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Die Liebe am Nachmittag

Die Liebe am Nachmittag

Titel: Die Liebe am Nachmittag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Szep
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schön und anständig, ihr kam es dagegen etwas komisch vor.
    Im vierten Monat fuhr die Dame Ende Juni mit ihrer Tochter und der Nurse in die Sommerfrische nach Österreich. Sie nahm mir das Versprechen ab, nachzukommen und dort ein paar Wochen zu verbringen.
    Dieses Verreisen kam so plötzlich, dass sie mir nach einer Woche schmerzlich fehlte. Was soll das, leide ich vielleicht? Du lieber Himmel? Oder darbe ich nur, habe nichts zu futtern? Sie hat die Küsse mit fortgenommen.
    Es kamen mit Bleistift geschriebene Ansichtskarten. Briefe schrieb sie nicht. Dann schickte sie Telegramme: Bitte kommen, kommen.
    Aber ich habe kein Geld.
    Ich träumte von ihr, ungefähr nach drei Wochen. Es war das erste Mal, dass ich von ihr geträumt habe.
    Wie gut, dass sie weg ist. Wie schön, dass sie wiederkommen wird.

9.   Nacht
    Eigentlich sollte hier mehr über das Mädchen gesagt werden, denn um sie geht es doch.
    Wie war das also letzten Herbst. Ja, nach diesem unserem ersten Spaziergang an der Donau sah ich sie mindestens eine Woche lang nicht. Sie rief bei mir an, zweimal gelang es mir,sie abzuwehren: ich weiß noch nicht, wann ich Zeit haben werde. Ich dachte mir, sie würde es bald satthaben, ständig auf diese Weise abgefertigt zu werden. Beim zweiten Anruf war ich darauf vorbereitet, ihr behutsam zu verstehen zu geben, dass ich für sie keine Verwendung hätte. Doch war es bequemer zu sagen, sie solle mich nochmals anrufen. Also rief sie an. Und da habe ich sie für den nächsten Tag nach der Schule zu dem Treffpunkt vom letzten Mal bestellt. Aus lauter Schwäche natürlich. Vor mir selbst begründete ich es damit, dass es nicht schaden könnte, ihr noch eine Befragung zu gewähren, damit ich Weiteres über ihre Schule erfahren würde, die Welt dieser jungen Leute ist mir ja nicht mehr so geläufig. Früher bin ich, wenn ich im Theater zu tun hatte, schon mal mit Bühnenelevinnen stehen geblieben oder habe mich von ihnen begleiten und mir berichten lassen, wenn sie gerade denselben Weg hatten wie ich. Ich habe sogar die eine oder andere in eine Toreinfahrt gezogen und von ihrem Mund ein wenig Lippenstift abgeweidet, um sie dann zu entlassen. Heute würde mir so etwas nicht mehr einfallen.
    Am folgenden Tag also kamen wir zufällig zur selben Zeit zum Tatort; sie fängt an zu laufen, lacht laut: Hallooo!, reißt beide Hände in die Höh, lässt beinahe die Bücher fallen, die sie wieder unterm Arm trägt.
    Ich spazierte mit ihr nach Buda hinüber, da gibt es am Anfang des Margaretenringes diese nette Konditorei. Eine kleine Jause würde ihr sicherlich gut bekommen. Sie trägt ihre Hände barfuß.
    Wo haben wir heute die berühmten Handschuhe?
    »Hier, in meinem Retikül. Ich hab mich nicht getraut sie anzuziehen.«
    Sie wünschte sich ein Eis. Demonstrierte damit, dass sie überhaupt nicht hungrig sei. Doch nach dem Eis wurde sie schwankend und vertilgte noch ein mächtiges Stück Topfenstrudel.
    Ich betrachtete ihr Gesichtchen, als sie so selbstvergessen aß, genoss, wie sie genossen hat.
    »Hier ist mir ein Pickelchen gewachsen, da haben Sie doch gerade hingesehen? Oder nicht? Gestern war es plötzlich da, ich weiß nicht warum. Scheußlich an dieser Stelle.«
    Ich hätte den kleinen Pickel überhaupt nicht bemerkt, wenn Sie mich nicht darauf aufmerksam gemacht hätten. Ob da jemand diese Pustel unterhalb des Mundwinkels auf ihr Kinn gepustet hat? Diesen winzigen rosa Vulkankegel, kleiner als ein Hirsekorn.
    Augenblicklich zückt sie ihren Taschenspiegel, tastet hin, ach, wenn er doch schon verschwinden wollte.
    Ganz typisch; ich erinnere mich an so viele Mädchen, die mit ihren netten kleinen Pickelchen gehadert haben.
    Das Pickelchen, liebe Iboly, ist herzig, aber diese Fingernägel! Ein Graus. Wie kann man nur so jungen unschuldigen Nägeln ein solches Rot antun!
    Mit einem wilden Orange hat sie ihre Nägel angestrichen, so brutal, dass es beinahe schon rührend wirkt.
    »Gell, es sieht scheußlich aus?« Sie legt ihre beiden Hände auf die Tischkante.
    Wenn du es weißt, warum machst du es dann?
    Weil eine andere Schauspielelevin sie dazu überredet hat. Beim ersten Mal, als die sie gnädig zu einem Abendessen und einer Autofahrt mitnahm, denn das Söhnchen aus irgendeiner Ledergroßhandlung buhlt um sie, dabei hat sie schon einen ständigen Freund; der aus der Lederbranche aber lässt sich jedes Mal, wenn sie mitgeht, zwanzig Pengő entlocken; als Alibi braucht sie deshalb eine Kollegin, weil sie dann ihrem Freund

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