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Die Liebe am Nachmittag

Die Liebe am Nachmittag

Titel: Die Liebe am Nachmittag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Szep
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nicht einmal hingeschaut haben.
    Iboly hat sich zuerst etwas gesträubt: zum Friedhof, du meine Güte, an einen so traurigen Ort? Und wie langweilig es dort sein wird, und so weit, schrecklich.
    Weit ist es gar nicht, mit dem Autobus können wir in zehn Minuten da sein; langweilig vielleicht, aber das stört uns nicht, du willst doch lernen; und traurig ist es sicher nicht, wirst schon sehen. Auch auf dem Friedhof ist Frühling, außerdemsind doch die Leute in Buda viel bessere und liebenswürdigere Menschen als die Pester, nicht wahr; und erst die Budaer, die schon tot sind, es gibt keine charmanteren und anständigeren Wesen auf der Erde, meine Liebe, oder vielmehr unter der Erde.

33.   Nacht
    Mit der 5Fleurs habe ich mich über den Tod unterhalten.
    Sie hat damit angefangen. Sagte beim Ausruhen und Rauchen in der Dämmerung:
    »Schrecklich, dass man irgendwann einmal sterben muss.«
    Und sie strich mir abwesend über die Hand, als wollte sie sich um Hilfe an mich wenden.
    Wie ist sie jetzt nur auf den Tod gekommen? Aus lauter Selbstgefälligkeit etwa, wo doch das Leben unser schönstes Gefühl ist? In dieser Stille und im Innehalten drängt sich der Todesgedanke gern in unser Bewusstsein; ich kenne das.
    Sie sagt, auch heute früh in der Badewanne hätte sie über den Tod sinniert.
    »Oft überkommt mich, während ich bade, dieses schrecklich beklemmende Gefühl; ich betrachte meine beiden Beine, fühle mich etwas benommen, bin nicht richtig ausgeschlafen; sehe die ausgestreckten Beine vor mir, als läge ich in einem Sarg. Wissen Sie, mir ist dann zumute, als hätte ich plötzlich einen Krampf im Gehirn, und irgendein unbestimmbares Feuer würde mir durch die Adern schießen. Mein Herz beginnt zu jagen, schrecklich. Und dann hebe ich ein Bein an, um mich zu vergewissern, dass ich es noch bewegen kann.«
    Auch in der Nacht kommt der 5Fleurs manchmal der Tod in den Sinn, während sie diese anderthalb Romanseiten liest,die sie zum Einschlafen benötigt. Sie liest, und plötzlich setzen ihre Augen aus; vom Tod ist auf dieser Seite überhaupt nicht die Rede, trotzdem stockt ihr ganzes Bewusstsein. Vielleicht ist es nur der Schlaf. Sie blickt auf die Buchstaben, ohne ihren Sinn zu erfassen, und dann fällt ihr plötzlich der Tod ein. Als hätte ihr Verstand eine imaginäre Ohrfeige bekommen, und sie kann danach nicht denken, spürt nur, dass sich ihr Mund geöffnet hat und ihre Augen auf die trübe rosa Seidentapete starren. Da schließt sie die Augen und stellt sich vor, dass sie jetzt tot in ihrem Bett liegt. Sie erschauert; spürt, dass sich ihre Stirn erwärmt hat; versucht wieder zu lesen, schafft es aber nicht; dann fingert sie nach etwas,dreht sich und seufzt laut auf; wagt das Licht nicht mehr zu löschen; sie vergräbt ihr Gesicht ins Kissen, so betet sie und verharrt in dieser Lage, irgendwann schläft sie dann ein.
    Interessant, daran, dass sie einmal sterben muss, denkt sie auch beim Autofahren; wenn sie manchmal aus irgendeiner Seitengasse in Buda herauskurvt und von einem anderen Fahrzeug um ein Haar erfasst worden wäre, nach solchen Schrecksekunden setzt sich in ihrem Kopf der Gedanke an den Tod fest, und sie kann ihn kaum wieder loswerden. Auch wenn sie abends mit dem Auto durch das Hűvösvölgy genannte Tal in die Stadt fährt, sich das Radio einschaltet und von leichter Musik berieseln lässt, ist es schon vorgekommen, dass sie ohne jeden Anlass ans Sterben denken musste. Angst überkam sie, der Gedanke, allein im Wagen zu sein, einsam auf der finsteren, baumbestandenen Allee, jagte ihr furchtbaren Schrecken ein, die Vorstellung, dass der Tod jetzt und hier zupacken,ihr in den Arm fallen könnte; sie brachte es fast nicht fertig,die Fahrt zu verlangsamen; ihre Hände waren schon völlig kraftlos:ein Augenblick,der Wagen schleudert,und sie landet an einem Baum.
    Mich überrascht es immer, wenn eine hübsche junge Frau vom Tod spricht.
    Es gibt so rundum satte Frauen, selbstsicher und borniert, die pure Eitelkeit und Vergnügungssucht ihr Leben lang; wenn man sie ansieht,will man fast nicht glauben,dass auch sie einmal sterben werden. Ob sie das überhaupt wissen? Es ist, als hätten sie keine Ahnung davon.
    Ich habe manchmal nach dem Mittagessen so blöde Anwandlungen; wenn ich mich für ein Stündchen auf das Sofa lege und das Bewusstsein schon fast schwindet, durchzuckt meinen mit dem Verdauen beschäftigten, sehr lebendigen, fühlenden Körper plötzlich irgendein Schmerz. Ich habe eine

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