Die Liebe deines Lebens
gegenüber schuldig fühle. Ich bin auf einer Brücke einem Mann begegnet, und ich muss es schaffen, ihm zu zeigen, wie schön das Leben ist, ich muss ihn überzeugen, dass es sich lohnt zu leben, sonst verliere ich ihn.« Ich wischte mir die Tränen ab, die wieder zu strömen begonnen hatten. »Vor allem muss ich ihm helfen, seine Freundin zurückzugewinnen. Wenn er sie nicht bekommt, dann wird er sich umbringen. So lauten die Regeln, das haben wir abgemacht. Ich kenne ihn erst seit einer Woche, aber manchmal weiß man es einfach, verstehen Sie? Und in dieser Woche ist einiges passiert.« Ich sah auf meine Hände hinunter, und ich spürte es, ich wusste es hundertprozentig.
Eigentlich hatte ich gehofft, erleichtert zu sein. Aber stattdessen hatte ich dröhnende Kopfschmerzen, mein Herz war bleischwer, und die einzigen Reaktionen, die ich auf meine Beichte erhielt, waren das Rauschen des Beatmungsgeräts und das Piepen des Herzmonitors. Dabei wünschte ich mir so sehr ein aufmunterndes Nicken, ich hätte so gern gehört, dass ich verstanden worden war, dass es nicht meine Schuld war, dass ich eine Lösung finden würde. Jemand musste mir
Werkzeuge
an die Hand geben – wo waren meine Werkzeuge geblieben? Ich brauchte ein Buch, ein Buch, das mir die Lösung zeigen würde:
»Wie man absolut alles wieder in Ordnung bringt«
, einen einfachen, schrittweisen Leitfaden, der Herzen heilte, Gewissen klärte und dafür sorgte, dass alle vergeben und vergessen konnten.
Vielleicht reichte es nicht aus, dass ich es erkannt und mir eingestanden hatte, vielleicht musste ich es laut aussprechen. Ich blickte auf, sah Simon an, als könnte mein herzzerreißend ehrliches Geständnis ihn dazu bringen, die Augen zu öffnen.
»Ich habe mich in Adam verliebt.«
19 Wie man sich aufrappelt und den Staub abklopft
»Alles okay?«, fragte der schönste Mann meiner Welt, als ich in Dick Basils chauffeurgesteuerten Wagen einstieg.
Ich nickte. Adam runzelte die Stirn und musterte meine verheulten Augen. Ich musste schnell wegsehen.
»Du hast geweint.«
Ich zog die Nase hoch und starrte aus dem Fenster.
»Wie geht es ihm denn?«, fragte er leise.
Ich konnte nur den Kopf schütteln, denn ich traute meiner Stimme nicht.
»Hat seine Frau wieder was zu dir gesagt? Christine, du weißt, dass du das nicht verdient hattest. Es war total unfair.«
»Maria könnte mich nächste Woche genauso behandeln«, platzte ich plötzlich heraus und staunte selber, was da aus meinem Mund kam, denn ich hatte nicht gewusst, dass ich einen solchen Gedanken gehabt hatte.
Pat stellte das Radio an.
»Wie bitte?«
»Du hast mich genau verstanden. Maria, deine ganze Familie, sie werden mir die Schuld geben. Sie werden sagen, dass ich zwei Wochen mit dir rungegondelt bin, statt dafür zu sorgen, dass du wirklich Hilfe bekommst. Denkst du jemals daran, was mit mir passiert, wenn du deinen Plan in die Tat umsetzt?«
»Sie würden nicht dir die Schuld geben. Das würde ich niemals zulassen«, sagte er und wurde ganz aufgeregt, weil mir das so offensichtlich zusetzte.
»Du wirst aber nicht mehr da sein, Adam, du wirst mich nicht verteidigen können. Dann steht mein Wort gegen ihres. Bei allem. Du kannst dir die Katastrophe überhaupt nicht vorstellen, die du zurücklassen wirst«, stieß ich wütend hervor, und die Worte wollten kaum aus meinem Mund. Denn ich meinte nicht nur die Situation, die Adam zurücklassen würde, ich meinte auch mich selbst.
In diesem Moment klingelte Adams Handy, und als er dranging und ich den Ausdruck auf seinem Gesicht sah, wusste ich sofort, dass sein Vater gestorben war.
Adam wollte seinen toten Vater nicht im Krankenhaus sehen, er wollte den Plan, nach Tipperary zu fahren, nicht aufgeben, und wir mussten dort ja sowieso die Vorbereitungen für die Beerdigung treffen. Also blieben wir im Auto sitzen, als wäre nichts geschehen, obwohl so viel passiert war, obwohl sich alles verändert hatte – sein Vater war tot, und Adam war jetzt offiziell der Chef von
Basil’s
.
»Hast du was von deiner Schwester gehört?«, fragte ich. Nach dem Anruf hatte er sein Handy nicht mehr aus der Tasche geholt. Er hatte mit niemandem Kontakt aufgenommen. Ich fragte mich, ob er unter Schock stand.
»Nein.«
»Du hast dein Handy nicht gecheckt. Solltest du sie nicht anrufen?«
»Ich bin sicher, dass man sie bereits informiert hat.«
»Meinst du, sie kommt zur Beerdigung?«
»Ich hoffe es.«
Seine positive Antwort erleichterte
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