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Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Titel: Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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Renata jedoch weiterhin argwöhnisch im Blick.
    »Dass die Katze verschwunden ist, bedeutet Schlimmes«, murmelte Renata währenddessen. »Es muss kein Feuer im Haus sein. Auch in der Fremde kann etwas anbrennen, was uns allen großes Leid bringen wird.«
    »Was soll das heißen?«, herrschte Gret sie ungeduldig an, wovon Johanna erschrak und losweinte. Hastig schaukelte sie sie auf den Armen, küsste und herzte sie, bis die Kleine wieder ruhig wurde. Gret fröstelte. Renatas wirre Andeutungen weckten wieder die Furcht von vorhin in ihr, die sie gleich beim Betreten des Hauses überfallen hatte. Das Gespenst Göllner hing dort hinten in der Ecke. Es war nicht verschwunden, sondern nur für kurze Zeit unsichtbar gewesen. Jetzt aber wuchs sein dunkler Schatten immer größer aus dem Nichts heraus, breitete seine Fänge aus, um ihr das Kind aus den Armen zu entreißen. Atemlos keuchte sie: »Entweder sagst du uns, was du damit meinst, oder du hältst ein für alle Mal den Mund.«
    »Die Herzogin ist zurückgekommen«, erklärte Elßlin unvermittelt, während Renata beharrlich schwieg und Gret einfach nur anstarrte. Schlagartig wähnte Gret sich ins Tollhaus versetzt.
    »Seid ihr beide des Wahnsinns?«, knurrte sie, setzte das Kind behutsam auf dem Boden ab und stemmte die Hände in den schmerzenden Rücken. Ihr schwangerer Leib schob sich deutlich unter dem blassgrünen Goller heraus. Der dunkelgrüne Samtrock bauschte sich weit auf. Sie wankte zum Tisch und zog sich einen Stuhl zurecht. Die Hände auf die Oberschenkel gestützt, die Füße hüftbreit vor sich aufgestellt, atmete sie tief durch. Dann wandte sie sich erneut den Mägden zu und bemühte sich um einen betont ruhigen, nachsichtigen Ton, auch wenn ihr eher zum empörten Schreien zumute war. »Zum einen ist also die Katze verschwunden, und zum anderen hat die Herzogin Katharina König aufs Schloss bestellt. Das ist doch kein Grund, mich derart zu erschrecken und solch unsinniges Zeug von wegen ›in der Ferne brennt etwas‹ und dergleichen zu faseln. Nach ihrer Rückkehr aus Fischhausen will Dorothea eben unbedingt mit ihrer Bleicherin sprechen. Gewiss gibt es Neuzugänge im Nähzimmer oder wichtige Änderungen am Weißzeug zu klären. Ihr wisst doch, was da so alles ansteht, wenn eine Herzogin ihren Hofstaat von einem Schloss aufs andere verlegt. Deshalb müsst ihr beide hier nicht derart den Kopf verlieren und das arme Kind so durcheinanderbringen. Geht zurück an eure Arbeit und seht zu, alles erledigt zu haben, bevor die König wiederkehrt. Ich bleibe derweil bei dem Kind.«
    »Ahnt Ihr wirklich nicht, was das alles bedeutet?« Elßlin trat vor sie hin. Ihre Stimme klang ähnlich energisch wie vorhin, als sie auf Renata eingeredet hatte. Gret wollte protestieren, da bemächtigte sich jäh wieder die Angst ihrer Seele, und sie war unfähig, noch einen klaren Gedanken zu fassen. »Habt Ihr den schrecklichen Auftritt von Hausvogt Göllner letztens etwa schon vergessen?«, bohrte Elßlin unerbittlich wieder in ihrer Wunde. »Wenn ich die König recht verstanden habe, will die Herzogin mit ihr darüber reden. Der furchtbare Mann hat es wohl tatsächlich geschafft, dem Herzog etwas Schlechtes über die Stöckelin zu erzählen. Es muss mit den Unterlagen zusammenhängen, die er vor einigen Wochen hier im Haus vergeblich gesucht hat. Auch, dass die Stöckelin heimlich nach Krakau unterwegs ist, hat er wohl beim Herzog als böse Tat hingestellt. Wenn ich die König recht verstanden habe, hat die Herzogin mitbekommen, dass ihr Gemahl deswegen einen Brief an den Hof seines Oheims …«
    »Hör auf! Es reicht mit den schlechten Neuigkeiten.« Flinker, als sie es sich selbst zugetraut hätte, sprang Gret vom Stuhl auf. »Ist es denn zu fassen, dass dieser Ausbund von Bösartigkeit es wagt, meine arme Schwägerin derart in Verruf zu bringen? Und das alles nur wegen irgendwelcher lächerlichen Papiere, die mein Schwager ihm zu Lebzeiten wohl aus gutem Grund vorenthalten hat? Gleich muss ich ins Schloss und die Herzogin sprechen.«
    »Die Feuerkatze ist verschwunden. Das bedeutet große Gefahr«, meldete sich Renata wieder zu Wort.
    »Sei endlich still!«, herrschte Gret sie an. »Je öfter du das sagst, je eher wird es wahr werden. Doch vielleicht haben wir Glück, und die Herzogin hat bei ihrem Gemahl ein gutes Wort für Dora eingelegt. Sie muss doch wissen, wie sich das alles in Wahrheit verhält.«
    Gret eilte zu Johanna, küsste sie und befahl ihr, brav bei Elßlin

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