Die Liebe am Nachmittag
unglaublich anhören, doch du kannst mir glauben, was ich sage, mein Bester; weißt du, ich bin ein so bequemer Sack, dass ich mir nicht einmal bei Frauen die Mühe mache zu lügen.
Gyula zog tief an seiner Memphis und verspätete sich mit dem Rauch eine ganze Weile, vergaß, dass man ihn auch wieder hinausblasen muss.
Ob er wohl glaubt, was er von mir gehört hat? Bis zum nächsten Morgen wird er es glauben, weil er verliebt ist.
So ist das also, mein Lieber. Ich muss auch noch erwähnen, dass dieses Mädchen sofort, als ich anfing, mich bei ihr aufzudrängen, erklärte, ich solle mir keine Hoffnungen machen, mehr als eine nette Freundschaft könne es zwischen uns nicht geben, sie sei eben nicht wie die anderen. Gut, gut, dachte ich, rede du nur. Ich hatte schon mit so mancher Theaterelevin zu tun; kenne auch den Mädchentyp, der schwört, noch unschuldig zu sein,doch wenn sie dann eine Woche später zu mir raufkommen, stellt sich heraus, dass davon keine Rede sein kann, ich bitte dich! Sie wollen sich nur interessanter machen oder schämen sich, die Wahrheit zu sagen. Was nun diese Iboly angeht, du kannst dir denken, ich hatte mich vorher informiert, denn es sind drei Wochen vergangen, und ich war noch keinen Schritt vorangekommen, sie drehte stur den Kopf weg, wenn ich sie, in Rage gekommen, auf den Mund küssen wollte. Ja, sie schob sogar mit ihrem Pfötchen mein Gesicht weg, und einmal biss sie mir, als ich zudringlich werden wollte, sogar in die Hand, und zwar so brutal, dass ich die Spuren einen ganzen Monat lang mit mir herumtragen musste. Hast du so etwas schon erlebt? Sie lässt einfach nicht zu, dass man ihren Schnabel berührt, eine kleine Schauspielschülerin, mein Lieber, wo doch selbst Mädchen aus herrschaftlichen Kreisenschmusen wie die Bürstenbinder! Immerzu erklärt sie, ich sollte sie lieber in Ruhe lassen, wenn ich nur auf das eine aus wäre; auch wenn sie es einem jungen Burschen nicht so übel nehmen würde, mich wolle sie damit jedenfalls nicht narren, schließlich wisse sie, wenn man sich mit einem ernsthaften Menschen einließe, müsste man ihm schließlich alles geben, und deshalb wäre es auch für mich besser, wenn wir mit solchen Sachen gar nicht erst anfingen, und für sie wäre es auch so schön mit mir und so weiter und so weiter. Und, bitte sehr, ich kann dir sagen, wo ich mich über das Mädchen auch erkundigt habe, überall bekam ich zu hören, die wäre bestimmt ehrlich. Niemand wusste etwas Kompromittierendes über sie, man hat sie zwar da und dort einmal mit einem Jungen herumlaufen sehen; aber jetzt wäre sie schon seit langem nur mit einem, also mit mir, zusammen gewesen. Warum ich trotzdem bei Iboly geblieben bin, wo es doch klüger gewesen wäre, die alberne Quälerei zu beenden? Jeden Tag wollte ich eigentlich schon Schluss machen. Und dann hegte ich doch immer wieder neue Hoffnung. Ich lief hinter meinem Glück her, wie man es von den Verlierern beim Pokerspiel kennt. Dieses Mädchen ist nämlich gern mit mir zusammen; auch wenn sie nicht in mich verliebt ist, gewöhnt sie sich vielleicht mit der Zeit so an mich, dass sie sich eines Tages doch ergeben wird. Und außerdem ist die Kleine doch wirklich lieb und unterhaltsam, nicht wahr, ein so anziehendes kleines Geschöpf, aber du kennst sie ja. Also, ich kam von ihr nicht los. Natürlich ist da auch die Eitelkeit, lieber Freund, was soll ich’s leugnen: Es gefiel mir einfach, mit diesem charmanten jungen Geschöpf gesehen zu werden, und die gleiche Eitelkeit habe ich auch bei Iboly gespürt; aber noch etwas, auch das will ich mir noch von der Seele reden. Vielleicht sollte ich ja jetzt auch endlich erklären, warum ich hier über uns schwatze und was ich damit erreichen will. Aber lass mich zuvor noch dies sagen: An jenem Abend, du weißt doch, damals, als ich Ibolyvor dem Theater mit dir zusammen antraf, da bin ich fast ein bisschen eifersüchtig geworden. Und auch du, Gyulu, hast mich an dem Abend bestimmt zum Teufel gewünscht?
»Aber ich bitte Sie.«
Nicht Sie, dich heißt es.
»Also ja, ich bitte dich.«
Von Zeit zu Zeit hebt er den Blick und schaut verwundert auf mich, als könnte er nicht recht glauben, dass ich es bin, der ihm da gegenübersitzt. Gott weiß, was jetzt in seinem Kopf vorgeht; die Zigarette ist ihm zwischen seinen Fingern ausgegangen, er hat vergessen sie abzulegen; immer wieder schaut er auf meine Krawatte, betrachtet den Stoff meines Ärmels, sieht auf meine Hand, ein, zwei Mal auch auf
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