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Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Titel: Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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interessiert uns nicht. Gebt uns die Mappe mit den Dokumenten«, forderte der Größere der drei Landsknechte und zielte mit der Spitze seines Rapiers auf Urbans Kehle.
    Urban blieb ruhig. Die beiden Wachleute bauten sich hinter ihm auf, verharrten auf sein Zeichen allerdings starr in dieser Position. Ein Fingerzeig würde genügen, um sie zum Angriff aufzufordern. Die beiden Landsknechte flankierten ihren Wortführer ebenfalls. Dora wunderte sich. Sollte Urbans Schreiber Hubart einiges Geschick im Umgang mit dem Schwert besitzen, müsste es ihm ein Leichtes sein, die Fremden zu überwältigen. Hubart aber rührte sich nicht. Stattdessen warf Urban sein Rapier vor die Füße des mittleren Landsknechts. »Ich hole Euch, was Ihr verlangt.«
    Die Augen starr auf den Fremden gerichtet, die Hände brav erhoben, ging er seitwärts zu den Pferden. Sowohl seine Wachleute wie auch die fremden Landsknechte beobachteten ihn.
    Dora war zu weit weg, um die Gesichter der Angreifer zu erkennen. Viel mehr als ihre mit Federn geschmückten, weit ausladenden Hüte, das nackenlange Haar und ihre üppigen braunen Umhänge erkannte sie nicht. Ob Urban wusste, wen er vor sich hatte? Sein Verhalten ließ es vermuten, sonst hätte er sich vermutlich stärker zur Wehr gesetzt.
    Der Braune erkannte die Not seines Herrn, kam willig auf ihn zu. Ohne genauer hinzusehen, nestelte Urban rücklings an dem Sattelzeug, zog unter der Decke eine schweinslederne Mappe hervor. In wenigen Schritten war er zurück bei den Landsknechten und schleuderte ihnen die Mappe achtlos vor die Füße. »Da habt Ihr, wonach Ihr verlangt. Grüßt Euren Herrn von mir. Ich hoffe, er weiß etwas damit anzufangen.«
    Ehe er sichs versah, zückte der Landsknecht das Schwert und hieb ihm damit gegen die rechte Wange. Dora schrie auf. Blut spritzte, Urban presste die Hand gegen das Gesicht und stürzte zu Boden. Seine Wachleute sprangen nach vorn, stürzten sich von neuem in ein wildes Gefecht mit den Angreifern. Wieder klirrten die Klingen hart gegeneinander. Dora wollte aus ihrem Versteck rennen, da hielt sie inne. Urbans Schreiber Hubart gab dem Wortführer der Landsknechte ein heimliches Zeichen. Steckte er mit ihnen unter einer Decke? Verräter! Noch einmal trat der Anführer kräftig mit dem Fuß in den Rücken des am Boden liegenden Urban, dann wandte er sich ab, pfiff auf den Fingern. Wie aus dem Nichts galoppierten Pferde heran. Er schwang sich auf das erstbeste, seine beiden Helfer hieben noch einmal mit ihren Rapieren um sich, dann sprangen auch sie in die Sättel. In schnellem Galopp stoben sie Richtung tanzender Bäume davon. Gerade noch rechtzeitig konnte Dora erneut hinter den Haselnussstrauch hasten und sich vor ihnen verbergen. Als sie sicher war, dass sie nicht mehr umkehren würden, eilte sie zur Blumenwiese. Die beiden Wachleute kauerten am Boden, die Schwerter abgelegt, die Gesichter vor Scham über ihre Niederlage gesenkt. Hubart drückte sich bei den Pferden herum.
    Dora beschloss, sich später um ihn zu kümmern. Zuerst brauchte Urban sie. In Windeseile war sie bei ihm. Er hatte sich wieder aufgerichtet, presste die Hand fest gegen die stark blutende rechte Wange. Es sah fürchterlich aus. Zwischen den Fingern quoll das Blut hervor. Seine Schaube wie sein Rock und die Hosen waren bereits blutüberströmt, dunkelrot tropfte es auf die blumenübersäte Wiese. Langsam ließ sich Dora auf die Knie nieder und berührte den Gemahl sacht an der Schulter. »Lasst mich sehen, wie ich Euch helfen kann.«
    »Alles bestens. Das sieht schlimmer aus, als es ist«, wehrte er ab und drehte sich halb von ihr weg.
    »Ihr braucht einen Arzt«, erklärte sie. »Die Wunde muss genäht werden. Wie weit ist es bis zur nächsten Lischke?«
    Flugs riss sie ein Stück Stoff von ihrem Rock ab. Das reißende Geräusch schreckte Urban auf.
    »Lasst das! Wie seht Ihr aus?«
    »Der fehlende Stoff an meinem Kleid ist das Geringste, was Euch derzeit beunruhigen sollte.« Geschickt schob sie seine blutverschmierten Finger von der Wange und tupfte die Wunde mit dem Stoff aus. Die Haut der Wange klaffte zwar weit auseinander, dennoch war klar ersichtlich, welch großes Glück Urban gehabt hatte. Die Wunde war nicht sonderlich tief. »Wie weit ist es also?«, wiederholte sie ihre Frage.
    »Ein halber Tagesritt bis Insterburg. Auf der dortigen Burg weilt ein ausgezeichneter Wundarzt. Der Herzog schwört auf ihn.«
    »Schafft Ihr es bis dahin?«
    »Mit Euch an meiner Seite schaffe ich es

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