Die Liebe deines Lebens
zurückgezogen hatte. Den größten Teil des Tages verbrachte er mit halb zugezogenen Vorhängen im Bett, in seinem riesigen Zimmer mit offenem Kamin und einer Sitzecke mit einer riesigen Couch, auf der er später unbedingt schlafen wollte, und ich saß mit hochgelegten Füßen am Erkerfenster, von dem man über Lough Derg hinausblickte. Ich konnte nichts tun, als auf seinen Atem zu lauschen, auf die Uhr zu starren und daran zu denken, dass wir unsere Zeit verschwendeten. In diesem Fall heilte die Zeit keine Wunden, denn wir mussten reden, handeln, Dinge in Ordnung bringen. Ich musste ihm Fragen stellen und ihn unterstützen, aber ich konnte nichts davon tun, weil er sich in sein Schneckenhaus zurückgezogen hatte. Allmählich bekam ich Angst.
Als ich das nächste Mal nach ihm sah, schlief er definitiv, die Arme über den Kopf gestreckt, die Handflächen nach oben, als wolle er kapitulieren. Eine blonde Strähne war über ein Augenlid gerutscht, und ich streckte die Hand aus, um sie wegzustreichen. Er wachte nicht auf, und meine Finger verharrten etwas länger auf seiner weichen Haut. Weil er sich heute Morgen nicht rasiert hatte, schimmerten weißblonde Stoppeln auf seinen Wangen. Sein Mund war geschlossen und zu einer kleinen Schnute verzogen, die ich schon oft bei ihm gesehen hatte, wenn er sich konzentrierte. Unwillkürlich musste ich lächeln.
Dann hörte ich plötzlich ein leises Klopfen und sah Maureen in der offenen Tür stehen. Erschrocken zog ich meine Hand zurück, als wäre ich bei etwas Unrechtem erwischt worden. Wie lange stand sie schon so da? Jedenfalls lächelte sie auf eine Art, die nahelegte, dass sie meine zärtliche Berührung gesehen hatte, und ich trat verlegen zu ihr an die Tür.
»Entschuldigung, dass ich störe, aber ich bringe das zusätzliche Bettzeug, um das Adam gebeten hat.«
Das Bettzeug war für die Couch gedacht, und ich legte die Sachen dorthin.
Mir war klar, dass Maureen mich gern nach meinem Verhältnis zu Adam gefragt hätte, aber sie tat es nicht. »Ach übrigens«, sagte sie und sah zu dem schlafenden Adam, »es hat jemand für ihn angerufen.«
»Ich glaube, wir sollten ihn jetzt lieber nicht stören«, meinte ich leise. »Sie können es ihm ja später ausrichten. Oder ist es dringend?«
»Es war Maria.«
»Oh.«
»Sie hat es auf Adams Handy probiert, aber er geht nicht dran. Sie fragt, ob er möchte, dass sie zur Beerdigung kommt. Sie meinte, sie und Adam hätten ein paar Probleme gehabt und deshalb wäre sie nicht sicher, ob er sie dabeihaben will oder nicht. Sie möchte ihn nicht nerven.«
»Oh …« Ich sah Adam an und überlegte, was ich tun sollte. Der Dubliner Adam hätte gewollt, dass Maria dabei war, aber das hier war nicht der Adam, in den Maria sich verliebt hatte und jetzt wieder verliebte. Deshalb fand ich, dass sie sich erst treffen sollten, wenn er wieder in Form war. Wenn Maria ihn so sah, oder wenn er sie wieder so behandelte wie früher, würde sie das nur zurück in Seans Arme treiben. Ich würde die Sache später mit Adam besprechen müssen, aber ich war sicher, dass er mir recht geben würde. »Ich glaube, es wäre ihm lieber, wenn sie nicht kommt, aber der Grund ist nicht, dass er ärgerlich auf sie ist. Können Sie ihr das bitte sagen?«
»Okay, ich richte es aus«, antwortete Maureen leise. Wieder schaute sie kurz zu Adam, als überlege sie, ob sie mir trauen konnte oder Adam lieber selbst fragen sollte.
Als sie schon ein Stück den Korridor hinuntergegangen war, lief ich ihr nach, denn ich wollte lieber mit ihr sprechen, wenn Adam nicht in Hörweite war.
»Maureen«, begann ich und rang verlegen die Hände. »Wir sind nicht … zusammen, Adam und ich. Ihm geht es in letzter Zeit nicht so gut, er hat Probleme – persönlicher Natur.«
Maureen nickte, als wisse sie Bescheid darüber.
»Er würde es nicht gut finden, dass ich darüber spreche, und ich bin sicher, dass Sie ihn besser kennen als ich, aber ich versuche wirklich nur, ihm zu … helfen. Schon die ganze letzte Woche, und ich dachte eigentlich, es funktioniert. Ich weiß ja nicht, wie er normalerweise ist, aber in den Tagen nach unserer ersten Begegnung erschien er mir … unbeschwerter. Der Tod seines Vaters ist ein Rückschlag für ihn. Obwohl ich natürlich weiß, dass es keinen guten Zeitpunkt gibt, jemanden zu verlieren …«
»Haben Sie Mr Basil einmal kennengelernt?«
»Ja.«
»Nun, dann verstehen Sie es sicher, wenn ich Ihnen sage, dass wir uns, obwohl ich
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