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Die Liebe am Nachmittag

Die Liebe am Nachmittag

Titel: Die Liebe am Nachmittag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Szep
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bewusst, dass hier unter uns tote Menschen ruhen. Sie tun mir gar nicht leid, wie sehr ich es mir auch wünsche.«
    Bitte, gib dir bloß keine Mühe.
    »Auch Angst habe ich hier nicht. Immer nur nachts, wenn ich das Licht ausgemacht habe, fürchte ich mich vor dem Tod. Stelle mir vor, wie unten in der Erde die Kröten kommen, und ich kann mich gar nicht rühren. Ein schrecklicher Gedanke!«
    Arme Iboly! Warte, ich will dir eine Kröte fangen und euch miteinander aussöhnen.
    »Dann renne ich weg, so schnell ich kann!« Sie packte mich am Handgelenk, damit ich gar nicht erst versuchen sollte, meine Drohung wahr zu machen.
    Na, jetzt wollen wir aber endlich arbeiten statt dem liebenGott den Tag zu stehlen. Wo hast du denn deine himmlische Rolle?
    Ich nehme sie an mich.
     
    Elftes Bild. Baron und Zsuzsi
     
    Hier fängt Ibolys Rolle an.
    Der Baron bin jetzt ich, und ich gebe die Stichworte für Iboly, das heißt für Zsuzsi.
    Der Baron, er ist Präsident einer großen Bank und Zsuzsi ein armes Mädchen, das eine Stelle sucht und unangemeldet beim Herrn Präsidenten eindringt. Gott weiß, wie ihr das gelungen ist; die Bühne ist nun mal die Welt der Fantasie.
    Also los.
     
    BARON (zündet sich eine Zigarette an, dann mit einer Geste, die signalisiert, jetzt wird endlich gearbeitet usw. usw.)
    ZSUZSI (leise): Guten Abend   …
    B ARON : Wer ist da, was gibt es?!   …
    Z SUZSI (verschreckt): Ich bin’s   …
    B ARON : Aber wer sind Sie, und wie kommen Sie hier herein?   …
    Z SUZSI (fast ohnmächtig): Ach mein Gott   … mein Herz   … (hält sich am Tisch des Sekretärs fest)
    B ARON : Sie zittern ja.
    Z SUZSI : Bitte, ich habe mich sehr erschreckt.
    B ARON : Was hat Sie erschreckt?
    Z SUZSI : Meine Vermessenheit. Erst jetzt sehe ich, was ich da gemacht habe!
    B ARON : Das würde mich auch interessieren.
     
    Halt. Jetzt wart einmal, Zsuzsi. Komm noch einmal herein. Grüße.
    »Guten Abend.«
    Noch einmal.
    »Guten Abend.«
    Steh auf. Geh zurück, so; komm langsam näher, zwei Schritte. Jetzt.
    »Guten Abend. Nicht gut?«
    Nein. Klingt nicht gut.
    »Wieso?«
    Ich weiß es nicht. Grüße noch einmal.
    »Guten Abend. Besser?«
    Schlecht. Du affektierst dich. Grüße einfacher. Sei lieb, deine Stimme soll lächeln.
    »Aber ich habe doch Angst.«
    Es genügt, wenn in deinen Augen Angst ist und du leise grüßt. Deine Stimme muss einschmeichelnd sein und natürlicher, verstehst du? Versuch es doch.
    »Guten Aaabend.«
    Nicht mit drei A-s, zwei reichen.
    »Guten Aabend. War es wieder nicht gut?«
    Ibilein. Stell dir vor, du kommst nach Hause, der Papa schläft schon, du begrüßt deine Mama und Bijou, freust dich sie zu sehen. Grüße.
    »Habe die Ehre, bin todmüde, was gibt’s zum Abendessen? So grüße ich, wenn ich heimkomme.«
    Darüber mussten wir beide herzlich lachen.
    Nun stell dir vor, du bist ein kleines Mädchen, gehst zu dem netten Onkel in dem Krämerladen, abends, möchtest ein paar Bonbons von ihm kriegen. Du darfst keine Angst haben, deine Augen strahlen ihn an, auf der Stellage stehen in einer Reihe die Dosen mit den feinsten Seidenbonbons. Also lass hören.
    »Warten Sie.«
    Sie schloss die Augen, um sich in diese Schatzkammer eines Krämerladens zurückzuversetzen.
    »Guten Aabend.«
    Hm, das ist es nicht.
    »Mein Gott! Ich bin wütend!«
    Pst, Iboly. Grüße mich so, als ob es Abend wäre. Nur mich.
    Sie schüttelte wieder den Kopf, dann schloss sie die Augen. Guten Aabend. Guten Aabend.
    Sie hob ihre Stirn an, um sich zu sammeln.
    »Bitteschön, Onkel, geben Sie mir zwei Heller für ein Stück Brot.«
    Das ist nicht Ibolys Stimme. Sie gehört einem kleinen Buben. Er steht plötzlich vor uns, hinter ihm ein kleines Mädchen. Sie sind sieben,acht Jahre alt. Ich habe sie nicht bemerkt, als sie näher kamen. Es sind keine Bettelkinder, sondern kleine Schwindler. Sie tragen Schuhe. Der Bub kann sich das Grinsen kaum verbeißen, man sieht es seinen Augen an.
    Sie kriegen zehn Heller, jetzt aber fort mit euch! Gleich darauf hören wir ihr freudiges Kichern, sie haben es geschafft, uns reinzulegen.
    Iboly hat jetzt keinen Sinn für Späße, wartet mit ungeduldigem Gesicht,bis das freche Lachen verklungen ist,dann sieht sie mir andächtig in die Augen:
    »Guten Aabend.«
    Du lächelst nicht! Pflegst du mich so zu grüßen?
    »Aaach, ich weiß nicht, was mit mir ist. Also noch einmal! Guten Aabend. Guten Aabend.«
    Halt, dieses Zweite war gut. Wiederhole es.
    »Guten Aabend.«
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