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Die Liebe am Nachmittag

Die Liebe am Nachmittag

Titel: Die Liebe am Nachmittag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Szep
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mein spärliches Haar.
    Weißt du, ich habe sie damals zur Rede gestellt, nachdem du abgezogen warst: Wer ist der Junge? Niemand. Ein Bekannter. Sie könne schwören, dass du sie nichts angehst. Doch sie wollte mir weder deinen Namen sagen noch woher sie dich kennt. Wochenlang habe ich sie gequält. Schon seltsam, nicht wahr, dass sie aus jemand, der sie nichts angeht, ein solches Geheimnis macht? An dem Abend, als ich dich gesehen habe, war sie schrecklich zerstreut. Und so oft ich sie auf dich ansprach,wurde sie nervös,die gute Stimmung war dann jedes Mal gleich dahin, sonst kannte ich sie gar nicht so. Sie lamentierte, ich solle sie mit diesem Thema in Ruhe lassen. Doch ich ließ sie nicht in Ruhe. Und einmal hat sie mir dann alles erzählt,damit ich sie nicht länger quäle. Ja. Ich hatte doch richtig vermutet. Etwas ist unausgesprochen geblieben, aus Rücksicht, um mich nicht zu sehr zu kränken, aber ich habe auch so verstanden. Dass nämlich du der einzige Junge warst, den sie wirklich schätzte; an den sie oft gedacht hat, auch wenn ihr nicht zusammen wart; auch dass du leider keine gute Meinung von der Schauspielerei hast und sie spürt, sie würde dich diesbezüglich nicht umstimmen können, das Theater wäreimmer ein Streitpunkt und ein Problem zwischen euch beiden, selbst wenn sie dich vielleicht dazu überreden könnte, auch als deine Frau das Theater nicht aufgeben zu müssen. Weißt du, diese Iboly ist ein selten begeisterungsfähiges Wesen, sie idealisiert den Künstlerberuf. Kann sich einfach nicht vorstellen, dass jemand die eigene künstlerische Karriere opfert, auch nicht für das große Familienglück. Oft wälzt sie sich schlaflos im Bett, so gestand sie mir, und grübelt, ob du vielleicht im äußersten Fall doch eingewilligt, dich damit abgefunden hättest, dass sie auch als deine Frau am Theater bliebe und du am Ende sogar stolz auf sie gewesen wärst; andererseits hatte sie auch Angst davor, du könntest dich durchsetzen und sie müsste später mit der Sehnsucht nach einem Leben auf der Bühne leben und würde bis zum Tod bedauern, nicht Schauspielerin geworden zu sein. Sie erzählte mir, wie unsanft sie die Freundschaft mit dir abgebrochen hat und dass es so hat sein müssen, damit du wegbleibst. Und das tut ihr weh im Nachhinein,und sie kann dann nicht einschlafen,sagt sie. Aber sie hat halt Angst, dass du sie umstimmen könntest. Will doch unbedingt Schauspielerin werden! Also, lieber Freund, diese Iboly liebt dich auch heute noch. Das wollte ich dir nur sagen.
    Aus Gyulas Mund kommt irgendein Laut, der Lachen und Röcheln zugleich ist, ungefähr so, als wenn ein Fußballfanatiker auf der Zuschauertribüne einen kurzen Urlaut ausstößt, nur ist Gyulas Stimme eben viel leiser.
    Bis hierher, lieber Gyula, war das deine Geschichte. Ich würde jetzt gern mit der meinigen weitermachen, falls du dich noch nicht langweilst. Bitte, ich habe mich beim Theater einmal mit einer Kollegin von Iboly aus demselben Jahrgang unterhalten, den Namen weiß ich gar nicht mehr; dieses Mädchen erzählte mir, sie hätte kürzlich mit Iboly über mich gesprochen; dabei habe sie angedeutet, sie gehe nur deshalb mit mir, weil sie etwas Kultur von mir lernen wolle, auch könnte ich ja als Theaterschriftsteller ein bisschen Reklamefür sie machen, für ihre große Rolle in der Prüfungsaufführung und vielleicht hätte ich sogar die Möglichkeit, sie im Herbst bei irgendeinem Theater unterzubringen. Natürlich wollte dieses geschwätzige Luder Iboly nur schaden; der dummen Pute ist es nicht einmal eingefallen, dass sie mir damit einen Schlag versetzt hat. Macht nichts. Im Gegenteil, es kann nicht schaden, wenn man gelegentlich einen solchen Wink bekommt. Was glaubst du, Gyula, wie alt ich bin?
    Gyula betrachtete mich ein paar Augenblicke lang von der Seite und überlegte, was er dazu Gescheites sagen sollte:
    »Das Alter ist doch Nebensache.«
    Ich werde in den nächsten Minuten siebenundvierzig sein, mein Junge. Zeit für mich, Vernunft anzunehmen. Auch wenn das Mädchen dich damals noch keineswegs verschmerzt hatte, als Jüngeren hätte sie mich geküsst. Und wenn sie irgendeinen anderen hätte, würde sie ihn sicherlich küssen; keine große Sache. Bisher aber geht sie mit keinem anderen. Doch ich weiß nicht, wann mir so etwas zu Ohren kommen wird. Habe keine Ahnung, wie lange sie standhaft bleibt. Sicher hast du auch gehört, wie viele ihr nachlaufen, falls du dich dafür interessierst.
    »Hab ich

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