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Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Titel: Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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rechnet, kaum dass ich Eure Arbeit in den höchsten Tönen gelobt habe. Dabei habe ich gehofft, wir beide würden ähnlich denken. Waren wir uns eben nicht völlig einig in der Einschätzung so großartiger Bauwerke wie Burg Tapiau oder Ragnit? Allerdings besitzt Ihr den weitaus besseren Blick als ich für das Feine, Besondere. Das beweist einmal mehr Euren angeborenen Sachverstand. Von daher ist es mir ein Rätsel, warum Ihr so wenig an Euch glaubt. Vielleicht rührt es daher, dass es Euer erster Bau ist. Umso beeindruckender, was Euch da gleich auf Anhieb und ohne jegliche handwerkliche Ausbildung gelungen ist.«
    »Das ist allein Bücherwissen. So trocken wie der Staub, der aus den Seiten der alten Folianten rieselt, so trocken sind auch meine sämtlichen Entwürfe. Sie entbehren des Blutes, dessen wahres Künstlertum bedarf, um überhaupt erst lebendig zu werden und beim Betrachter wahre Leidenschaft zu wecken.«
    »Gerade die wahre Leidenschaft ist an Euren Entwürfen mehr als deutlich, vergleicht man sie mit den Arbeiten so manch anderer viel in der Welt herumgereister Baumeister.«
    »Trotzdem habt Ihr etwas daran auszusetzen. Sagt es mir besser gleich. Je eher ich es erfahre, desto lieber ist es mir.«
    »Ihr habt mich völlig missverstanden. Es handelt sich um einen kleinen Änderungsvorschlag, der mit der Beschaffenheit des Geländes zusammenhängt. Als Ihr Eure Pläne angefertigt habt, konntet Ihr nichts davon ahnen. Ebenso wenig war es klar zu sehen, als wir nach Ostern gemeinsam den Baugrund besichtigt haben.«
    Bei der Erinnerung an jenen ersten gemeinsamen Gang über das Grundstück wurde sie abermals verlegen. Ihr war, als brannten die bösen Blicke von Steinmetzmeister Miehlke und Maurermeister Zahnke wieder in ihrem Rücken.
    »Erst als der Aushub voranschritt und wir die für das Fundament erforderlichen Untersuchungen durchführten, sind Euer Bruder und ich darauf gestoßen«, fuhr Veit unterdessen fort. »Der Boden ist weitaus morastiger als zunächst gedacht. Zwar haben wir das Pfahlgerüst deshalb umso enger anlegen lassen und dabei auch nur Eichenholz verwendet sowie die gestoßene Holzkohle sorgfältig um die Pfähle verteilen lassen, und auch der über den Rost aus Eichenbalken gegossene Kalkmörtel ist unter unserer Aufsicht auf das strengste angerührt worden, um auf Ewigkeit die nötige Festigkeit zu bewahren, aber dennoch sollten wir die tragenden Wände dicker mauern als ursprünglich vorgesehen. Eigentlich habe ich Euer Einverständnis bereits vorausgesetzt und die entsprechenden Anweisungen erteilt. Verzeiht meine Voreiligkeit, doch ich wollte keine Zeit verlieren. Die Ungeduld Eures Gemahls stand mir vor Augen. Bis zum Anbruch des Winters will er schließlich das Haus beziehen.«
    »Das ist alles?« Aufmerksam hatte sie seinen umständlichen Ausführungen gelauscht. Vor Erleichterung wollte sie auflachen. »Hinsichtlich des Untergrundes hatte ich bereits Ähnliches befürchtet. Anders als von meinem Gemahl lange erhofft, hat Herzog Albrecht ihm eines der schlechteren Grundstücke am Ende der Junkergasse zugeteilt.«
    »Denkt Ihr, Hausvogt Göllner steckt dahinter?«, warf Veit ein.
    »Göllner? Wie kommt Ihr darauf?« Erstaunt horchte sie auf.
    »Vergesst es. Es war nur so ein flüchtiger Gedanke«, bemühte er sich eine Spur zu hastig, die Frage ungeschehen zu machen. »Was sollte er auch schon damit zu tun haben?«
    »Stimmt, die Sache mit dem Grundstück geht ihn gar nichts an«, erwiderte sie. »Es hängt wohl einfach damit zusammen, dass der Herzog sich viel zu lange überhaupt nicht entschließen konnte, ob und wo er Urban ein Grundstück zuteilt. In der Zwischenzeit hat er ein gutes Dutzend anderer Hofleute versorgt. Also rückte Urban im wahrsten Sinn ans Ende der Junkergasse. Die Nähe zum Schlossgarten ließ mich gleich einen überaus feuchten Grund vermuten, wie Ihr ihn beschreibt. Nicht umsonst hat Herzog Albrecht vor etwa einem Dutzend Jahren durch das Anlegen einiger Karpfenteiche dafür gesorgt, den Garten trockener und damit für die Nutzung zugänglicher zu machen. Leider konnte ich das bei meinem Entwurf noch nicht berücksichtigen. Wenn Ihr also denkt, durch dickere Mauern im Keller könnte man dem morastigen Untergrund trotzen und dem Bau weitere Festigkeit verleihen, bin ich natürlich einverstanden. Wie aber wirkt sich das auf die Gestaltung in den oberen Geschossen aus? Denkt an das Sterngewölbe, das für die Diele vorgesehen ist. Müssen da ebenfalls noch

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