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Die Liebe am Nachmittag

Die Liebe am Nachmittag

Titel: Die Liebe am Nachmittag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Szep
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gehört, und ich will mich wie ein Kind darüber freuen, dass sie da ist und lebt und auch an dem, was wir träumen. Hier ist diese feine, annehmliche Frau, wie schön, dass sie da ist, wie gut, dass man sie lieben darf, ich will sie lieben, werde sie lieben.
    Wenn ich meinen Schrank öffne und schnuppere, spüre ich immer den Duft ihres Kimonos, auch meine Kleider haben diesen Duft angenommen, wenn ich nur ein Taschentuch herausnehme, so haftet selbst daran ein Hauch von ihrem Parfum. Ich drücke mir das Taschentuch unter die Nase, sauge diese 5Fleurs in mich ein.
    Und dann streichle ich mit der Rechten meine Brust unter der Arbeitsbluse wie das Köpfchen eines Kindes, ach wärst du doch ein bisschen liebeskrank, mein Herz, nur ein ganz klein wenig, es wäre wunderbar.
    Ich warte und warte darauf, hoffe sehr, dass mir ein kleines Kälbchen hier drinnen von links an die Brust stupst, dass mein Herz einmal bis zum Morgen diesen dunklen, reinen, weichen Maulwurfshügel aufwirft.
    Aber jetzt bin ich müde, sehr müde.

8.   Nacht
    Wo war ich denn stehen geblieben? Ach ja, ich sagte, dass ich lieben will. Seht mir nicht in die Augen, ich schäme mich, weil ich ein klein wenig glücklich sein möchte.
    Albern deklamiere und summe ich vor mich hin: lieben, lieben. Liebe soll mich so einhüllen wie im Sommer ein Sonnenbrand den Körper überzieht, nur dass ich mir nicht jeden Tag eine andere wünsche, dass es mich freut, mit ihr beisammen zu sein, dass mir täglich eines ihrer lieben Worte von gestern im Gedächtnis blubbert, mein Herz einen kleinen Schubser bekommt und mir das Blut zu Kopfe steigt, wenn ich daran denke, dass sie nachmittags um fünf läuten wird, dass ich, wenn ich allein bin, manchmal den Kopf zur Seite neige, ach, wie schön wäre es doch, mein Gesicht auf das ihre zu legen. Dass ich lange, sehr lange mit dem Kopf in ihrem Schoße ruhen und ihr zuhören kann, wie ein träges Tier genießen, wenn sie mein Haar streichelt und zerstreut an meinen Ohren spielt. Dass ich an allem, was sie erzählt und mir zu sagen hat, wie beim Steinchenspiel mein Vergnügen finde, dass es auch mir Freude, Genugtuung und Erleichterung verschaffen soll, ihr über alles zu berichten, meine Fantasien, die Eseleien meiner Jugend, meine Schwächen wie auch meine Sorgen. Nein, nein, Betäubung muss ich haben, lateinamerikanischer Musik will ich lauschen, etwas süffeln, ich darf nicht so viel über mich wissen. Ich weiß nicht, wie viel Liebe ich mir wünsche, ich weiß es nicht. Doch bereite ich mich wie auf den nächsten Frühling darauf vor, dass der Himmel sich herausputzt, die Menschen den Meisen lauschen, die trällern, als ob sie auf den Ästen Zuckerwatte schleckten; man wartet so sehr auf den April, den Mai, obwohl dieses Leben ja kein anderes wird und das Haar nicht wieder nachwächst wie das Laub an den Bäumen und man auch den Namen desMenschen nicht vergessen wird, bei dem man noch Schulden hat.
    Man müsste wegfahren mit der Dame, ans Meer, nach Italien oder wenigstens nach Salzburg, doch habe ich kein Geld zum Reisen, nicht einmal zum Hierbleiben reicht es.
    Von einer reizenden jungen Frau hörte ich im letzten Jahr bei prächtigem Herbstwetter: Ich kann mich nicht verlieben, weil ich kein Geld habe.
    Anfangs blieb die Dame jedes Mal zwei Stunden bei mir. Danach anderthalb. Nach zwei Monaten kam es vor, dass sie schon nach einer Stunde davonlief. Es passierte auch, dass sie noch schneller,nach einer Dreiviertelstunde,aufbrach. Sie hatte immer zu tun. Besuche, Bridge, Friseur. Gelegentlich ließ sie sich aber auch durch irgendein Stimmungshoch mitreißen, sagte telefonisch ihre Bridgepartie ab und blieb gleich vier, fünf Stunden. In einer so befreiten Stunde fiel sie mir einmal um den Hals, hielt lange stumm meinen Kopf in ihren Händen und begann zu weinen. Warum weint sie? Nach einigem Zögern sagte sie mit weicher Stimme:
    »Du bist meine Medizin. Wenn du nicht da wärst, würde ich mich umbringen.«
    Für so ehrbar und rein hielt ich sie damals, hatte das Empfinden, dass wir uns im Flug einander näherten, dachte, ich würde sie bekehren können; verblendet wünschte ich mir, die Geschichte möchte ewig währen, wir selbst im Alter noch zusammengehören, wenn wir keinen Körper mehr haben, nur noch eine Seele.
    Ich wollte ehrlich lieben.
    Als wir am Anfang nur spazieren gingen, gab es Stunden, in denen ich deprimiert war, in meiner Hilflosigkeit nur noch mit den Flügeln schlug. Ein paar Tage davor, als meine

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