Die Liebe des Highlanders
Rucksack und eilte zu ihm. Die Wissenschaftlerin in ihr war entsetzlich neugierig und wollte erfahren, wie er seine Behauptungen beweisen wollte. Außerdem, sagte sie sich, haben wir danach noch alle Zeit der Welt, uns zu lieben.
Er arbeitete behände und warf immer wieder verstohlene
Blicke zum Himmel, während er den Finger in die Farbe tauchte und die letzten Symbole auf die Steinplatte malte.
»Nimm meine Hand.«
Sie legte die Hand in seine. Er studierte die Zeichen eine Weile, dann schüttelte er den Kopf und atmete hörbar aus.
»Bitte, Amergin. Mach, dass sie richtig sind. Bleib ganz dicht bei mir, Gwen. Hier.«
Gwen stellte sich an die Stelle, die er ihr zuwies und späh- te an ihm vorbei, um die Symbole zu sehen. Aber er blockierte ihr die Sicht.
»Was wird deiner Meinung nach geschehen, Drustan?«, wollte sie wissen. Sie sah auf ihre Uhr, erstaunt, dass sie die in der Hitze des Liebesaktes nicht verloren hatte. Sie hätte beinahe laut gelacht, doch dann wurde ihr klar, dass die Uhr und der Riemen des Rucksacks das Einzige war, was sie am Leibe hatte. Der große Zeiger bewegte sich, und man hörte in der Stille das leise Ticken.
»Gwen, ich ...« Er brach ab und sah sie an.
Ihre Blicke begegneten sich. Hatte er es während des Liebesaktes auch gespürt? Sie war in solchen Dingen so unerfahren und wusste nicht, ob ihre Gefühle für ihn nur eine Nachwirkung der Intimität waren. Sie hatte zwar den Verdacht, dass sie länger anhalten würden, wollte sich aber keinesfalls zum Narren machen. Wenn er genauso empfand, könnte sie glauben, dass das, was zwischen ihnen bestand, so real und stichhaltig war wie eine mathematische Gleichung. Sein Blick streifte über ihren Körper und gab ihr das Gefühl, schön zu sein, nicht zu klein und zu ... na ja, zu mollig. Sie war sich in einer Welt, in der von sämtlichen Titelblättern langbeinige und gertenschlanke Models lächelten, immer unzulänglich vorgekommen.
Nicht so in seiner Gegenwart. In seinen Augen entdeckte sie sich selbst und wusste auf einmal, dass sie schön war.
»Möge das, was wir haben, ewig sein«, sagte er traurig.
Ihre Finger schlossen sic h fester um seine Hand und for derten ihn auf, fortzufahren. Als ihre Uhr mit leisen metallischen Schlägen die Mitternacht verkündete, zuckte sie zusammen. Eins, zwei, drei...
»Du bist großartig, mein Mädchen«, sagte er und fuhr ihr mit dem Finger zart über die Wange. »Du hast ein furchtloses Herz.«
Fünf, sechs, sieben.
»Hast du mich lieb gewonnen, wenigstens ein kleines bisschen - Gwen?«
Sie nickte. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, und sie brachte kein Wort heraus. Er wirkte so bekümmert, dass sie fürchtete, nur albernes, sentimentales Zeug von sich zu geben, wenn sie den Mund auftat. Sie hatte bereits in ihrer Leidenschaft Dinge gesagt, von denen sie nie geglaubt hatte, dass sie ihr über die Lippen kommen würden. Wenn sie jetzt nicht aufpasste, würde sie ihn mit ihrer Gefühlsduselei verschrecken.
Neun.
»Das und mein Glaube an dich muss genügen. Wirst du mir beistehen, wenn ich in Gefahr bin?«
»Natürlich«, erwiderte sie prompt und fügte zögernd hinzu: »Und was ist mit mir?«
»Mein Leben für deines«, sagte er schlicht. »Mädchen, hab keine Angst vor mir. Was auch geschieht, versprich mir, dich nicht vor mir zu fürchten. Ich bin ein guter Mann, das schwöre ich.«
Der schmerzerfüllte Tonfall erschreckte sie. Sie strich mit den Fingerspitzen über sein Kinn. »Ich weiß, dass du gut bist, Drustan MacKeltar«, erklärte sie entschieden. »Ich fürchte mich nicht...«
»Aber die Dinge können sich ändern.«
»Nichts kann daran etwas ändern. Nichts könnte mich dazu bringen, Angst vor dir zu haben.«
»Gebe Gott, dass das wahr ist.« Seine Augen waren dunkel.
Zwölf.
Dreizehn?
Er schrie auf, zog sie grob in seine Arme und offenbarte ihr mit einem Kuss sein Inn eres. Die Welt, wie Gwen Cassi dy sie kannte, zerfaserte.
Sie wand sich in seinen Armen, hüpfte und wirbelte herum wie ein Korken in einem Whirlpool - auf und ab, von einer Seite zur anderen, nach vorn und zurück ... dann in eine neue Richtung, die gar keine Richtung war.
Raum und Zeit verschoben sich, ihr inneres Sein veränderte sich, und irgendwie glitt sie aus Drustans Umarmung.
Der Rucksack rutschte ihr von der Schulter und flog in einem Wirbel von Licht davon.
Wie aus weiter Ferne sah sie, wie ihre Hände danach griffen, aber irgendetwas stimmte nicht. Ihre Hände hatten eine neue Dimension,
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