Spee in keiner Weise zu belästigen!«
    »Die zweite Nachricht ist, dass du zu den letzten Gelübden zugelassen wirst, womit sich der Orden an dich bindet und du ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft Jesu wirst!«
    Spee spürte, wie es ihn heiß durchflutete, eine Woge von Glück über ihn hereinbrach und seine Seele zum Überlaufen brachte. »Endlich!«, sagte er leise. »Endlich!«
    Wie lange hatte er darauf gewartet! Es gab für ihn keinen tieferen, sehnlicheren, innigeren Wunsch als diesen, seit er in den Orden eingetreten war! Nicht mehr länger nur ein einfacher Landsknecht Christi, sondern ein Soldat des Herrn!
    Nicht mehr kämpfen aus der zweiten Reihe, sondern an vorderster Front! Streiten für den Glauben und die Liebe im Bewusstsein, den Orden hinter sich zu haben! Wie viele Prügel hatte man ihm schon zwischen die Füße geworfen, Intrigen gesponnen, Verleumdungen in Umlauf gebracht, um das zu verhindern!
    »Die dritte Nachricht ist«, Nickels Stimme erreichte ihn nur halb, »dass man bereit ist, für dein Buch eine Druckerlaubnis zu erteilen!«
    Es brauchte ein paar Augenblicke.
    »Sehr gut! Die erste Auflage ist nämlich schon längst restlos verkauft! Was Not tut, wäre eine deutsche Ausgabe!«
    »Ja. Aber man knüpft in Rom ein paar Bedingungen daran!«
    »Und die wären?«
    »Du sollst das Buch nochmals durchsehen und eine
    bereinigte Fassung erstellen. Das heißt, einige Stellen zurücknehmen, entschärfen… verstehst du? Besonders die, die sich hart gegen die Fürsten wenden! Auch unser Fürst Ferdinand von Bayern ist da empfindlich!«
    Spees Augen verengten sich zu zwei schmalen Schlitzen.
    »Wie Schießscharten«, dachte Nickel. War das derselbe Friedrich Spee, der so zarte und innige Kirchenlieder wie »Zu Bethlehem geboren«, »Die ganze Welt, Herr Jesu

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