Die Liebe deines Lebens
mich … sentimental.«
Ich auch. Aber dann klingelte Adams Handy.
»Es ist Maria.« Er reichte mir das Telefon.
Ich starrte es an, wollte sofort auflegen, dachte dann aber an Leos Rat. »Geh dran«, sagte ich und schluckte. »Du kannst sie doch zu deiner Party einladen. Nur wenn du willst, natürlich.«
»Bist du sicher?« Zweifelnd sah er mich an.
»Na klar.« Seine Reaktion verwirrte mich. »Möchtest du sie nicht dabeihaben?«
Das Telefon klingelte weiter.
»Ja, schon, aber …«
Wir starrten uns an.
Ich war nicht sicher, was er dachte, aber ich wusste, was ich dachte.
Geh nicht dran, verlieb dich nicht wieder in sie, im Gegenteil. Verlieb dich in mich.
Das Klingeln verstummte, und es wurde sehr still im Zimmer. Adam sah nicht mal auf das Telefon in seiner Hand hinunter. Dann schluckte er schwer. Und trat einen Schritt auf mich zu.
Im gleichen Moment fing das Telefon wieder an zu klingeln, und er erstarrte.
Dann nahm er das Gespräch an und wanderte aus dem Zimmer.
Während Adam mit Pat im Auto wartete, machte ich mich zögernd auf den Weg zu der Station, auf der Simon Conway lag, immer auf der Hut vor seiner Frau, seinen Kindern oder sonst einem Familienmitglied, das womöglich dachte, es würde den Schmerz lindern oder Simon zurückbringen, wenn man mich aus dem Weg räumte. Aber das einzige vertraute Gesicht, das ich sah und vor dem ich mich unwillkürlich duckte, war Angela, die Krankenschwester, die mich letzte Woche, in der Nacht, als ich Adam begegnet war, zu Simon gebracht hatte. Ich erstarrte, als ich sie sah, aber sie lächelte mich freundlich an.
»Ich beiße nicht«, sagte sie. »Eigentlich darf nur die Familie zu ihm rein, aber kommen Sie ruhig.« Sie führte mich in Simons Zimmer. »Ich hab gehört, was passiert ist, als Sie das letzte Mal hier waren. Tut mir leid, dass ich nicht im Dienst war. Aber Sie sollten sich deswegen überhaupt keine Sorgen machen. Simons Frau war durcheinander und brauchte einen Sündenbock. Aber Sie sind nicht schuld.«
»Ich war dabei, ich war diejenige, die …«
»Sie sind trotzdem nicht schuld«, wiederholte sie bestimmt. »Die Mädchen haben gesagt, ihrer Mutter hätte es schrecklich leidgetan. Wir mussten sie aus dem Zimmer bringen, weil es ihr so schlechtging, dass wir ihr etwas zur Beruhigung verabreichen mussten.«
Bestimmt eine äußerst unangenehme Situation, aber mein Stress ließ trotzdem ein wenig nach, als ich es hörte.
»Haben Sie schon mit jemandem gesprochen?«, fragte Angela, und mir war sofort klar, dass sie einen Therapeuten meinte.
Ich hatte nicht vergessen, welchen Rat mir Leo in Bezug auf Adam gegeben hatte, aber das war ein ganz anderes Problem. Trotzdem hatte ich darüber nachgedacht und war endlich zu einer Erkenntnis gekommen, mit wem ich sprechen musste.
Angela ließ mich mit Simon allein. Das Piepen des Monitors und das Rauschen der Herz-Lungen-Maschine waren die einzigen Geräusche in der Stille. Ich setzte mich neben ihn ans Bett.
»Hi«, flüsterte ich. »Ich bin’s. Christine. Christine Rose, die Frau, die es nicht geschafft hat, Sie vor sich selbst zu schützen. Ich frage mich, ob jemand Sie vor mir hätte schützen sollen«, fuhr ich fort, und meine Augen füllten sich mit Tränen, weil die Gefühle, die ich so lange unterdrückt hatte, mich auf einmal überfluteten. »Ich habe mir diese Nacht immer wieder durch den Kopf gehen lassen und versucht herauszufinden, was passiert ist. Bestimmt habe ich etwas Falsches gesagt. Aber ich kann mich nicht erinnern. Ich war so erleichtert, als Sie die Waffe weggelegt haben. Es tut mir leid, wenn das, was ich gesagt habe, Ihnen das Gefühl gegeben hat, Sie wären nicht wichtig genug, Ihr Leben wäre es nicht wert, gelebt zu werden. Denn Ihr Leben ist lebenswert, und Sie sind wichtig. Und wenn Sie mich hören können, Simon, dann kämpfen Sie, kämpfen Sie um Ihr Leben. Wenn Sie es nicht für sich selbst tun wollen, dann tun Sie es für Ihre beiden Mädchen, denn sie brauchen ihren Vater. Es gibt so viele Situationen in ihrem Leben, in denen sie ihn brauchen werden. Ich bin ohne Mutter aufgewachsen, ich weiß, wie es ist, wenn man dauernd, in jedem Augenblick des Lebens einen Geist bei sich hat. Ständig fragt man sich, was er jetzt denken würde, was er tun würde, ob er stolz auf einen wäre …«
Ich schwieg eine Weile und ließ meinen Tränen freien Lauf, dann fasste ich mich wieder.
»Jedenfalls habe ich mir eine Menge Probleme aufgehalst, weil ich mich Ihnen
Weitere Kostenlose Bücher