Die Liebe deines Lebens
bald wie möglich verließ und aus meinem Leben verschwand, und ich musste endlich anfangen, seines in Ordnung zu bringen, das Fundament zu befestigen, so dass er wieder hineinschlüpfen konnte – und dann musste ich ihn warm zudecken und gute Nacht und leb wohl sagen.
»Seit ich Amelia kenne, habe ich noch nie erlebt, dass sie verreisen wollte. Nicht mal übers Wochenende – wenn sie es gemacht hat, dann immer unter Protest. Sie konnte nie reisen, sie war noch nie im Ausland – dass sie diese Reise machen will, ist eine echt große Sache, ganz gleich, ob sie dabei ihre leiblichen Eltern findet oder nicht. Ich hab ihr gesagt, ich begleite sie morgen zu einem Privatdetektiv, vielleicht kann er ihr weiterhelfen.« Ich seufzte. Ich würde Amelia zurückstellen müssen. »Adam, wir sollten nach Tipperary fahren und die Dinge dort regeln. Bei Maria haben wir getan, was wir können, jetzt ist es an der Zeit, Dublin für ein paar Tage zu verlassen. Rechtzeitig zu deinem Geburtstag bringe ich dich zurück, und du kannst bekanntgeben, dass du
Basil’s
nicht übernimmst. Du kriegst deine Maria und deinen Job bei der Küstenwache zurück,
Basil’s
wird gerettet, und mich bist du für immer los.« Ich lächelte schmallippig.
Er sah nicht sonderlich glücklich aus.
»Schau nicht so jämmerlich, morgen haben wir noch hier zu tun. Aber dann müssen wir Maria für ein paar Tage verlassen.«
Ich holte den Karton neben der Tür, der ebenfalls am Morgen geliefert worden war. Schlaflosigkeit hatte durchaus ihre guten Seiten: Online-Shopping.
»Was ist in der Kiste?«, fragte Adam und beäugte sie argwöhnisch.
»Maria hat gesagt, sie will dich sehen. Und morgen wird sie dich sehen, und zwar ziemlich oft.« Ich öffnete die Schachtel und zeigte ihm den Inhalt. »Ta-daa!«
Sein schönes Gesicht begann zu strahlen, und er sah mich staunend an. »Christine, ich wollte, die Welt wäre voller Menschen wie du einer bist, weißt du das?«, lachte er.
Dann füll doch deine Welt mit mir!, schrie ich ihn in Gedanken an.
17 Wie man aus der Masse hervorsticht
Am nächsten Morgen war das Puzzle vergessen, und Adam befand sich, begierig auf sein nächstes Projekt, in der Dubliner Innenstadt. Er trug eine rot-weiß gestreifte Pudelmütze mit roter Bommel, eine braune Perücke, auf der Nase eine runde Brille mit schwarzem Rand, einen rotweißen Ringelpullover, dazu Jeans und einen Wanderstock. Als ich ihn in seiner
Wo ist Walter?
-Montur sah, musste ich lachen und lachen, aber selbst als Walter war er schön.
Ahnungslos fuhr Maria bei
Marks & Spencer
die Rolltreppe nach oben, als direkt neben ihr, jedoch auf dem Weg nach unten, ein Mann auftauchte, der Adam bemerkenswert ähnlich sah und wie Walter aus
Wo ist Walter?
angezogen war. Er blickte nicht ein einziges Mal in ihre Richtung, sondern starrte mit unbewegtem Gesicht geradeaus, und sie fragte sich wahrscheinlich unwillkürlich, ob diese Begegnung Absicht oder nur ein seltsamer Zufall war. Als sie jedoch kurz darauf ihren Brokkoli in den Einkaufskorb packte und plötzlich derselbe Walter mit einem leeren Einkaufswagen an ihr vorbeihuschte, verstärkte sich wohl ihr Verdacht, dass es kein Zufall war, und sie lief ihm nach. Aber er verschwand blitzschnell zwischen den Regalen.
Später saß sie im vierten Stock bei
Brown Thomas
, ließ sich die Nägel maniküren – und siehe da, schon wieder schlenderte Walter an ihr vorüber und schlängelte sich zwischen den Kleiderständern davon. Jetzt war sie bestimmt sicher, dass es Adam sein musste. Der Verdacht bestätigte sich, als sie auf dem Nachhauseweg in der Grafton Street Blumen kaufte und ihn sah, und auch vor dem Fenster von
Butler’s
, wo sie sich einen Kaffee holte, spazierte er vorbei. Den ganzen Tag über ging es so weiter, und sobald sie etwas Rotes aufleuchten sah, starrte sie in die Richtung.
Dann war sie auf der Brücke im Stephen’s Green und sah Walter auf dem Weg unter ihr entlangwandern. »Adam!«, rief sie ihm nach, als er auf der anderen Seite wieder herauskam, aber er schaute nicht zu ihr hoch, fiel nicht aus der Rolle, sondern schlenderte fröhlich weiter, mit seinem seltsam hüpfenden Gang, den Wanderstock schwingend, den großen Rucksack auf dem Rücken.
Maria lachte so laut, dass mehrere Passanten sie verwundert anstarrten, aber das schien ihr vollkommen gleichgültig zu sein. Hätte sie jedoch sehen können, was sich hinter den Bäumen abspielte – dort, wo Walter verschwunden war –, hätte sie aufgehört zu
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