Die Liebe des Highlanders
das zu verwirklichen, wonach er sich sehnte. Noch am Tag bevor Gwen am Burgtor aufgetaucht war, hatte er davon geträumt, innerhalb eines Jahres seinen ersten Sohn im Arm zu halten.
Jetzt hingegen besetzte sie sogar seine Träume. Heute Morgen, als er in sein Zimmer geschlichen war, um seine
Kleider zu wechseln, hatte er sie in der Badewanne plätschern hören. Er war vom Kamin zum Fenster und wieder zurück gelaufen. Bestimmt plätscherte sie mehr als nötig, nur um ihm Visionen von rosigen Brüsten, zarten Schenkeln, seidigem goldenem Haar und glitzernden Wassertropfen aufzuzwingen.
Drustan starrte düster aus dem Fenster. Sie trieb ihn in den Wahnsinn. Wie konnte ein so winziges Persönchen einen derartigen Aufruhr in ihm anzetteln?
Gestern Abend, nach dem Sturz aus dem Fenster, hatte er versucht, in der Großen Halle ein Nickerchen zu machen. Kurze Zeit später kam sie die Treppe herunter. Er saß da, hatte die Füße hochgelegt, starrte müde ins Kaminfeuer und sah in den Flammen ihr goldenes Haar, als ihm ein Hauch von ihrem Duft in die Nase stieg. Er drehte sich um und sah sie am Fuß der Treppe stehen - in einem hauchdünnen Nachthemd.
Drustan, du kannst mir nicht bis in alle Ewigkeit aus dem Weg gehen, sagte sie.
Ohne ein Wort sprang er auf die Füße und stürmte aus der Burg. Er schlief im Stall.
Der Laird der Burg hatte es über sich ergehen lassen müssen, dass ihm die Stallknechte viel sagend zuzwinkerten - bei Amergin!
Aber wäre er mit ihr unter einem Dach geblieben, hätte er mit ihrem durchsichtigen Nachthemd kurzen Prozess gemacht, sie geküsst und jeden Zentimeter ihres Körpers verschlungen.
Sein verräterischer Vater und Nell machten ihm das Leben auch nicht leichter. Sie hatten Gwen mit der Begeisterung von Eltern willkommen geheißen, die endlich die ein Leben lang ersehnte Tochter bekamen. Nell nähte für sie, kleidete sie in aufreizende Gewänder, und Silvan spielte auf der Terrasse mit ihr Schach. Und Drustan hatte nicht den geringsten Zweifel, dass Dageus die bezaubernde Hexe verführen wollte, sobald er nach Hause kam.
Drustan hätte dann nicht das Recht, sich zu beschweren oder gar einzuschreiten.
Seine eigene Hochzeit stand kurz bevor. Was könnte er dagegen tun, wenn Dageus das Mädchen in seinem Bett haben wollte?
Er schlug mit der Faust auf das steinerne Fenstersims. Vierzehn Tage. So lange musste er jede Begegnung vermeiden. Wenn Dageus heimkam und berichtete, dass es keine Schlacht gegeben hatte, würde er das Mädchen nach Edinburgh verfrachten - vielleicht sogar nach England. Jawohl. Und er würde ihr ein paar s einer Männer als Eskorte mitge ben und seinen leichtsinnigen Bruder unter irgendwelchen Vorwänden zu Hause halten.
Verbittert stapfte er hinaus auf den Flur. Er würde einen langen Ausritt machen, um diesen endlos langen Tag hinter sich zu bringen - einen Tag, der ihn seiner Erlösung näher bringen würde.
Er polterte über die Dienstbotentreppe, blieb aber plötzlich stehen. Bei Gott, er würde sich nicht wieder durch die Hintertür aus dem Haus schleichen.
Falls sie töricht genug war, etwas zu unternehmen, solange er in einer solchen Stimmung war, würde sie dafür büßen.
Drustan bog mit Schwung um die Ecke und prallte gegen Nevin.
»Mylord!« Nevin wurde nach hinten geschleudert und keuchte.
»Entschuldigung.« Drustan packte den Priester an den Armen und sorgte dafür, dass er das Gleichgewicht wieder- fand.
Nevin strich seine Robe glatt und blinzelte. »Nein, es war mein Fehler. Ich fürchte, ich war in Gedanken versunken und habe Eure Schritte nicht gehört. Aber ich bin sehr f roh, Euch zu sehen. Ich wollte Euch aufsuchen, falls Ihr einen Augenblick für mich erübrigen könnt. Da ist eine Kleinigkeit, die ich mit Euch besprechen möchte.«
Drustan unterdrückte seine Ungeduld. Dann wurde er wütend auf sich selbst, weil er überhaupt ungeduldig war. Daran war nur diese Person schuld. Er hatte viele schöne Stunden mit Nevin im Gespräch verbracht und war nie ungeduldig gewesen; er mochte den jungen Priester. Drustan atmete tief durch, um sich zu beruhigen, und zwang sich zu einem Lächeln. »Fehlt etwas in der Kapelle?«, fragte er.
»Nein. Alles verläuft reibungslos, Mylord. Wir mussten zwar die Altarsteine ersetzen und die neue Verschalung versiegeln, aber es wird alles rechtzeitig fertig.« Nevin machte eine Pause. »Ich möchte über etwas anderes mit Euch sprechen. «
»Zögert nicht, Euch alles von der Seele zu reden«, sagte
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