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Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Titel: Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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Wölbung ihres Bauches, die sich deutlich unter dem Laken abzeichnete. Verlegen zog sie die Beine vor den Leib und umschlang sie mit den Armen, um ihre Blöße besser zu verbergen.
    »Es ist nicht, wie du denkst. Jörg ist mit meiner Reise einverstanden. So schnell wie möglich muss ich zu Dora nach Krakau und ihr beistehen. Sie schwebt in allergrößter Gefahr.«
    »Wie kommst du darauf?« Ein Schatten huschte über sein Gesicht. Er wandte den Blick ab, sah zum Fenster. Sein markantes Profil zeichnete sich deutlich vor dem hellen Hintergrund ab. Während sie ihn genau betrachtete, verloren sich seine grünbraunen Augen im grellen Sonnenlicht, das durch das Glas hereinströmte. Staubfussel tanzten auf den milchigen Strahlen, sorgten mitten in der Stube für Nebeldunst. Langsam drehte Veit das Antlitz wieder zu ihr. Trotz seines Bemühens, unbekümmert zu wirken, sprang ihr die Angst deutlich daraus entgegen. »Vor wenigen Wochen erst habe ich sie bei einem Freund meines Vaters in Kazimierz getroffen«, erzählte er heiser. Es hörte sich an, als wollte er eher sich selbst als Gret davon überzeugen, wie gut es Dora ging. »Damals erfreute sie sich bester Gesundheit und schien genau zu wissen, was sie tut. Ihrem Rat habe ich es übrigens zu verdanken, rechtzeitig von Krakau aufgebrochen zu sein. Götz Steinhaus und einige Krakauer Kaufleute wollten mich zum Unglück auf der Baustelle vor zwei Jahren zur Rede stellen. Es hatte den Anschein, als stünde ihr Urteil allerdings schon fest, bevor sie meinen Bericht angehört hatten. Mach dir also keine unnötigen Gedanken um deine Schwägerin. Mit ihr ist alles in bester Ordnung. Längst wird sie auf der Rückreise nach Königsberg sein.«
    »Wenn es doch nur so wäre!« Gret seufzte. »Warum aber schreibt sie uns keine einzige Zeile? Auch von ihrer Base, der Huttenbeck, hören wir nichts. Steinhaus dagegen schickt jede Woche eifrig Briefe an seine Familie, spart darin allerdings jeden Hinweis auf Dora und die Huttenbeck aus.«
    »Das klingt in der Tat sehr merkwürdig.« Nachdenklich rieb sich Veit das kantige Kinn. »Aber vielleicht haben sie sich auch nur gestritten, und deine Schwägerin reist auf eigene Faust zurück. Mitunter kann sie sehr eigenwillig sein.«
    Gret horchte auf, sah ihn an. Er wich ihr aus. Eine Weile ließ sie seine Worte nachklingen. Mechthild kam zu ihr, tupfte ihr mit einem Tuch die feuchte Stirn. Unwillig schob sie sie beiseite, schaute Veit wieder eindringlich an. Langsam wurde ihr zur Gewissheit, was sie schon vor zwei Jahren einmal vermutet, im Zuge der Ereignisse aber rasch wieder verdrängt hatte. Veit liebte Dora!
    »Leider weißt du noch nicht, was in Königsberg in den letzten Wochen geschehen ist, sonst würdest du meine Befürchtungen umso besser verstehen.«
    »Erzähl mir alles, Gret. Ich werde nach Krakau reisen, um Dora beizustehen.«
    »Danke, Veit! Ich wusste, auf dich ist Verlass. Wann brechen wir auf?« Sie machte Anstalten, aufzustehen.
    »Gleich nachher reite ich los. Tut mir leid, aber du wirst wohl kaum mitkommen können.«
    »Natürlich komme ich mit! Es geht um Dora.«
    »Und um dich! Glaub mir, Gret, es ist besser, wenn du nach Hause zurückkehrst. Schwebt Dora tatsächlich in Gefahr, kannst du als Frau ohnehin wenig ausrichten. Du solltest dich schonen, um das Kind in deinem Leib nicht zu gefährden.«
    Streng suchte er ihren Blick. Sie drehte sich weg, damit er die aufsteigenden Tränen nicht entdeckte. Zu gut wusste sie, wie recht er hatte. Vorhin war ihr bewusst geworden, dass sie nicht mehr konnte. Trotzdem wollte sie nicht aufgeben. Zu ihrer eigenen Überraschung aber entschlüpfte ihr das Geheimnis: »Es ist nicht nur ein Kind. Es sind gleich zwei, wie mir Mechthild eben in Aussicht gestellt hat.«
    »Zwillinge? O Gret, umso mehr musst du auf dich achten!« Wieder fasste er nach ihrer Hand, drückte sie fest. Ihr war das unangenehm. Schließlich ging es gerade um die Gefahr, in der Dora schwebte, nicht sie. Umso wichtiger, dass Veit schnell aufbrach. Allein zu Pferd war er weitaus schneller unterwegs.
    »Hausvogt Göllner versucht Dora aus der Ferne zu schaden«, begann sie hastig, drückte seine Hand, um den Worten mehr Nachdruck zu verleihen. »Dazu hat er den Herzog überredet, einen Brief an seinen Oheim zu schreiben. Zygmunt soll Dora in Krakau verhaften lassen, weil sie angeblich wichtige Unterlagen des Herzogs aus dem Nachlass ihres verstorbenen Gemahls beiseitegeschafft hat. Dabei muss es sich allerdings

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