Die Liebe des Highlanders
sie und hockte sich auf den Steinboden. Sie kreuzte die Beine und lehnte sich bequem an die Tür. Sie trug eine Männerhose und ein weites Leinenhemd - wie in allen Nächten, in denen sie auf dem Steinbogen über der Toilette gekauert hatte.
»Mit viel Rahm, genau wie du es magst«, sagte Nell und stellte eine Schale mit Porridge, Rahm und Pfirsichen neben sie.
Drustan grollte. »Du hast ihr Porridge gebracht?«
»Das geht dich überhaupt nichts an«, erwiderte Nell gelassen.
»Tut mir Leid, Drustan«, beschwichtigte Gwen, »aber das ist allein deine Schuld. Wenn du dich nur einmal hingesetzt und einen Kaffee mit mir getrunken oder gemeinsam mit mir gefrühstückt und geredet hättest, wäre all das nicht nötig. Aber die Zeit verstreicht, und wir müssen wirklich einige Dinge klarstellen. Nell geht jetzt, dann sind wir beide ganz unter uns.«
Schweigen. Angespanntes, langes Schweigen.
»Was willst du von mir, Mädchen?«, fragte er schließlich erschöpft.
»Ich will, dass du mich anhörst. Ich werde dir alles erzählen, woran ich mich aus unserer gemeinsamen Zeit in der Zukunft erinnere. Ich habe viel nachgedacht. Es muss etwas geben, das dir im Gedächtnis geblieben ist. Möglicherweise habe ich bisher nur das Entscheidende ausgelassen.«
Sie hörte einen tiefen Seufzer. »Gut, Mädchen. Dann lass mich diesmal alles hören.«
Drustan saß mit ausgestreckten Beinen auf dem Boden und hatte den Rücken gegen die Tür gelehnt. Er schloss die Augen und wartete auf den Beginn ihrer Geschichte. Seine Wutausbrüche hatten ihn ermüdet. Widerwillig musste er ihr für diese Ausdauer und Entschlossenheit Anerkennung zollen. Sein Zorn hätte jedes andere Mädchen, das er kannte, zu Tode erschreckt. Er malte sich aus, wie Gwen, während er getobt und sich gegen die Tür geworfen hatte, draußen gestanden - die Arme unter dem hübschen Busen verschränkt mit dem Fuß auf den Boden getippt und gewartet hatte, bis er sich beruhigte. Sie hatte Stunden ausgeharrt - Drustan hatte das Gefühl, dass er schon einen halben Tag hier eingesperrt war.
Sie war großartig und hartnäckig.
Und ein bisschen zu schlau, um komplett geistesgestört zu sein.
Du weißt, dass sie nicht irre ist, warum gibst du es nicht zu?
Weil sie die Wahrheit sagt, wenn sie keine Verrückte ist.
Und wieso bringt dich das so durcheinander?
Darauf wusste er keine Antwort. Er hatte keine Ahnung, warum das Mädchen ihn in einen stammelnden Idioten verwandelte.
»Ich bin fünfundzwanzig Jahre alt«, sagte sie vor der Tür.
»So alt?«, spottete er. »Meine Braut ist erst fünfzehn.« Er lächelte, als er sie murren hörte.
»In meinem Jahrhundert nennt man das Missbrauch von Minderjährigen«, gab sie scharf zurück.
Missbrauch, minderjährig?, sinnierte er. Wieder so unverständliches Zeug.
»Das heißt, du kannst deswegen ins Gefängnis kommen«, fügte sie hinzu.
Drustan schnaubte. »Was geht es mich an, wie alt du bist? Hat dein Alter irgendetwas mit deiner Geschichte zu tun?«
»Du bekommst die ausführliche Version mit Hintergrund. Und jetzt sei still.«
Drustan gehorchte, weil er neugierig auf das war, was sie ihm erzählen würde.
»Ich habe einen Urlaub in Schottland gebucht, ohne zu wissen, dass die Reisegruppe nur aus Senioren bestand ...«
Im Laufe der Zeit entspannte sich Drustan und lauschte ihr schweigend. Er stellte sich vor, dass sie genauso wie er an der Tür lehnte und über die Schulter zu ihm sprach.
Das bedeutete, dass sie sich in gewisser Weise berührten, Rücken an Rücken saßen. Das machte die Unterhaltung vertraulich.
Er mochte den Klang ihrer Stimme. Sie war tief, melodisch, fest und selbstbewusst. Warum war ihm bisher noch nicht aufgefallen, dass ihre Stimme eine Selbstsicherheit verriet, die vermutlich ihren Grund hatte?
Vielleicht weil er jedes Mal, wenn sie das Wort an ihn gerichtet hatte, von ihren körperlichen Reizen abgelenkt gewesen war. Jetzt, da er sie nicht sehen konnte, waren all seine Sinne geschärft.
Ja, sie hatte eine schöne Stimme, und er hätte gern gehört, wie sie eine alte Ballade sang oder vielleicht ein Schlaflied für seine Kinder ...
Er schüttelte den Kopf, verdrängte die närrischen Gedanken und konzentrierte sich auf ihre Worte.
Nell überreichte Gwen leise einen weiteren Becher mit Kaffee und machte sich wieder davon.
»Und wir fuhren hierher zu den Steinen, aber die Burg gab es nicht mehr. Es waren nur noch die Fundamente und ein paar verfallene Mauern zu
Weitere Kostenlose Bücher