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Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Titel: Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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dass sie zumindest vom berüchtigten Stadtgefängnis in die Obhut Eurer Gerichtsbarkeit auf dem Wawel überstellt wurde. Vermutlich wäre sie sonst schon längst auf dem Krakauer Hauptmarkt als Gattenmörderin gerichtet worden. Untertänigst bitte ich Euch deshalb, diese Unterlagen wie auch Urban Stöckels Chroniken aufmerksam zu studieren, um dann zu entscheiden, welches Urteil in der Sache wirklich zu fällen ist.«
    Er hielt inne, sah erst eindringlich zu Zygmunt August, dann zu Zygmunt, um sich schließlich mit liebevollem Blick Dora zuzuwenden. Ein inniges Lächeln tanzte um seine Lippen, seine grünbraunen Augen glänzten. Widerstrebend nur drehte er den Kopf wieder zum König.
    »Eins kann ich Euch allerdings schon jetzt versichern, Majestät. Dass die Mauer über dem Haupt ihres Gemahls einstürzte, war ein tragischer Unfall. Leider kann so etwas auf Baustellen geschehen, wie Euch jeder Maurer- und Steinmetzmeister wie auch Zimmerleute bestätigen werden. Wenn dennoch dafür jemand zur Verantwortung gezogen werden muss, dann bin das ich ganz allein. Immerhin habe ich der Stöckelin auf Wunsch ihres Gemahls als der weitaus erfahrenere Werkmeister beim Bau des Anwesens zur Seite gestanden. An mir wäre es gewesen, die Ausführung des Fundamentes noch genauer zu überprüfen, als ich es ohnehin schon tat, mich vielleicht noch ein weiteres Mal mit den anderen Handwerkern zu beraten, ob das verstärkte Fundament tatsächlich ausreichen würde. Schickt Eure besten Baumeister nach Königsberg, damit sie sich vor Ort davon überzeugen können, ob das Unglück angesichts des schlechten Bodens überhaupt zu verhindern war. Eins müsst Ihr dabei in jedem Fall bedenken: Göllner hat mit Bedacht genau dieses Grundstück ausgesucht und den Herzog überredet, es Stöckel zu überlassen. Er wollte, dass der Kammerrat keine große Freude an dem neuen Haus haben würde, und hat dieses Ziel leider auf sehr tragische Weise erreicht.«
    »Elender Zungenklaffer!« Göllners Stimme wurde schrill. Außer sich vor Zorn, hob er den Zeigefinger, wollte Weiteres sagen, brachte aber plötzlich keinen Ton mehr heraus. Der finstere Wierzynek warf ihm vernichtende Blicke zu. Als Göllner Anstalten machte, sich auf ihn zu stürzen, sprangen sofort zwei Wachleute herbei und packten ihn. Entschlossen setzte er sich zur Wehr, schlug und trat um sich, bis ein weiterer Wachmann ihn mit einem gezielten Fausthieb außer Gefecht setzte.
    »Lasst gut sein«, winkte Zygmunt August ab und strich sich grübelnd durch seinen zweigeteilten Bart. »Gebt mir diese Chroniken und Papiere, Singeknecht. Nach der Lektüre werde ich mit meinem Vater beraten, was wir dem Herzog in dieser Angelegenheit schreiben. Uns hat er lediglich gebeten, die Stöckelin wegen unterschlagener Geheimpapiere aus seiner Rentkammer festzusetzen. Von der angeblichen Schuld am Tod ihres Gemahls war in dem Schreiben keine Rede. Die betreffende Anschuldigung hat Göllner allein vor der Krakauer Gerichtsbarkeit zu verantworten. So, wie es aussieht, beruht sie ohnehin auf einer bewussten Irreführung. Der Gerichtsvogt wird sich damit auseinandersetzen müssen.«
    »Da gibt es wohl nicht viel, womit ich mich auseinandersetzen muss«, brummte Wierzynek mit seiner unheildröhnenden Bassstimme. »Göllner hat mich angelogen. Deshalb lasse ich meine Anklage gegen die Stöckelin fallen.«
    Doras Herz machte einen Satz. Erleichtert klatschte sie in die Hände, was ihr einen vernichtenden Blick seitens der Wach- und Hofleute eintrug. Zerknirscht murmelte sie eine Entschuldigung.
    »Noch haben wir die Angelegenheit nicht endgültig geklärt«, erinnerte Zygmunt August mit einem strafenden Blick auf sie. »Bis wir die Papiere durchgesehen und uns diesbezüglich beraten haben, bleibt die Stöckelin unter unserer Aufsicht im Gesindehaus auf dem Wawel. Egbert Göllner aber«, seine Miene wurde streng, »wird hier auf dem Schloss festgesetzt. Mir scheint, er hat uns wie auch den städtischen Gerichtsvogt unter Vorspiegelung falscher Tatsachen zu Handlungen veranlasst, die wir im Nachhinein nicht gutheißen können. Auch davon werden wir Herzog Albrecht nach Königsberg berichten müssen.«
    Auffordernd streckte er Veit die Hand entgegen. Nach einer weiteren Verbeugung überreichte Veit ihm die Mappe mit den Unterlagen. Sofort trat der junge König zu seinem Vater und begann gemeinsam mit ihm den Inhalt der Mappe durchzublättern. Als Dora die beiden in Leder gebundenen Notizbücher Urbans darunter

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