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Die Liebe am Nachmittag

Die Liebe am Nachmittag

Titel: Die Liebe am Nachmittag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Szep
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Mädchen.Nein, ich bekomme von Iboly nicht das, was ich ihr entlocken will. Es will einfach nicht klappen!
    Lass sehen, wo haben wir in dem Stück ein bisschen Herz, dein junges Mädchenherz? Nicht wahr, du wirst dich doch verlieben in diesen mächtigen Präsidenten? Wo fängt denn dein Herzchen an zu pochen, wo bekommst du etwas Fieber, eine schöne, animierte Stimmung? Da kriege ich dann vielleicht deine Stimme.
    »Ja?« Sie überlegt. »Ja, im zweiten Akt,wenn mich der Baron mitgenommen hat nach Paris und wir abends im Hotel am Fenster stehen. Das ist eine sehr schöne Stimmung! Hier bitte. Von da an, als:
Zsuzsi das Fenster öffnet

    Also los, Iboly.
     
    ZSUZSI (aus dem Fenster weisend): Dort, Herr Baron, dieses große helle Licht, was ist das?
    BARON: Das ist die Oper!
    ZSUZSI: Und die beiden Türme ohne Dach?
    BARON: Notre-Dame   …
    ZSUZSI: Wo der bucklige Glöckner ist?
    BARON: Er läutet gerade die Glocken   … Der Abend ist da, Zsuzsika.
    ZSUZSI: Tatsächlich   … es ist Abend geworden!
    BARON: e… e… an einem Fenster in Paris.
    ZSUZSI: Und für mich erst!   … Mit einem richtigen Baron!
    BARON: Ein Gläschen American?
    ZSUZSI: Was ist das?
    BARON: Ein Appetitmacher   …
    ZSUZSI: Appetitmacher, den brauche ich nicht!   …
    BARON:   … der vielleicht auch ein bisschen glücklich macht.
    ZSUZSI: Glücklich? Dann probiere ich ihn   … (trinkt). Also der war ganz wunderbar!
    BARON: Noch ein Glas?
    ZSUZSI: Nein, das traue ich mich nicht. Ein halbes Glas Vermouthmit ein paar Tropfen Englischbitter, und die Welt sieht plötzlich ganz anders aus. Paris, das mir bisher nur im Ohr gedröhnt hat, jetzt singt es schon.
     
    Iboly, da heißt es doch in der Anweisung, man hört das Lied von Paris. Sag es noch einmal: Jetzt singt es schon.
    »Paris, das mir bisher nur im Ohr gedröhnt hat, jetzt singt es schon.«
    Sag nur: Jetzt singt es schon.
    »Jetzt singt es schon.«
    Noch einmal.
    »Jetzt singt es schon.«
    Dehn das
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etwas mehr, schließ die Augen und schwinge mit dem Kopf.
    »Jetzt siingt es schon.«
    Du musst süß sein wie Speiseeis und heiß wie Kartoffeln aus dem Backrohr, deine Stimme soll klingen, als sprächest du im Traum. Also, zuerst lausche ein wenig, lächeln! Hörst du es? Paris singt.
    »Jetzt siingt es schon.«
    Nein, es singt überhaupt nicht, deine Stimme sagt etwas anderes. Da steht der Mann hinter dir, in den du dich verliebt hast. Und du bist in Paris, im zauberhaften Paris. Du hast etwas getrunken. Bist glücklich. Verzückt vor Glück. Dir ist, als sänge die ganze Welt. Es gibt nichts anderes für dich als Rosen, Küsse, hübsche Kleider und sorglosen Sonnenschein. Wunderbar ist’s zu leben, großartig, einfach fantastisch.
    »Paris, das mir bisher nur im Ohr gedröhnt hat, jetzt siingt es schon.«
    Ich stehe auf, bin die Zsuzsi:
    … das mir bisher nur im Ohr gedröhnt hat, jetzt siingt es schon.
    »Paris, das mir bisher nur im Ohr gedröhnt hat, jetzt siingt es schon.«
    Nein, diese Iboly will einfach nicht Feuer fangen und schmelzen. Sie strengt sich an, doch sie verfälscht, schwindelt.
    Vielleicht wenn es hieße,die Zsuzsi sitzt mit einem biederen Privatangestellten im Pester Zoo und blickt auf den schattigen Tümpel, betrachtet den umherschwimmenden Schwan und lauscht dabei den Klängen des Blasorchesters der hauptstädtischen Feuerwehr, vielleicht würde dann ihr Herz mitspielen.
    Aber egal, was im Stück vorgesehen ist, eine Schauspielerin oder eine, die Schauspielerin werden möchte, muss sich da hineinversetzen können.
    Ich möchte diesem Kind so gern helfen.
    Hat der Herr Professor die Szene schon mit dir durchgenommen?
    »Noch nicht separat, nur bei der Probe.«
    Und dein Partner? Wer ist der Junge, der den Baron spielt?
    »Der Dudás. Haben Sie ihn noch nicht gesehen? Er ist heuer auch schon im Theater aufgetreten, hat schon zweimal eine kleinere Rolle bekommen.«
    Nein, ich hatte noch nicht das Vergnügen. Also eine auffallende Begabung.
    »Sensationell! Der wird einmal ein ganz Großer. Und intelligent ist er auch, unglaublich. Dabei hat er nur vier Klassen Realschule.
    Iboly erzählt, dass er der Sohn eines Bäckergehilfen ist; der Vater brachte immer vormittags die Brezeln und Kipfeln in die Schule. Auch der Sohn war Bäckerlehrling, und einmal, als der Papa krank war, brachte er zwei Wochen lang das Gebäck. Da war er ungefähr sechzehn, ein hübscher Kopf und schon eine tiefe, dramatische Stimme! Von allen hat er sich Bücher ausgeborgt. Die

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