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Die Liebe deines Lebens

Die Liebe deines Lebens

Titel: Die Liebe deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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stellen wir das an?«
    Ich drängelte mich an ihm vorbei zur Tür, und ihm blieb keine andere Wahl, als seine Jacke überzuziehen und mir zu folgen.
    Der St. Anne’s Park war rund um die Uhr geöffnet, aber um halb fünf Uhr früh nicht unbedingt der sicherste Ort der Welt. In der Vergangenheit hatte es hier einige Überfälle gegeben, im Lauf der Jahre war wahrscheinlich auch mal eine Leiche aufgetaucht, und der Park hatte keine sonderlich gute Beleuchtung – was ich von den Trinkgelagen meiner Teenagerzeit kannte, aber inzwischen vergessen hatte.
    »Du bist irre«, sagte Adam, folgte mir aber, während ich mit der Taschenlampe den Weg vor uns ausleuchtete. »Denkst du nicht, es ist ein bisschen gefährlich, hier rumzugeistern?«
    »Definitiv. Aber du bist ja zum Glück groß und stark, du wirst mich schon beschützen«, meinte ich mit vor Kälte klappernden Zähnen. Je weiter wir in den Park vordrangen, desto mehr verflog mein Koffeinflash. Da man schon tagsüber auf genügend Bierdosen und frische Graffiti stieß, war mir klar, dass wir nicht allein im Park sein würden, aber ich hatte unseren Countdown im Kopf, und wir hatten keine Sekunde zu verlieren. Ich musste um jeden Preis verhindern, dass Adam Selbstmord beging, denn sonst würde ich mit hoher Wahrscheinlichkeit den Rest meines Lebens schlaflos verbringen.
    Trotz Taschenlampe konnten wir nicht weiter sehen als ein paar Schritte, und die Sonne würde erst in ein paar Stunden aufgehen, um uns zu helfen. Zum Glück kannte ich die gut zweihundert Hektar Park wie meine Westentasche – ich war praktisch hier aufgewachsen. Seit ich das letzte Mal mitten in der Nacht hier durchgestolpert war – als betrunkener Teenie mit meinen Freunden –, waren allerdings mindestens fünfzehn Jahre vergangen.
    Schließlich musste ich stehen bleiben. Ich schwenkte die Taschenlampe nach links und nach rechts, drehte mich in alle Richtungen und versuchte mich zu orientieren.
    »Christine«, sagte Adam mahnend.
    Ich ignorierte ihn und konzentrierte mich darauf, mir den Park im Tageslicht vor Augen zu führen.
    Zögernd machte ich ein paar Schritte nach rechts. Dann blieb ich erneut stehen und ging in die andere Richtung.
    »Herrgott, sag jetzt bloß nicht, du hast dich verlaufen.«
    Ich sagte gar nichts.
    Vor Kälte zitternd stand Adam neben mir. Aus den Bäumen zu unserer Linken hörte man Stimmen. Dann Flaschenklirren.
    »Schnell, hier lang«, zischte ich aufgeregt und schlug die entgegengesetzte Richtung ein.
    Adam murrte leise, aber sauer.
    »Ach, reg dich ab! Du möchtest doch sowieso am liebsten tot sein«, fauchte ich ihn an.
    »Ja, aber die Methode würde ich gerne selbst wählen«, protestierte er. »Und ich hatte echt nicht vor, mich von einem Besoffenen abstechen zu lassen.«
    »Bettler können eben nicht wählerisch sein«, hörte ich mich meinen Dad zitieren.
    Aber wir schafften es wohlbehalten zum Teich, der zum Glück beleuchtet war, wahrscheinlich um zu verhindern, dass Typen wie die, vor denen wir gerade weggelaufen waren, ins Wasser stürzten.
    »Na siehst du«, sagte ich selbstzufrieden.
    »Das war nur Glück. Ein blödsinnig verqueres Glück.«
    »Na, meinetwegen. Aber los jetzt, hol das Seerosenblatt.« Ich stampfte mit den Füßen und rieb mir die Hände, die trotz der Handschuhe eiskalt waren. Ich spürte, dass Adam mich anstarrte.
    »Wie bitte?«
    »Was glaubst du wohl, warum ich die ganzen Sachen zum Wechseln mitgeschleppt habe?«
    »Es sind vier Grad unter null, ich bin überrascht, dass der Teich nicht zugefroren ist. Ich werde an Unterkühlung sterben.«
    »Wenn du mit deinem Todeszeitpunkt nicht so zimperlich wärst, wäre alles wesentlich einfacher. Na gut, wenn es nicht anders sein soll …«, sagte ich resigniert und zog meine Jacke aus. Sofort ging mir die Kälte durch Mark und Bein.
    »Nein, du gehst da nicht rein.«
    »Einer von uns beiden muss es aber tun, und du weigerst dich ja offensichtlich.« Ich machte mich bereit und peilte die Seerosen an.
    »Aber Christine, denk doch an die Menschen, die du liebst«, wandte Adam mit höhnischem Ernst ein. »Die würden bestimmt nicht wollen, dass du so was tust.«
    Ich ließ mich nicht aus der Fassung bringen – ich würde den Park nicht ohne Seerosenblatt verlassen, koste es, was es wolle. Aber jetzt musste ich erst mal vom Rand aus das schönste ausmachen. Viele von ihnen waren zerfetzt und sahen schmutzig aus, aber ich wollte das grünste, rundeste Blatt, das ich finden konnte, ein Blatt, das

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