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Die Liebe des Highlanders

Die Liebe des Highlanders

Titel: Die Liebe des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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Tiefschlaf versetzt und nie in der Höhle begraben worden.
    Sie konnte ihn in der von ihr veränderten Wirklichkeit nicht finden, weil er nie verzaubert worden war. Und demzufolge konnte er sie auch nicht ins sechzehnte Jahrhundert schicken, weil er selbst es nie verlassen hatte.
    In dem Moment, in dem die Wahrscheinlichkeit, dass er verzaubert werden könnte, gleich null war, hatte Gwen Cassidy aufgehört, in seiner Zeit zu existieren. Die Realität hatte sie dort »abgelegt«, wo sie sich aufgehalten hatte, bevor sie in die Felsspalte gestürzt war. Dazu war nicht einmal eine weiße Brücke nötig gewesen. Die Realität des sechzehnten Jahrhunderts hatte sie ausgespuckt und in ihre eigene Existenz katapultiert. Eine inakzeptable Anomalie. Drustan war nie verzaubert worden. Demzufolge hatte sie kein Recht, in seiner Zeit zu existieren. So viel zu den Theorien, die Stephen Hawking widersprachen; Hawking ging davon aus, dass es eine kosmische Zensur gab, die Paradoxes verhinderte. Ganz eindeutig gab es eine Kraft, die im Universum Ordnung hielt. Gott verabscheut die Singularität, dachte Gwen mit einem verächtlichen Schnauben, das jedoch sofort in Schluchzen überging.
    Sie legte die Hände an den Kopf. Mit einem Mal fürchtete sie, ihre Erinnerungen an Drustan könnten verblassen.
    Nein, machte ihr die Wissenschaftlerin klar, Erinnerung gründet immer auf Vergangenheit. Ihr Gedächtnis würde alles behalten. Sie war in der Vergangenheit gewesen, und die Erinnerung daran war in ihr Bewusstsein eingebrannt.
    Wie hatte sie übersehen können, dass sie ihn für immer verlieren würde, wenn sie ihn rettete? Im Nachhinein konnte sie nicht fassen, dass sie die unausweichlichen Konsequenzen nicht bedacht hatte. Die Liebe hatte sie blind gemacht. Rückblickend erkannte sie, dass sie keinen Gedanken daran verschwenden wollte, was passieren würde. Sie hatte geschickt alles ausgeblendet, was mit Physik zu tun hatte, um sich in der Freude, verliebt zu sein, verlieren zu können.
    »Nein!«, schrie sie verzweifelt. »Wie soll ich ohne ihn weiterleben?«
    Tränen rollten ihr über die Wangen. Sie sah sich um und suchte die Felsspalte, in die sie gefallen war, aber auch die war weg. Es gab keine Spalte mehr. Vielleicht hatten die Zigeuner diese Spalte irgendwie selbst erschaffen - wer weiß?
    Und selbst wenn sie die Felsen sprengen und die Steine wegschaffen würde, sie würde keinen schlafenden Highlander in einer Höhle finden.
    »Nein!«, schrie sie wieder.
    Doch, flüsterte die Wissenschaftlerin. Er ist seit fünfhundert Jahren tot.
    »Er wird über die weiße Brücke zu mir kommen«, beharrte sie.
    Aber das würde er niemals tun. Und sie brauchte keine Wissenschaftlerin, die sie darauf hinwies. Er konnte nämlich nicht. Selbst wenn er die Verwundung durch den Pfeil überlebt hatte, würde er die Steine nicht benutzen. Das wäre, als würde jemand zu ihr sagen: »Wenn du deine Forschungsarbeit beendest, die ultimative Waffe konzipierst und die Welt damit bombardierst, bekommst du deinen Drustan zurück.«
    Sie würde es niemals über sich bringen, der Menschheit solches Unheil zu bescheren, auch wenn sie noch so großes Leid erdulden musste.
    Und er auch nicht. Sein Ehrgefühl - eine der Eigenschaften, die sie so sehr an ihm liebte - würde so etwas nicht zulassen.
    Falls er überhaupt überlebt hatte.
    Gwen legte den Kopf an den Felsen und umklammerte ihren Rucksack. Sie würde niemals erfahren, ob Drustan den Kampf lebend überstanden hatte. Selbst wenn die Verletzung nicht tödlich gewesen war, so war er doch vor fast fünfhundert Jahren gestorben. Trauer hüllte sie ein. Nie hätte sie sich vorstellen können, dass ein Mensch so intensiv trauern konnte. Sie drückte ihr Gesicht an den Rucksack und weinte.
     
    Erst nach Stunden konnte sie sich aufraffen und ins Dorf hinuntergehen - nach Stunden, in denen sie geschluchzt und geweint hatte, als könnte sie damit ihr gebrochenes Herz kitten.
    Sie ging sofort in die Herberge, um ihr Zimmer zu belegen, hielt es aber nicht aus, allein zu sein. Also machte sie sich auf den Weg in die Schankstube - in der Hoffnung, dort Beatrice und Bertie zu finden. Nicht weil sie mit ihnen reden wollte - sie konnte unmöglich auch nur einer Menschenseele von ihren Erlebnissen erzählen -, sondern einfach, um Freundlichkeit und Wärme zu spüren.
    Sie blieb auf der Schwelle zur Schankstube stehen und sah sich blinzelnd in dem hell beleuchteten Raum um. Ich fange nicht wieder an zu heulen, sagte

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