Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Titel: Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
Vom Netzwerk:
wartet dort bereits. So, wie es aussieht, haben wir alle bei Herzog Albrecht noch einiges klarzustellen.«
    »Ich freue mich, dabei an Eurer Seite zu sein.« Versonnen suchte sie seinen Blick, genoss es, einige Atemzüge lang darin zu versinken. »Zuvor aber muss ich hier noch einer Einladung folgen.«
    Noch einmal drückte sie fest seine Hände, dann wandte sie sich rasch ab, der Hofdame zur Königin zu folgen. Als sie den Saal des Königs verließ, meinte sie wieder die vielen hundert Blicke der geschnitzten Köpfe an der Decke im Rücken zu spüren. Anders als bei ihrem Eintreten aber schienen sie ihr nun wohlgesinnt. Selbst die wilden Tiere auf den Wandteppichen wie die tapferen Jäger und Helden in Rüstung sahen ihr lächelnd nach, als sie Chwałka in den nordwestlichen Flügel des Schlosses folgte.
    13
    A ls sich der Fuhrwagen den drei Königsberger Städten von Südwesten her näherte, wagte Dora kaum den Blick nach draußen zu richten. Zu sehr fürchtete sie, es könnte sich zu viel verändert haben. Etwas mehr als vier Monate war sie fort gewesen. Im Rückblick betrachtet, mussten Jahre seit jenem Tag Ende Mai vergangen sein, als sie mit Götz Steinhaus, Polyphemus, Tönnies und Mathilda nach Krakau aufgebrochen war. So vieles war seither geschehen, was ihr künftiges Leben nachhaltig verändern würde.
    Von den vier Reisegefährten kehrten nur zwei wieder mit ihr zurück an den Pregel. Götz Steinhaus hatte sich entschlossen, den Winter bei seinen Krakauer Freunden zu verbringen. Zusammen mit Stanisław Podski, Piotr Bonter und Fedor Spiski wollte er künftig seine Geschäfte enger mit den Kumpanen aus Petrikau abwickeln. Dem Kreis gehörte Feliks Baranami nicht mehr an. Er wollte sich fürderhin stärker mit den jüdischen Kaufleuten aus Kazimierz verbünden, wofür ihm die beiden polnischen Könige zahlreiche Privilegien zugesichert hatten. Auch dem Pfarrer Clas Tönnies winkten unter dem Schutz der Jagiellonen beste Aussichten am Collegium Maius, wo er die nächsten Jahre lehren sollte. Sosehr Dora den Abschied von Baranami und Tönnies bedauerte, so erleichtert war sie, die nächsten Monate sicher zu sein, Steinhaus in der Königsberger Heimat nicht zu begegnen. Bis er im nächsten Jahr wieder an den Pregel zurückkehrte, blieb ihr ausreichend Zeit, seine Feigheit und den mangelnden Beistand zu vergessen. Die neuen Aufgaben an der Seite Veit Singeknechts würden ihr dabei gewiss helfen.
    Ein kühler Wind blies durch die Öffnung der Plane, bauschte die Leinwand auf. Längst hatte der Herbst Einzug gehalten. Die heftigen Stürme hatten das Laub von den Bäumen geweht, die abgeernteten Felder lagen in Erwartung des ersten Frostes brach. Bei dem Gedanken, in Kürze die kleine Johanna an ihre Brust zu drücken, wurde Dora ungeduldig. Würde das Mädchen sie noch als ihre Mutter erkennen? Als sie den Blick hob, streifte sie Mathildas fein gezeichnetes Gesicht. Die grünen Mandelaugen glänzten geheimnisvoll. Auch die Base sah einer entscheidenden Begegnung entgegen. Wie selbstverständlich streckte sie die Hand nach ihr aus. Dankbar griff Mathilda danach.
    »Der Herbst ist die beste Zeit, die Ernte des Sommers einzufahren.« Zufrieden lächelte Polyphemus vor sich hin. »Wie die Bauern von ihren Feldern heimkehren, so kommen auch wir jetzt nach Hause zurück und können uns dessen erfreuen, was wir mit uns bringen – den Lohn einer erfolgreichen Arbeit.«
    »Wie schön Ihr das sagt.« Mathilda nickte zustimmend. »Es ist gut, dass wir den Heimweg gemeinsam angetreten haben und Ihr Eure Reise nach Frankfurt und Nürnberg um ein Jahr verschoben habt. Auf Götz Steinhaus können wir gut verzichten. Dafür haben wir schließlich den jungen Singeknecht zur Seite. Nach allem, was wir in Krakau erlebt haben, scheint mir das die bessere Begleitung für uns.« Sie schenkte Dora einen bedeutungsschwangeren Blick.
    »Die Gegenwart von Steinhaus wäre für uns alle schwer zu ertragen gewesen«, pflichtete Polyphemus bei. »Das hat er zum Glück selbst eingesehen. Bei Podski, Bonter und Spiski fühlt er sich die nächsten Monate sicher wohler.«
    »Seid nicht so streng mit ihm«, bat Dora. »Künftig wird er jedes Mal, wenn wir ihm im Kneiphof begegnen, an sein feiges Betragen in Krakau erinnert. Das wird ihm Strafe genug sein, sich fortan besser zu überlegen, wie rasch er einem seiner Mitbürger in der Fremde den Beistand verweigert.«
    »Ihr seid erstaunlich nachsichtig.« Polyphemus räkelte sich neben Mathilda

Weitere Kostenlose Bücher