Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebe am Nachmittag

Die Liebe am Nachmittag

Titel: Die Liebe am Nachmittag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Szep
Vom Netzwerk:
das ist doch! Wie ich mich auf diesen Nachmittag gefreut habe! Es ist ja auch schon wieder fünf Tage her, seit ich in Ihrer Gesellschaft war. Schauen Sie doch hinaus, wie es gießt, was soll ich da tun, ich werde verrückt vor lauter Langeweile.«
    Lies, Ibi, für solche Regentage hat man das Bücherlesen erfunden.
    »Ja, und auch das Heulen. Ich bin sicher, dass ich den ganzen Nachmittag heulen werde.«
    Sei kein Kindskopf, Iboly. Ruf irgendeinen Jungen an, jeder von denen ist glücklich, wenn er mit dir ausgehen darf.
    »Nein! Ich rufe überhaupt keinen an! Sie wissen doch, dass ich das nicht tue. Warum sagen Sie es dann?«
    Ihre Stimme wurde weinerlich.
    Schämst du dich gar nicht? Einen tüchtigen Nasenstüber hättest du verdient. Wenn du daheimbleiben willst, schalte euer Radio ein, stell dir vor, du wärst verkühlt und freu dich, dass du ein gemütliches, warmes Zimmer hast.
    »Gut, ich freue mich.«
    Arme Iboly, jetzt kommt sie mit diesem enttäuschten, trotzigen Gesicht aus dem Telefonhäuschen, von dem aus sie mich angerufen hat, hinaus auf die Straße, in den Regen.
    Mein Friseur hat die grauen Haare auf meinem Kopf entdeckt.
    Und was für gute Laune das bei ihm ausgelöst hat!
    »Also, lieber gnädiger Herr. Jetzt werden Sie ein Wunder erleben. Ich habe nämlich ein Öl, sensationell, gnädiger Herr, Sie werden es nicht glauben!«
    Was wollen Sie damit?
    »Was ich damit will? Damit wasche ich dem gnädigenHerrn den Kopf, und innerhalb von vierundzwanzig Stunden sind diese weißen Haare wieder so braun, wie sie immer waren. Lassen Sie es mich gleich heute versuchen, gnädiger Herr, ja bitte? Morgen zahle ich Ihnen hundert Pengő für jedes weiße Haar, das Sie noch auf Ihrem Kopf entdecken.«
    Das wäre nicht übel. Ich meine das mit den hundert Pengő.
    Auf der Stelle brachte er die Flasche, sie enthielt irgendeine dunkle Flüssigkeit. Ich solle daran riechen, wie angenehm ihr Duft sei.
    Das Rezept für dieses Haarfärbeöl stammt vom Figaro eines gewissen Kasinos, ein guter Bekannter, mit dem er in der Bukowina viel durchgemacht hat. Ein wunderbares Mittel, dieses Öl.
    Er neigte sich an mein Ohr und flüsterte mir die Namen einiger Herren zu, deren ergrauende Haare er wieder in ihr ursprüngliches Schwarz oder Blond zurückverwandelt hat, bei einem Herrn sogar ins Rote. Ach wenn ich wüsste, wie viele vornehme Herrschaften in diesem Kasino er mit diesem Wundermittel vor dem völligen Ergrauen bewahrt hat.
    Denn, so beteuert er, wenn man das Haar gleich beim ersten Anflug von Grau behandelt, lässt sich die ursprüngliche Farbe nämlich zurückgewinnen. Wir waschen das Haar jetzt einmal, warten ab und waschen es in zwei Wochen noch einmal mit dem Mittel, und nach drei, vier Wochen kann ruhig ein Platzregen kommen, er wird der durch das Öl wiedererlangten braunen Farbe nichts mehr anhaben können.
    Der Kopf von meinem Figaro
    Glänzt wie ein blanker Kinderpo
    Sein ganzes Glück sind meine Haare,
    Ein weites Feld für seine Ware.
    Selbstlos wie ein Heiliger ist er, erwartet nichts als ein wenig Lob für sein Tun. Natürlich wollte er mich umgehend mitder Ölkur beglücken. Ich war unentschlossen, konnte mich noch nicht entscheiden.
    »Die paar grauen Fäden hat bisher keiner bemerkt, und es wird auch niemand wissen, dass wir sie gefärbt haben, da machen Sie sich keine Gedanken, gnädiger Herr.«
    Aber ich werde es wissen, und es genügt mir, wenn ich es weiß. Im Spiegel konfrontiere ich mich dann mit mir selbst. So weit ist es also schon gekommen,wir sind beim Haarfärben angelangt.
    Nein, nein, ich muss das nicht haben; es ist so widerlich, so traurig.
    Übrigens höre ich zum ersten Mal, dass sich auch Herren gegen das einsetzende Grau zur Wehr setzen.
    Wohl weiß ich, dass sich manche Herren ihr Bärtchen schwärzen lassen, wenn es sich zu verfärben beginnt. Aber nicht nur die Herrschaften machen das, auch der Bäckermeister und der Krämer. Und wie man schon aus zwanzig Schritt Entfernung erkennen kann, dass das Bärtchen gefärbt ist! Erstaunlich ist es schon, dass man nicht einmal dieses einfache dumme Dunkelfärben hinkriegt. Das gefärbte Bärtchen ist zwar schwarz, doch bekommt es irgendeinen rötlichen Schimmer und wird dazu hart und leblos. Sieht aus, als hätte man den Herren dieses Zeichen ihrer Manneswürde unter die Nase geklebt. Dann gibt es auch Männer, die sich dadurch gegen das Ergrauen wehren, dass sie es sich einfach wegrasieren lassen. So begegnen uns eines Tages

Weitere Kostenlose Bücher