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Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Titel: Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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Kiefernadeln bedeckt. Jeder einzelne Schritt federte auf dem weichen Boden. Hie und da fanden sich verstreut einige kurze, rundliche Zapfen, allesamt fest verschlossen, was auf weiterhin trockene Tage hindeutete. Außer einigen wenigen niedrigen Sträuchern wuchsen bald nur noch Kiefern aus der Erde empor. Die aber besaßen eine ganz seltsame Gestalt.
    »Was sagt Ihr dazu?« Urban blieb stehen und wies mit der freien Hand über die krustigen Baumstämme. Das Sonnenlicht tanzte über seine eckige Stirn, verlieh seinen Augen einen geheimnisvollen Schimmer. Selbst seine schlichte schwarze Kleidung wirkte auf einmal feierlich.
    Gemächlich folgte Dora der Handbewegung, drehte sich langsam um die eigene Achse. Von dem sanften Schwung bauschte sich der Stoff ihres roten Rockes auf. Glockenförmig umspielte er ihre Beine. Urban gab sie frei, vollführte dabei ebenfalls eine tänzerische Drehung. Sie lachte auf, drehte sich noch einmal und noch einmal, schaute in die Weite des Kiefernwaldes. Täuschte sie sich? Träumte sie? Sie trat wieder zu Urban, tastete nach seiner Hand und suchte seinen Blick. Lächelnd sah er ihr in die verschiedenfarbigen Augen.
    »Habe ich Euch zu viel versprochen? Sollte dieser Augenblick nicht ewig dauern?« Er legte ihr die Hand um die Hüfte und wirbelte sie herum. »Das ist der Wald der tanzenden Bäume. In ihren eigenartigen Verrenkungen liegt eine ganz eigene Anmut. Niemand weiß, wieso die Kiefernstämme sich derart verdreht aus dem Boden emporranken. Seht nur, manche umschlingen einander, andere kreisen sich ein, wieder andere drehen sich mehrmals um sich selbst. Es ist, als vollführten die Bäume einen stummen Tanz. Nur sie allein hören die Melodie, zu der sie sich, erstarrt in alle Ewigkeit, in die Lüfte zwirbeln.«
    Wie zur Bestätigung war das muntere Vogelgezwitscher verstummt. Gelegentlich drang der einsame Ruf eines Kuckucks an ihr Ohr. Dora meinte den eigenen Herzschlag zu hören. Kaum konnte sie sich sattsehen an den Formen, die die Kiefern bildeten. Manche schwangen sich bereits dicht über dem Boden in abenteuerliche Windungen, andere umarmten sich erst in luftiger Höhe. Sie schmiegte sich eng an Urbans Brust. »Ihr habt recht, Liebster, ein wahrhaft zauberhafter Ort für die Ewigkeit.«
    Zur Bestätigung verschloss er ihre Lippen mit einem leidenschaftlichen Kuss.
    Wütendes Geschrei schreckte sie aus ihrer Umarmung auf. Verwundert sahen sie einander an, lauschten angespannt in den Wald hinein.
    »Die Wachleute!«, rief Urban, stieß sie sacht von sich und machte einige Schritte auf den Pfad zu, den sie gekommen waren. »Da muss etwas passiert sein. Bleibt hier, mein Augenstern. Hier seid Ihr sicher.«
    Sofort eilte er in langen Schritten von dannen. Ängstlich sah sie ihm nach, wie er im dichter werdenden Gehölz des nahen Mischwaldes verschwand. Sie zögerte einen Moment, spähte zwischen den tanzenden Bäumen umher, suchte Schutz an einem der von einer dicken, an vielen Stellen aufgeplatzten Rinde bedeckten Stämme. Das nutzte wenig. Es fand sich jedoch kein dichtes Gestrüpp oder gar eine Höhle oder Ähnliches, um sich besser zu verstecken. Also war es besser, ebenfalls zur Lichtung zurückzukehren. Was immer dort geschehen mochte, Urban, sein Schreiber Hubart und die Wachleute waren bewaffnet. Das half ihr im Zweifelsfall mehr, als mutterseelenallein in dem lichten Kiefernwald auszuharren.
    Lauter werdendes Geschrei wies ihr den Weg. Bald mischten sich Kampfgeräusche darunter. Klingen klirrten gegeneinander, Fausthiebe prallten auf Körper. Die Pferde wieherten und stiegen auf, bis sie schließlich schnaubend davonstoben und am Rand der Wiese eng aneinandergeschmiegt stehen blieben. Dora kauerte sich hinter einen brusthohen Haselnussstrauch, spähte zwischen den Ästen hindurch, was weiter geschah.
    Wie sie befürchtet hatte, waren Urban und die anderen Männer auf der malerischen Blumenwiese in einen heftigen Kampf verwickelt. Drei fremde Männer, vom Aussehen her Landsknechte, fochten mit gezückten Säbeln gegen Urban und seine Leute. Die Kräfte waren ausgeglichen, keine Seite schien die Oberhand zu gewinnen. Der behäbige Hubart hielt sich hinter dem Rücken einer der Wachmänner, bis Urban plötzlich die Hand mit der Waffe hob, um zum Einstellen der Kampfhandlungen aufzurufen. Zu Doras Entsetzen stellte er sich den Angreifern kühn entgegen, breitete die Arme aus und präsentierte ihnen so die blanke Brust. »Nehmt unser Geld und verschwindet.«
    »Euer Geld

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