Die Liebe deines Lebens
dreißig Jahre für ihn gearbeitet habe, nicht besonders nahestanden.«
»Das Gleiche könnte man über ihn und seinen Sohn sagen.«
Maureen schürzte die Lippen und nickte leicht. »Bitte behandeln Sie das vertraulich, aber Adam« – sie senkte die Stimme –, »Adam war schon immer sensibel. Und hart gegen sich selbst. Er konnte den Dingen nicht einfach ihren Lauf lassen, nicht mal bei Kleinigkeiten. Ich habe versucht, für ihn da zu sein, aber Adam wollte lieber alles alleine regeln, in aller Stille, und Mr Basil … na ja, er war eben Mr Basil.«
»Verstehe. Danke, dass Sie mir diesen Einblick gewährt haben, ich werde natürlich nichts davon weitererzählen, das verspreche ich Ihnen. Ich habe buchstäblich seit einer Woche den Blick nicht von ihm abgewandt«, erklärte ich.
»Das geht den meisten Frauen so«, lächelte Maureen, und ich wurde verräterisch rot.
»Die Gründe dafür kann ich nicht näher erläutern, aber ich darf ihn einfach nicht aus den Augen lassen. Daher auch die Zimmer-Situation. Aber ich muss kurz weg und wollte fragen, ob Sie vielleicht für mich auf ihn aufpassen könnten? Bestimmt haben Sie viel zu tun wegen morgen, aber es ist dringend, und ich bin in einer Stunde wieder da. Wäre das möglich?«
Wir einigten uns darauf, dass Maureen sich vor Adams Tür auf einen Stuhl setzte, denn wenn er Maureen auf der Couch am Fußende des Betts entdeckte, wäre er höchstwahrscheinlich ausgeflippt.
»Bitte rufen Sie mich an, wenn irgendetwas ist.« Dann schaute ich noch einmal voller Sorge zu Adams Tür zurück. Konnte ich es wirklich riskieren, ihn allein zu lassen?
»Kein Problem.« Maureen legte mir beruhigend die Hand auf den Arm.
»Okay«, erwiderte ich nervös.
»Sie hatte recht«, sagte Maureen.
»Wer hatte recht?«
»Maria. Sie hat gefragt, ob Adam mit einer Frau hier ist. Mit einer hübschen jungen Frau, die sich um ihn kümmert.«
»Ach ja?«
»Ja«, bestätigte Maureen.
»Und was haben Sie geantwortet?«
»Ich habe ihr gesagt, über Adams Angelegenheiten muss sie mit Adam reden.«
»Danke«, sagte ich mit einem schwachen Lächeln.
Ich fand Pat in der Dienstbotenküche, wie er gerade herzhaft in ein Eiersandwich biss. Schon jetzt war mir angst und bange beim Gedanken an die Fahrt mit ihm – die Geschwindigkeit und jetzt auch noch ein Ei obendrauf, und das alles auf engem Raum. Zwar gab ich mir Mühe, geduldig zu warten, bis er fertig gegessen hatte, aber ich konnte nicht stillstehen, weil ich wusste, dass Adam ohne mich oben in seinem Zimmer war.
»Na gut«, sagte Pat schließlich, stopfte sich den letzten Rest des Sandwichs in den Mund, goss seinen Tee hinterher und stand auf. Dann griff er nach den Schlüsseln und ging zum Wagen.
Mary Keegan, Dick Basils rechte Hand, wohnte zwanzig Minuten entfernt auf einem beeindruckenden Grundstück. Als an ihrem Haus niemand aufmachte, zeigte Pat mir den Weg zu den Ställen und ging selbst zurück, um sich in dem überheizten, nach Eierfurzen stinkenden Auto weiter der Sportsendung im Radio zu widmen, während ich mich an den Zaun stellte und die elegante Frau beobachtete, die durch den Hindernisparcours ritt.
»Das ist Lady Meadows«, sagte plötzlich eine Stimme hinter mir, und als ich mich umdrehte, sah ich Mary hinter mir stehen, zünftig gekleidet in Gummistiefeln, einer warmen Fleecejacke und einer daunengefütterten Weste.
»Ich dachte, das wären Sie auf dem Pferd.«
»Ich? Nein, ganz sicher nicht«, lachte sie. »Ich hätte gar nicht genug Zeit, um jemals so gut zu werden. Ich schaffe nur einen Morgengalopp und Jagden. Die liebe ich besonders.«
»Ist Lady Meadows das Pferd oder die Frau?«
»Das Pferd«, lachte Mary. »Die Frau heißt Misty. Sie ist Schau-Springerin und macht sogar bei Profiwettkämpfen mit. Um ein Haar hätte sie es das letzte Mal zu den Olympischen Spielen geschafft, aber ihr Pferd Medicine Man hat sich im Training das Bein gebrochen. Vielleicht klappt es das nächste Mal.«
»Die Anlage hier ist toll. Wie viele Pferde haben Sie denn?«
»Zwölf. Nicht alle gehören uns, wir vermieten auch ein paar Boxen, das bringt ein bisschen zusätzliches Geld. Aber das Geschäft expandiert. Inzwischen überlegt Misty schon, ob sie auch züchten möchte.«
»Überlegen Sie, hier ganz einzusteigen?«
»Ich? Nein. Warum? Hat man Sie von
Basil’s
geschickt, um mich zu feuern?« Sie bemühte sich offensichtlich, die Bemerkung witzig klingen zu lassen, aber ich sah die Angst in ihren Augen, und
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