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Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Titel: Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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entdeckte, juckte es ihr in den Fingern, nach ihnen zu greifen. Eine unbändige Sehnsucht erfasste sie, Urbans gestochen scharfe Schrift zu sehen und seine Kommentare zu Göllners Machenschaften zu lesen. Ein kurzer Blick zu Veit genügte, diesen Wunsch vorerst hintanzustellen. Veit bedeutete ihr, alles sei in bester Ordnung. Gern hätte sie sich ihm entgegengeworfen, um ihm zu danken, doch im nächsten Moment schon wurden sie von den anderen umringt.
    »Das ist noch einmal gutgegangen, Liebes.« Mathilda fiel ihr um den Hals.
    »Noch ist nichts gewonnen«, erwiderte Dora. »Aber es sieht wohl gut aus.«
    Aufmunternd klopfte Polyphemus ihr auf die Schulter. Sie dankte es ihm mit einem Lächeln, drückte auch Pfarrer Tönnies die Hand, bevor sie sich dem grauhaarigen Juden zuwandte.
    »Ihr müsst Jan Gottlieb sein. Ich freue mich sehr, Euch endlich leibhaftig vor mir zu sehen. Nach allem, was Ihr für mich getan habt, stehe ich für immer in Eurer Schuld.«
    »Es ist mir eine große Ehre, der Witwe meines geschätzten Freundes Stöckel wie auch der Freundin meiner lieben Freunde Singeknecht zur Seite zu stehen.«
    »Auch Euch, lieber Baranami, bin ich zu tiefstem Dank verpflichtet.« Artig machte sie vor dem Krakauer Kaufmann einen Knicks. »Zwar habe ich erst große Befürchtungen gehegt, Ihr bringt mich tatsächlich noch als Hexe auf den Scheiterhaufen, inzwischen aber durchschaue ich Eure List.«
    »Das war keine List, das war reine Notwendigkeit.« Vergnügt zwinkerte er ihr zu. »Rothaarige Männer mit Hinkefüßen besitzen nun einmal eine Schwäche für so bezaubernde, kluge Frauen mit verschiedenfarbigen Augen wie Euch.«
    »Wie schade, dass man Eure Aufmerksamkeit nur mit solchen Eigentümlichkeiten erregt. Dabei wäre ich auch gern einmal mit einem rothaarigen Teufel im Bunde.«
    Die Hofdame Chwałka tat betroffen. Der fröhliche Ton ihrer Stimme ließ jedoch keinen Zweifel, wie scherzhaft sie ihre Worte meinte. »Eine Jüdin und ein Teufel, das würde unseren armen Krakauer Gerichtshof wohl erst recht zur Verzweiflung bringen. Zuvor aber soll ich die Stöckelin zu Bona Sforza bringen. Die Königin dürstet danach, sich mit ihr über mögliche Pläne zu weiteren Umbauten auf dem südlichen Schlosshof zu unterhalten.«
    »Will sie mich wirklich noch einmal empfangen?« Dora stutzte. »Dabei wurde vorhin erst darauf hingewiesen, wie misstrauisch es sie macht, dass eine Frau wie ich sich solch kühnen Gedanken zur Baukunst hingibt und sich obendrein noch anmaßt, es mit den Männern der Zunft aufnehmen zu können.«
    »Da sie selbst des Öfteren solchen Verlockungen erliegt, muss Euch das wenig Sorgen bereiten. Bona Sforza weiß, was es heißt, als Frau einer Neigung nachzugehen, die man eigentlich nur Männern zubilligt. Zu gern setzt sie sich schließlich selbst mit der Kunst auseinander. Wer weiß, wäre sie keine Königin, würde sie sich vielleicht ähnlich wie Ihr als Baumeisterin versuchen.« Chwałka setzte wieder ihre schelmische Miene auf und zwinkerte Gottlieb beschwörend zu. »Es ist schon sehr bezeichnend, welchen Versuchungen sie als überzeugte Katholikin hier bei Hofe ausgesetzt ist. Sogar die Gesellschaft von uns Juden sucht sie sich gern. Dabei müssten wir ihr doch aus Glaubensgründen zutiefst zuwider sein. Aber so ist das wohl, wenn man als glaubensfeste Italienerin an den Hof der glaubensoffenen Jagiellonen heiratet.«
    Sie nahm Dora am Arm, wollte sie mit sich wegführen. Dora aber bedeutete ihr, noch einen Moment zu warten. Einer aus der Runde fehlte ihr noch, bei dem sie sich noch nicht bedankt hatte. Zögernden Schritts trat sie auf Veit zu, der sich die ganze Zeit etwas abseitsgehalten und geduldig auf sie gewartet hatte. Verständnisvoll machten die anderen Platz.
    »Euch, lieber Veit, gebührt mein allergrößter Dank. Nie werde ich Euch vergessen, welcher Gefahr Ihr Euch ausgesetzt habt, um mir hier beizustehen. Immerhin wurdet Ihr bezichtigt, meinen Gemahl willentlich getötet zu haben.«
    »Dieser Vorwurf scheint endgültig ausgeräumt.« Er nickte zu den beiden polnischen Königen, die ganz vertieft in das Studium der Papiere waren. Göllner hatte man abgeführt, wie Dora beruhigt feststellte, auch der düstere Wierzynek war aus dem Saal verschwunden. Noch einmal atmete sie auf. Veit fasste sie an den Händen. »Es wird nur eine Frage weniger Tage sein, bis man Euch freies Geleit gewährt. Es wäre mir eine Ehre, Euch und Eure Base nach Königsberg zu begleiten. Mein Vater

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