Die Liebe des Highlanders
Ausgewogenheit. Ihr eigenes war schmerzlich einseitig gewesen. Sie wusste genau, was sie ihren Kindern beibringen würde. »Ich würde sie Lesen und Schreiben lehren und sie dazu ermuntern, Träume zu haben und voller Staunen die Sterne zu betrachten. Ich würde ihnen zeigen, wie wertvoll Fantasie ist. Sie sollten genauso eifrig spielen wie arbeiten.« Sie seufzte schwer, ehe sie hinzufügte: »Und ich würde sie lehren, dass alles Wissen der Welt die Liebe nicht ersetzen kann.«
Sie hörte einen harschen Atemzug. Drustan schwieg lange, als würden ihm ihre Worte viel bedeuten. »Du glaubst ehrlich, dass Liebe das Wichtigste ist?«
»Ich weiß, dass sie das Wichtigste ist.« Sie hatte in Schottland sehr viel gelernt. Beruf, Erfolg, das Lob kritischer Geister - nichts davon war viel wert ohne Liebe. Sie hatte ihr das ganze Leben gefehlt.
»Wie habe ich dich geliebt, Gwen Cassidy?«
Ein leises Stöhnen kam über ihre Lippen. Allein die Frage jagte ihr heißes Feuer durch die Adern. Er klang wie ihr Drustan aus der anderen Zeit. Diese vertrauliche Unterhaltung brachte ihr Herz zum Schmelzen; und vielleicht durch- brach sie auch seine Abwehr.
»Wie, Gwen? Erzähl mir, wie ich dich geliebt habe. Ich möchte jede Einzelheit wissen.«
Sie befeuchtete sich die Lippen, senkte die Stimme und begann zu erzählen.
Silvan fasste Nell bei der Hand, um sie von der Balustrade wegzuziehen.
Nein, hauchte sie tonlos.
Wir dürfen das nicht belauschen, protestierte er ebenso leise. Das ist nicht anständig.
Zur Hölle mit der Anständigkeit, alter Mann, ich bleibe! Sie schürzte die Lippen und trotzte seinem Blick.
Silvan sah sie erstaunt an, aber nach einer Weile setzte er sich auch wieder hin.
Und er ließ Gwen, während sie redete, einen Teil ihrer Privatsphäre, indem er sich vorstellte, Nell würde ihm so präzise erzählen, wie er sie geliebt hatte. Anfangs hielt er eisern den Kopf gesenkt, aber nach einiger Zeit warf er Nell verstohlene Blicke zu.
Und Nell wandte sich nicht ab wie sonst.
Braune Augen sahen tief in blaue.
Sein Herz pochte.
»Und zum Schluss hast du etwas zu mir gesagt. Du sagtest die süßesten Worte, und sie vibrierten irgendwie in meinem Inneren. Du hast in dieser eigenartigen Stimme, die klingt wie viele Stimmen gleichzeitig, zu mir gesprochen.«
»Was habe ich gesagt?« Drustan legte die Hand an sein Glied. Sein Kilt war offen, er hatte die Beine gespreizt und umfasste seinen Schaft. Er war so erregt, dass er fürchtete, jeden Moment zu explodieren. Sie hatte ihm genau beschrieben, wie er sie geliebt hatte, und das war die erotischste Erfahrung seines Lebens gewesen. In der Dunkelheit sah er alles genau vor sich, und er hatte das Gefühl, als würde er es zum zweiten Mal erleben. Seine Vorstellung enthielt lauter Einzelheiten, die sie nicht erwähnt hatte - Einzelheiten, die entweder seiner Fantasie oder einer tief vergrabenen Erinnerung entsprangen. Er wusste selbst nicht, was der Ursprung war.
Und es war ihm auch gleichgültig.
Es war nicht mehr wichtig, ob sie log oder die Wahrheit sagte. Er begehrte Gwen Cassidy über jede Vernunft hinaus und auf eine Weise, die er nicht hinterfragen wollte.
Bei Amergin - ihm, Drustan MacKeltar, der dreimal von einer Frau verlassen wurde, stellte ein Mädchen nach, das wusste, wer und was er war.
Ihm war schleierhaft, warum er ihr jemals widerstanden hatte. Er kämpfte gegen das übermächtige Verlangen an, sich selbst Erleichterung zu verschaffen - eine Erleichterung, nach der er sich verzehrte, seit Gwen sein Heim betreten hatte. Aber, nein, er wollte diesen Augenblick nicht hier und jetzt erleben, sondern mit ihr - in ihr.
»Deine Worte waren sehr romantisch«, sagte sie mit einem leisen Seufzer.
»Ahem«, stieß er hervor. Sie fuhr fort zu erzählen, und er brauchte eine Weile, um zu begreifen, was sie da sagte.
»>Es wird mir eine Ehre sein, mich für dich zu opfern, um dich zu retten. Ich werde meine Seele für deine geben, wenn das Böse etwas fordert. Sollte der Tod seinen Tribut verlangen, werde ich ihm mein Leben für deines bieten. Ich übergebe mich in deine Hände< ... Das hast du zu mir gesagt.«
Drustan war schon nach den ersten Worten auf die Füße gesprungen. Als sie endete, krümmte er sich. Ein heißer Funken Licht glomm in ihm auf und breitete sich aus, umhüllte ihn. Er brachte keinen Laut heraus und konnte kaum atmen. Eine Woge von Liebe und Zuneigung schlug über ihm zusammen ...
Gwen krümmte sich. Eine Woge der Liebe
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