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Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Titel: Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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Ähnlichkeit miteinander.«
    »Ihr seid die Erste, die das behauptet.« Gret lachte auf. Die Vorstellung befremdete sie. Was sollte sie mit Veits kantigem Männergesicht gemein haben? Nicht einmal die gleiche Augen- und Haarfarbe hatten sie, auch in der Statur unterschieden sie sich naturgemäß deutlich voneinander. Endlich hatte sie es geschafft, den Gürtel zu schließen. Zufrieden tastete sie Geldbeutel, Besteck- und Nadelkästchen ab, flocht sich das honigblonde, dicke Haar.
    »Die Ähnlichkeit zwischen Euch ist nur wenig offensichtlich«, setzte Mechthild von neuem an. »Eher eine vage Andeutung in der Art, wie Ihr schaut, auf gewisse Äußerungen reagiert.«
    Gret zuckte verständnislos mit den Schultern. Es war ihr ein Rätsel, worauf die Hebamme hinauswollte. Ein vernehmliches Grummeln in ihrem Bauch hielt sie von weiteren Nachfragen ab. Lieber setzte sie sich an den Tisch und machte sich über den Imbiss her, den Mechthild vor einer Ewigkeit gebracht hatte.
    Das Bier schmeckte längst schal, wenn es überhaupt je sonderlich genießbar gewesen war, ebenso fand sie den Schinken zäh, den Käse trocken und das Brot viel zu weich. Ihr Hunger aber ließ sie alles bis auf den letzten Krümel verzehren. Sogar die Schale mit den Zwetschgen schaffte sie ganz. Als sie den letzten Kern ausgespuckt und sich endlich satt den Mund gewischt hatte, klopfte es abermals an der Tür.
    »Das wird mein Oheim sein.« Hastig richtete sie sich die Zöpfe. Die Haube aufzusetzen blieb keine Zeit mehr. Er würde ihr verzeihen, wenn sie ihm barhäuptig unter die Augen trat. Freudig rief sie: »Herein!«
    Mechthild beeilte sich, die Tür für den Besuch zu öffnen.
    »Welch große Freude!« So schnell es ihr schwangerer Leib zuließ, lief sie dem alten Singeknecht entgegen. Kurz vor ihm blieb sie stehen, verneigte sich artig.
    »Gret, mein liebes Kind, ich freue mich sehr, dich wiederzusehen.« Er fasste ihr unters Kinn, hob ihr Antlitz nach oben, lächelte verschmitzt. »Ich sehe, die Ehe tut dir gut. In deinem Zustand solltest du jedoch keine weiten Reisen mehr wagen. Veit wird in Krakau alles zum Guten wenden. Auf ihn ist Verlass.« Zärtlich strich er ihr über die Wange. Gret wollte etwas sagen, er aber winkte ab. »Es ist das Beste, wenn er sich allein um die Belange der Stöckelin kümmert. Da ich ohnehin zu Herzog Albrecht möchte, werden wir beide morgen gemeinsam nach Königsberg fahren. Dank Meister Jagusch haben wir schon einen Kaufmannszug, der uns auf einem seiner Fuhrwagen mitnehmen wird. Zuvor aber solltest du mich zu Meister Jagusch begleiten. Er möchte dich unbedingt wiedersehen. Ich habe ihm bereits versprochen, dass du zum Mittagessen kommst.«
    Galant bot er ihr den Arm. Gern willigte Gret ein und ließ sich von ihm nach draußen geleiten. Dabei warf sie Mechthild einen kurzen Blick zu. Die Magd lächelte und entblößte dabei kurz ihre großen, leicht schiefen, aber strahlend weißen Zähne. Ein aufmunterndes Zwinkern verriet, wie gut ihr der alte Singeknecht gefiel. Tatsächlich machte er trotz seines fortgeschrittenen Alters eine tadellose Figur. Ähnlich wie Veit war er groß gewachsen und von breiter, kräftiger Statur. Das kurze graue Haar blitzte unter dem schwarzen Barett hervor und umrahmte ein scharf gezeichnetes, von vielen Falten überzogenes Gesicht. Auch er wusste sich vornehm zu kleiden, ohne zu viel Aufhebens um seine Erscheinung zu machen. Gret fühlte den Stolz in sich aufkeimen, an der Seite dieses gepflegten Mannes durch Marienwerder zu wandeln.
    Erst nach der abendlichen Vesper kehrte sie müde und erfüllt von vielen Erinnerungen in ihr Schlafgemach im Gasthaus zurück. Als sie die treue Mechthild dort geduldig wartend am Fenster erblickte, überfiel sie ein schlechtes Gewissen.
    »Wie rücksichtslos von mir, Euch stundenlang allein zu lassen. Ich hoffe, die Wirtin hat Euch mit Essen und Trinken versorgt.«
    »Macht Euch keine Gedanken. Schließlich bin ich nur Eure Magd. Ich weiß mir schon die Zeit zu vertreiben.« Sie wies auf das frisch aufgeschüttelte Bett, die sorgfältig gefalteten Kleidungsstücke. »Für unseren Aufbruch morgen früh ist alles bereit.«
    »Das ist sehr weitsichtig von Euch.« Gret dankte ihr mit einem erleichterten Nicken. »Ich bin viel zu müde, um mich um Weiteres zu kümmern.«
    »Wollt Ihr ein Bad nehmen? Nach dem heißen Sommertag tut es Euch sicher gut.«
    Ehe Gret etwas erwidern konnte, war sie verschwunden, um die Wirtsmagd um den Badezuber und heißes

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