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Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Titel: Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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Schale heran, in der sich weitere Fischabfälle befanden, die der Händler ihr geschenkt hatte. Flink sortierte sie sie durch, zog noch einige winzige Gräten heraus, bis sie sicher war, nichts Gefährliches übersehen zu haben, und stellte sie der Katze hin. Sogleich beschnupperte das Tier die Schale, schnurrte glücklich. Dora betrachtete sie mit liebevollem Blick. Renata war sie derzeit die beste Vertraute, ließ oftmals über Stunden niemand anderen als nur das Tier an sich heran. Steif und fest behauptete sie, eine solche Feuerkatze könne sogar Flammen löschen, wenn man sie hineinwarf. Dora beschloss, sich endlich einen Namen für das schöne Tier zu überlegen. Gewiss würde Elßlin etwas einfallen. Sie mochte die Katze ebenfalls sehr. Als Dora den Topf zum Herdfeuer bringen wollte, rieb sie zum Dank noch einmal schnurrend den Kopf an ihren Beinen, dann verspeiste sie die Leckereien. »Auf zu Renata! Gib gut auf sie acht.« Schmunzelnd scheuchte sie die Katze fort.
    Der Leim musste ein zweites Mal aufgekocht werden. Nach dem Filtern war die Masse feiner und so durchsichtig, dass man fast bis auf den zerkratzten Topfboden schauen konnte. Dora rührte den Leim von Grund auf durch. Bald war er fertig. Auf dem Tisch bereitete sie eine glatte Marmorplatte zum Bestreichen vor. Sorgfältig putzte sie sie mit einem feuchten Tuch sauber, nahm den Pinsel aus dem bereitstehenden Topf mit Leinöl und trug das gelblich braune Öl gleichmäßig auf dem Marmor auf. Der heuartige Geruch des Öls war über dem Fischdunst kaum zu erahnen. Dennoch wusste Dora, dass das Öl noch frisch genug für ihre Zwecke war, andernfalls wäre es bereits beim Aufstreichen strohiger gewesen. Ein letztes Mal rührte sie den Fischleim, stellte den Topf auf den Tisch und verteilte den Leim sorgfältig über dem Leinöl. Mehrfach prüfte sie, ob sie keine Stelle zu dick und keine zu dünn damit versehen oder eine winzige Stelle gar ganz ausgelassen hatte. Als sie sicher war, dass alles stimmte, gab sie eine letzte Schicht Leinöl darüber. Anschließend musste die Masse trocknen. Zufrieden betrachtete sie ihr Werk.
    »Ihr seid eine wahre Meisterin«, hörte sie im selben Moment Veit Singeknechts viel zu angenehme Stimme von der Tür her. Überrascht fuhr sie herum. Sein unverhofftes Auftauchen in der winzigen Küche brachte sie im ersten Moment völlig aus der Fassung. Viel zu nah stand er vor ihr. Nicht zum ersten Mal fiel ihr auf, wie klar seine grünbraunen Augen schauten, wie wettergegerbt die Haut seines Gesichts war. Die Naht knapp unterhalb des linken Auges vernarbte langsam und bildete einen wunden roten Strich. Es juckte sie in den Fingerspitzen, sacht darüberzustreichen.
    »Von der Herstellung einer Fischleimpause versteht Ihr viel. So glatt und gleichmäßig gelingt sie den wenigsten. Euer Vater ist wahrlich ein Tor, Eure vielseitigen Fähigkeiten nicht besser zu nutzen.«
    »Seine Uneinsichtigkeit kostet ihn in diesem Fall sogar richtig viel Geld«, erwiderte sie und versuchte ihre Aufregung niederzuringen. »Erst vor zwei Tagen hat er für eine hohe Summe bei Meister Herweg Fischleimpausen bestellt.«
    »Mir ist es ein Rätsel, wofür er die braucht.« Obwohl Veit beim Thema blieb, verrieten seine Augen, dass er in Gedanken anderes im Sinn hatte. »Jörg weiß nicht damit umzugehen, ich kann derzeit leider immer noch nicht richtig zeichnen, und Euer Vater wird selbst vor vielen Jahren zum letzten Mal gepaust haben.«
    »Ich weiß leider auch nicht, was er mit den Pausen anfangen will.« Dora tat, als benötigte das Werk auf dem Tisch ihre ganze Aufmerksamkeit. Von neuem musterte sie gründlich, ob es wirklich völlig glatt und ohne Risse trocknete.
    »Zum Glück haben gleich mehrere Kopien der Aufrisse von Tschakerts Haus den Brand im Kneiphof überstanden. Die müssen nicht erst hergestellt werden.« Veit machte noch einen Schritt auf sie zu, was ihren Atem zum Stocken brachte. Angestrengt sah sie weiter auf die Fischleimpause. Dicht an ihrem Ohr sprach er weiter: »An dem Abend des Brandes lagen die Entwürfe zufällig in der Langgasse zur Begutachtung. Fast könnte man meinen, die Vorsehung habe das mit Absicht so gemacht. Die Pläne für den Wiederaufbau Eures Elternhauses in der Domgasse sind dagegen noch nicht fertig. Dafür also dürfte Euer Vater auch keine Pausen benötigen.«
    »Am besten, Ihr fragt ihn selbst, was er vorhat«, entgegnete Dora hastig und versuchte ein Stück von ihm abzurücken, was sich in der winzigen

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