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Die Liebe des Kartographen: Roman

Die Liebe des Kartographen: Roman

Titel: Die Liebe des Kartographen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Buch anzufangen. Es war ihm schließlich einmal so wichtig!«
    Â»Ja, das wäre gut. Sag ihm, dass wir bei meinem nächsten Besuch alles, was er bis dorthin fertig hat, ausführlich erläutern könnten.«
    Xelia nickte stumm. Es gab noch so vieles, was ihr auf der Zunge lag, was ihr im Herzen brannte. Philip schien es nicht anders zu gehen, immer wieder hob er an, etwas zu sagen, um im letzten Moment doch den Mund wieder zu schließen. Jedes weitere Wort hätte ihrem Abschied zusätzliche Schwere und etwas Endgültiges gegeben, und das wollten beide unbedingt vermeiden.
    Auf einmal stieg maßlose Angst in ihr hoch: Ein Jahr war lang, und trotz Philips festem Vorsatz, wiederzukommen, würde viel passieren können, auf das sie keinerlei Einfluss hatten. Was, wenn Philip einen Unfall hatte, so wie damals mit Alois? Was, wenn er überfallen würde? Oder wenn er …
    Â»Psst«, sein Atem strich über ihre Wange. »Es wird alles gut werden!« Als hätte sie ihre Ängste laut hinausgeschrien! »Du bist doch meine Liebe, mein Leben.«
    Von der Straße her war das Geklapper von Pferdehufen zu hören. Aus dem Haus drangen Männerstimmen zu ihnen herüber, Schritte kamen näher. Einige Nachbarn hatten sich auch versammelt, angelockt vom Trubel. Zwei Weiber, jedes ein Kind auf dem Arm, die unentwegt krähten, standen mittendrin und schauten sich fragend an. Im selben Augenblick fuhr eine Kutsche vor, und die Comtessa und ihr Sohn stiegen aus.
    Es war Montagmorgen – und die ersten Patienten waren da.
    Es war Zeit.
    Â»Ich werde an dich denken, jeden Tag. Ich werde dir immer nahe sein.« Xelia küsste Philips Augen, seinen Mund. Dann wandte sie sich ab, noch ehe er ihre Tränen sehen konnte. Lola folgte ihrer Herrin mit eingezogenem Schwanz. Halb taumelnd, halb stolpernd lief Xelia an den drei Ärzten vorbei, unfähig, ihnen Lebewohl zu sagen. Im Türrahmen stand Adalbert, hinter ihm Guiseppa. Keiner sagte etwas zu ihr, keiner versuchte sich an tröstenden Worten. Xelia war ihnen dafür sehr dankbar.
    Die Männer saßen auf. Philips Pferd, ein Rappe, vollführte ein kleines Tänzchen, und er hatte alle Hände voll zu tun, das Vieh in den Zaum zu bringen. Einer der Arzte rief ihm etwas zu, woraufhin er lachte. Beide Zügel in eine Hand nehmend, winkte er Xelia und den anderen mit seiner freien Hand zu. Seine Miene war gelöst, fast heiter. Die Gefühlsqualen der letzten Tage und der Abschiedsschmerz waren der Aufregung über die bevorstehende Reise gewichen. Angespannte Erwartung lag in seinem Blick – und Freude!
    Â»Ich komme wieder! Passt gut auf euch auf? Wir sehen uns im November!«, rief er allen Umstehenden zu. Über die Köpfe der anderen hinweg verabschiedete er sich mit einem zärtlichen Blick stumm von Xelia.
    Â»Ich liebe dich auch, Schrittezähler!«, flüsterte sie zurück. Dann drehte sie sich um und ging ins Haus.
    Der halbe Vormittag war schon vorüber, und es gab noch so viel zu tun.

Nachwort
    M anchmal reicht eine kleine Zeitungsnotiz aus, um meine Phantasie zu beflügeln. Als ich im Juli 1996 las, dass das württembergische Landesvermessungsamt das Lebenswerk des großen württembergischen Kartographen Georg Gadner – einen Atlas mit insgesamt 28 Karten aus dem Jahr 1596 – neu auflegt, schoss es mir spontan durch den Sinn: Was für ein spannendes Leben muss dieser Mensch gehabt haben! So begann ich zu recherchieren, und bald darauf nahm »Die Liebe des Kartographen« erste Formen an. Im Gegensatz zu meinen ersten beiden historischen Romanen erlaubte ich mir dieses Mal jedoch den größtmöglichen Spielraum, den eine Autorin haben kann: Philip Vogel, der Landvermesser, entstand zwar in Anlehnung an die Figur Georg Gadners, ist jedoch ebenso eine Schöpfung meiner Phantasie wie alle anderen Personen. Während Georg Gadners Lebenswerk »Chorographia Würtembergica« hieß, nennt Philip Vogel das seine »Cartographia Würtembergica«. Als Vorlage zu Philip Vogels Reise diente mir zwar Gadners Kartenatlas – dies hielt mich jedoch nicht davon ab, Dörfer wie Leinstetten, Anstetten oder Rüdling zusätzlich auf die Landkarte zu zaubern. Blaubeuren hingegen gab es damals schon – seine Bürger mögen mir die Freiheit verzeihen, die ich mir nahm, indem ich ihrer Stadt einen bösen Stadtarzt sowie ein

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