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Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Titel: Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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Vetter ist der herzogliche Kammerrat Stöckel. Gnade Euch Gott, wenn Ihr mich aufhaltet.« Ehe der Wachmann sichs versah, schob sie die Pike beiseite und eilte an ihm vorbei. Sogleich rannte er ihr nach und hielt sie am Arm fest.
    »Stehen geblieben!«
    »Und wenn Ihr die Großmutter des herzoglichen Kochs seid, so habt Ihr zu warten wie alle anderen«, eilte ihm der zweite Wachmann zu Hilfe. Unterdessen hatten Gret wie der Jüngling und noch einige andere die Gelegenheit genutzt, um unbehelligt durch das Tor zu schlüpfen. Auch der Fuhrmann schickte sich an, seinen Ochsen zum Losfahren zu bewegen. Erst durch das neuerliche Schnauben des massigen Tieres wurden die Wachleute aufmerksam. Einen Moment schauten sie unschlüssig zwischen Mathilda und dem Fuhrwerk hin und her, dann entschlossen sie sich, doch lieber den Wagen aufzuhalten, und ließen von Mathilda ab.
    »Wohlgetan, meine Herren.« Verärgert klopfte sich Mathilda die Arme, als wären sie durch den Zugriff der Wachleute schmutzig geworden, dann hastete sie weiter.
    »Wie gut, dass Ihr Euch nichts auf die Stellung Eures Vetters einbildet.« Unverhofft tauchte Gret wieder neben ihr auf und schmunzelte. Der Jüngling war längst auf der belebten Langgasse verschwunden. »Die Wachen habt Ihr leider nur wenig beeindruckt. ›Die Ehefrau des herzoglichen Kammerrats‹ klingt eben doch erheblich besser als ›mein Vetter, der Kammerrat‹. Aber leider ist Euch diese Ehre versagt. Als Ehefrau des ehrwürdigen Baumeisters Wenzel Sel…«
    »Haltet endlich Euer niederträchtiges Maul!«, zischte Mathilda. Ohne Gret eines Blickes zu würdigen, rannte sie die Langgasse entlang, wich geschickt Entgegenkommenden aus, achtete jedoch tunlichst darauf, rechtzeitig zu grüßen, sobald sie ein bekanntes Gesicht oder eine wichtige Persönlichkeit erspähte. Achtlos trat sie einen streunenden Hund mit dem Fuß und zwängte sich kurz darauf zwischen zwei Karren hindurch, in der Hoffnung, Gret damit ein für alle Mal loszuwerden. Doch die junge Selege hing weiter wie eine Klette an ihr. Selbst als sie zum Mühlenberg einbog und sich die Straße erheblich verengte, gelang es Gret, ihr dicht auf den Fersen zu bleiben. Mathilda senkte das Antlitz, tat, als wollte sie dem stärker werdenden Regen entgehen. Zuletzt zog sie die Kapuze so tief ins Gesicht, dass sie kaum mehr als die eigenen Fußspitzen sah. Nahezu blind erreichte sie Urbans Haus am oberen Ende des Mühlenbergs und klopfte kräftig. Verärgert sah sie an sich hinunter. So machte sie keinen Staat aus sich. Umhang und Rock waren schlammbespritzt, die Schuhe dreckverkrustet. Wie gern hätte sie Gret dafür verantwortlich gemacht. Am schlechten Wetter aber trug Doras lästige Schwägerin wirklich keine Schuld.
    »Was brauchst du so lang? Soll ich im Regen auf der Schwelle festfrieren?«, herrschte sie Elßlin an, als sich die schwere Eichenholztür nach einer Ewigkeit vorsichtig öffnete. Verängstigt knickste das Mädchen und nahm ihr den Umhang ab. »Häng ihn zum Trocknen auf und bring mir Pantoffel. Ist der Ofen in der Stube eingeheizt? Kaum zu glauben, dass Mai ist. Meine Finger und Füße sind steif gefroren wie im Dezember. Fehlt nur noch, dass der Regen in Schnee übergeht.«
    Beflissen tat die blondbezopfte Magd, wie ihr geheißen, drapierte die regenschwere wollene Heuke über zwei Haken an der rückwärtigen Wand und bückte sich anschließend nach den Pantoffeln, die unter einer Bank bei der Treppe bereitstanden. Sie kniete vor Mathilda nieder, um ihr hineinzuhelfen. Keuchend vor Anstrengung stützte Mathilda sich auf dem Buckel des Mädchens ab, was der Schmächtigen einen leisen Seufzer entlockte. Plötzlich schoss die dreifarbige Katze mit steil aufgerichtetem Schwanz aus einem dunklen Winkel heraus und fauchte böse. Die bernsteinfarbenen Augen des Tieres funkelten im schwachen Licht. Mathilda kreischte auf: »Scheuch dieses grässliche Ungeheuer aus dem Haus! Du weißt genau, dass ich es nicht mag, wenn sie mir um die Waden streicht.«
    Zur Bekräftigung versetzte sie der buckelnden Katze einen Tritt. Mit einem abermaligen Fauchen stob sie davon. Elßlin hauchte »Verzeiht« und brachte rasch die nassen Schuhe fort.
    »Wie weit bist du eigentlich mit dem Essen?«, rief Mathilda ihr nach. »Gleich werden die Männer hungrig nach Hause kommen.«
    »Verzeiht, aber …«, setzte Elßlin erneut schüchtern an, sobald sie wieder vor ihr stand. Dabei wagte sie nicht, das Antlitz zu heben. Ihre Wangen glühten vor

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