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Die Liebe am Nachmittag

Die Liebe am Nachmittag

Titel: Die Liebe am Nachmittag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Szep
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den Schmetterling, den du dir eingefangen hast und freu dich, wenn du siehst, wie sorglos er davonflattert. Der feine Blütenstaub, der dabei an deinen Händen haften bleibt, er ist deine Belohnung.
    Ich habe mich amüsiert, als die 5Fleurs über eine ihr bekannte Dame erzählte,diese unterstütze regelmäßig eine etwas heruntergekommene Freundin und ließe sich ihre Nächstenliebe dadurch vergelten,dass sie sie einmal wöchentlich zu sich zitiere, um ihr all ihren Ärger, ihr ganzes Leid zu klagen; jene Dame wird nämlich von einem Kavalier, den sie liebt, sehr schlecht behandelt, und wir leben heute ja in einer Zeit, in der selbst Frauen keine Geduld mehr haben, sich der Sorgen einer anderen anzunehmen, sodass diese geplagte Frau bei niemandem sonst Trost erfährt als bei jener Unglücklichen, der sie ihre alten Hüte und Kleider überlässt, sobald sie diese satthat.
    Mit der 5Fleurs spreche ich weder über meine Sorgen noch über die Themen und künstlerischen Pläne, die ich mit mir herumtrage; für die sammle ich eifrig Notizen in meinem Merkbuch, weiß aber nicht, ob irgendwann einmal etwas daraus wird. Für ausführliche Gespräche haben wir auch keine Zeit; so serviere ich ihr die neuesten Pester Bonmots; manchmal komme ich damit auch zu spät, sie hat sie gestern schon beim Bridgeabend im ›Arizona‹ gehört. Weiter erzähle ich ihr lustige Histörchen aus unserer Welt oder besser über das einstige Zigeunerleben, durch das auch ich als Angehöriger der Zunft zusammen mit jungen schreibenden oder malenden Zeitgenossen,mit Musikern und Schauspielern gaukeln musste. Das amüsiert sie außerordentlich, dieses Völkchen ist ihr so fremd, und es kommt ihr vor, als berichtete man über die ahnungslosen, verspielten Schwarzen auf der Insel Haiti.
    Einmal fiel ihr auf, dass mein Kleiderschrank nie verschlossen ist und der Schlüssel immer in der Tür steckt. Und auch die Schubladen meines Schreibtischs stehen offen.
    »Ich hoffe, Sie schließen wenigstens ab, wenn die Putzfrau kommt.«
    Bei mir ist niemals etwas abgeschlossen.
    »Haben Sie denn die Frau immer im Auge?«
    Das will ich gar nicht. Außerdem räumt sie mein Arbeitszimmer auf, während ich in der Badewanne sitze.
    »Und stiehlt sie denn nicht?«
    Natürlich stiehlt sie. Hin und wieder ein Taschentuch oder ein Paar Socken; ganz selten nimmt sie mal ein Hemd mit. Das heißt, sie bringt eines weniger zurück, wenn ich ihr einige zum Ausbessern mitgegeben habe. Sie kann übrigens einmalig schön stopfen.
    »Und Sie lassen das zu?«
    Was heißt zulassen, ich genieße es. Einen Habenichts wie mich macht es stolz, dass man mir etwas stehlen kann. Außerdem habe ich Spaß an der Methode, mit der meine Putzfrau stiehlt. Zum Beispiel Taschentücher alle zwei Wochen, Socken alle zwei Monate ein Paar, Hemden zwei pro Jahr. Das ist ein System, wie bei den Planeten.
    Auch von meinen Zigaretten klaut sie, vom Hochprozentigen nimmt sie jeden Morgen einen Schluck, weniger als ein Gläschen. Aber mein Geld rührt sie nicht an; ich lege das Kleingeld auf den Tisch, wenn ich mich in der Nacht ausziehe. Silber- und Nickelgeld pflege ich zwar nicht zu zählen; aber diese Bori putzt seit fünf Jahren hinter mir her, und in fünf Jahren hätte ich doch auch nach bloßem Augenschein einmal entdecken müssen, dass weniger Geld auf dem Tisch liegt.
    Sie ist ein liebes, sanftmütiges Geschöpf. Hat offene, ehrliche Augen wie ein Kind. Und sie ist anhänglich wie ein Hund. Wenn ich mich erkältet habe, bettelt sie mit gefalteten Händen, ich solle im Bett bleiben und will mich bemuttern, mir Prießnitz-Wickel machen, sie kocht Kamillentee und nötigt mich zum Inhalieren. Manchmal bringt sie Blumen mit, die sie in dem Hof, an dessen hinterem Ende sie in Óbuda wohnen, von den Beeten klaut. Sie hat auch Zeichnungen ihres Söhnchens und Handarbeiten ihrer Tochter dabei, die ich mir ansehen soll, erzählt freimütig aus ihrem bescheidenenLeben dort am Rande der Stadt. Ich kann das hier ohne Skrupel preisgeben, denn die Bori wird bestimmt niemals lesen, was ich schreibe, sie liest auch nicht in der Zeitung, nur im Gebetbuch. Diese kleinen Diebereien sind für die Armen ihr ganzes Glück; mein Gott, denken Sie nur, um wieviel mehr diese Bori dadurch gewinnt als ich verliere.
    Worauf mir die 5Fleurs, vor dem Spiegel stehend, sie macht sich nämlich schon wieder zurecht, erwiderte:
    »Sie sind ein Narr.«
    Sie besah sich im Spiegel und merkte selbst, dass das, was sie sagte, auch so zu

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