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Die Liebe am Nachmittag

Die Liebe am Nachmittag

Titel: Die Liebe am Nachmittag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Szep
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Mädchen interessierten sich sehr für ihn und machten auch den Herrn Professor auf ihn aufmerksam. Der gab ihm dann zwei Gedichte zum Auswendiglernen, ein witziges und ein ernstes. Anschließend erklärte er, er würde aus diesem Bäckerlehrling einen großen Schauspieler backen!Nahm ihn als Hörer auf, erließ ihm das Schulgeld und beschäftigte sich mit ihm. Und dieser Dudás ist heute der Stolz der Schule. Irrsinnig fleißig, und er bildet sich ständig weiter, um Mädchen kümmert er sich nicht, obwohl die meisten in ihn verliebt sind, auch die Maci war eine Zeit lang in ihn verknallt.
    Und dich hat er kaltgelassen?
    »Ja, weil ich eingebildete Menschen nicht mag. Der Junge lässt niemanden außer sich gelten, posaunt schon jetzt in der Schule herum, in drei Jahren wäre er der bestbezahlte Schauspieler von Pest, und im ganzen Land würde man von Dudás und keinem anderen Schauspieler mehr reden.«
    Und dieser so begabte Dudás, versucht er dich nicht zu führen, wenn ihr probt?
    »Ach, der kümmert sich doch bloß um seine Rolle, andere interessieren ihn nicht. Er hört, glaube ich, gar nicht, was ich sage, ist nur mit sich selbst beschäftigt. Ich bin für ihn nicht interessant, wenn ich komme, grüßt er mich mit kaum merklichem Kopfnicken, gönnt mir kein Servus mit seiner berühmten dramatischen Stimme. Ein Esel, der glaubt, er könnte mir damit imponieren.«
    Wie angenehm ihr zuzuhören, wenn sie spricht, wenn sie als Iboly redet. Wo bleibt die liebenswerte Leichtigkeit, wenn sie ihre Rolle spricht?
    Doch es wird schon kommen, muss kommen.
    Vielleicht übereile ich die Sache mit ihr; erwarte einfach zu viel, weil ich sie gern mag. Erwarte schon am Anfang, was ich erst am Ende bekommen kann.
    Man darf gar nicht so viel von ihr wollen, wie ich haben möchte. Von einer kleinen Anfängerin, einer Schülerin.
    Auch bin ich ungeduldig, unbestritten.
    Iboly legt mir die Rolle wieder aufs Knie:
    »Ach lassen Sie uns doch lernen. Kann ich anfangen? Da, wo wir am Fenster stehen.«
    Soll ich dich wieder quälen?
    »Quälen Sie mich, quälen Sie mich. Ich brauche das!«
    Wäre es nicht vielleicht klüger, meine Liebe, wenn ich dich nicht quälen würde? Möglicherweise mache ich es gar nicht richtig. Schließlich ist es nicht mein Beruf. Der Herr Professor Tatai, der versteht etwas davon. Soll er dich doch schinden, an dir schleifen, polieren. Ich kann dich ja abhören. Aber bestimmt bin ich dann gar nicht mehr nötig.
    »Doch, ich spüre, dass es gut ist für mich, was ich von Ihnen höre. Sie werden sehen, ich kapiere es, und es wird dann auch; heute ist das Erste doch schon besser gewesen, nicht?«
    Jetzt, Kleines, ruh dich erst einmal aus. Ich bin auch müde. Morgen machen wir weiter, das heißt übermorgen, gut?
    »Gut.« Ihr Gesicht liegt schon an meinem Hals, mein Kinn ruht auf ihrem Scheitel. Ihr Arm schmiegt sich an meine Brust, wie eine Diplomatenschärpe bis hinab zur Hüfte. »Ist gut, und dann wieder unter der Lie… der Linde, ja?«
    Unter der Rosskastanie, hier gibt es keine Linde.
    Es dämmert.
    Ein Schmetterling tänzelt vor meiner Nase herum, ein kleiner lila Schmetterling. Vorhin schwirrte ein rosa Tagfalter an uns vorüber und verlor sich hinter irgendeinem wilden Strauch. Als hätten die bunten Blumen Flügel bekommen. Was für eine Dummheit,sich hier mit anderen Dingen zu befassen, statt sich über Ibolys mir zugewandtes Gesicht zu beugen, mit den Lippen die ihren zu berühren,so wie man mit zwei Likörgläschen behutsam anstößt.
    »Heute Abend muss ich nicht ins Theater zum Statieren.«
    Wohin wollen wir denn essen gehen? Ins ›Ritz‹? Oder lieber in die kleine Gartenwirtschaft, die wir vom Busfenster aus gesehen haben?
    Sie stöhnt und flüstert:
    »Zu Ihnen.«
    Ich reagiere nicht.
    »Wirklich. Sie könnten in der Metzgerei etwas Aufschnitt kaufen, die haben noch offen. Es wäre doch schön oben bei Ihnen. Mein Gott, was spricht denn dagegen?«
    Sie flötet fast. Ach, würde sie doch nur am Fenster in Paris so sprechen.
    Nein, Iboly, du weißt doch, dass wir nicht zu mir gehen. Gott behüte!
    Sie lacht:
    »Wovor denn?«, und presst sich eng an mich.
    Den Rest kennst du doch. Du musst jetzt lernen, darfst aber auch nicht nur an deine Prüfungsaufführung denken. Glaubst du, mir wäre das gleichgültig? Ich wünsche mir das doch auch schon sehr. Aber wir dürfen es nicht, Liebes, es würde dich durcheinanderbringen. Nach der Prüfung, wenn du es hinter dir hast, ja? Am dritten Juni, nicht

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