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Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Titel: Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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Scham, die schmalen Schultern bebten.
    »Kein Wunder, dass du es nicht geschafft hast.« Mathildas Ton wurde überraschend sanft. Tröstend strich sie ihr über die Wange. »Du warst ja ganz allein, mein armes Kind. Die gute Gret Selege dachte, Besseres zu tun zu haben, als sich um den Haushalt zu kümmern. Wahrscheinlich wähnt sich die gnädige Frau hier in einem Gasthaus, in dem sie von früh bis spät bedient wird, ohne selbst auch nur einen Finger krümmen zu müssen.«
    Wütend fuhr sie herum. Gret hatte sich ebenfalls bereits des nassen Umhangs sowie der schmutzigen Schuhe entledigt. Die Aufregung schien an ihr abzuperlen wie die Regentropfen. Unverwandt sah sie Mathilda ins Gesicht. Im dämmrigen Licht der schlecht beleuchteten Diele meinte Mathilda gar von neuem ein spöttisches Grinsen um ihre Mundwinkel zu erkennen. Schon wollte sie aufbrausen und ihr vor der Magd ihre Unzuverlässigkeit und Unverschämtheit vorwerfen, da brachte ein energisches Klopfen an der Tür sie völlig aus dem Konzept.
    »Mach auf«, befahl sie Elßlin.
    Der Mairegen hatte sich weiter verstärkt. In Böen peitschte der Wind ihn vor sich her. Sobald die Tür aufschwang, prasselten die Tropfen auf die Fliesen. In der grauen Regenwand war der Bote, der auf der Schwelle ausharrte, kaum zu erkennen.
    »Ich bringe eine Nachricht für Mathilda Huttenbeck«, verkündete er und kramte unter seinem triefenden Umhang einen völlig durchweichten Umschlag hervor.
    »Lasst sehen.« Ungeduldig winkte Mathilda ihn herein. In wenigen Schritten stand er bei ihr und reichte ihr das Schreiben. Sofort bildete sich eine riesige Wasserlache um seine Füße. »Gib ihm eine Münze«, wies Mathilda Elßlin an. Sie hatte keine Lust, den Mann zum Aufwärmen auf eine Schale heiße Suppe einzuladen. Mit zittrigen Fingern erbrach sie das Siegel. Das Schreiben war von Urban. Sie ahnte längst, was er mitzuteilen hatte. Dennoch wartete sie, bis der Bote unter einem laut vernehmlichen Fluch ob der fehlenden Gastfreundlichkeit wieder im Regen verschwunden war, bevor sie den Briefbogen auseinanderfaltete und die Zeilen überflog.
    »Und?«, fragte Gret, als wäre es ihr gutes Recht, als Erste zu erfahren, was Urban Mathilda mitzuteilen hatte.
    Schon spürte Mathilda ihren Atem im Nacken. Das freche Weibsbild erlaubte sich also tatsächlich, ihr beim Lesen über die Schulter zu schauen. Erzürnt fuhr sie herum, beschloss dann aber ein weiteres Mal, ihre Wut im Zaum zu halten. Sie schürzte die Lippen, musterte die junge Frau eindringlich und erklärte in bedauerndem Ton: »Leider muss ich Euch mitteilen, dass die Zeiten, in denen Ihr Euch für die Herrin im Haus gehalten habt, schon vorbei sind. Geht hinauf in die Küche und kümmert Euch um das Essen. Zumindest die Suppe sollte bereitstehen, wenn Euer Schwäher und Euer Gemahl gleich von der Baustelle zurückkehren.«
    Sie hatte erst wenige Stufen auf der Treppe erklommen, als von oben Veit Singeknecht in beschwingtem Schritt die Stufen hinuntertänzelte. Ein Lachen lag auf seinem breiten Gesicht, die grünbraunen Augen strahlten selbst im Dämmerlicht. Fehlte nur noch, dass er fröhlich ein Lied vor sich hin trällerte.
    »So kommt Dora also endlich zurück«, erklärte er gutgelaunt.
    »Wie bitte?« Mathilda meinte ihren Ohren nicht zu trauen. Er nannte Dora offen beim Vornamen! »Wieso seid Ihr in der Werkstatt und nicht auf der Baustelle bei den anderen? Regnet es Euch etwa zu viel? Was ist mit den beiden Seleges?«
    »Die kommen gleich«, erwiderte Veit unbeschwert. »Doch verratet endlich: Wann wird Dora wieder bei uns sein?«
    Die unverhohlene Freude auf seinem Antlitz erklärte mehr als tausend Worte. Kurz blickte Mathilda über die Schulter zu Elßlin und Gret. Wie befürchtet, hatten auch die beiden Singeknechts Auftritt mitverfolgt. Elßlin hatte die großen blauen Augen erstaunt aufgerissen, Gret schmunzelte. Mathilda kniff die Lippen zusammen und stellte in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete, dem jungen Baumeister gegenüber fest: »Mein lieber Vetter und seine Gattin kehren morgen von ihrer Reise nach Hause zurück. Bis dahin gibt es noch einiges zu tun. Entschuldigt mich bitte.«
    Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, stieg sie dicht an ihm vorbei die Stufen hinauf und eilte in die Wohnstube. Grets Stimme hallte ihr nach: »Zuallererst solltet Ihr Renata aus dem Hospital holen. Dora wird toben, wenn sie erfährt, wie Ihr mit der Ärmsten umgesprungen seid.«
    Mathilda verharrte in der

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