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Die Liebe des Kartographen: Roman

Die Liebe des Kartographen: Roman

Titel: Die Liebe des Kartographen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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über die Tafel hinweg. Während die andern lachten und scherzten, aßen und tranken, stellten sich beide dieselbe stumme Frage: Konnte Philip die gute Gelegenheit, mit den Ärzten zu reisen, vorüberziehen lassen? Und beide lasen im Blick des andern die Antwort.
    Sie musste Philip dazu bringen, mit den Ärzten zu reisen!
    Drei Tage später reiste er ab.
    Vor dem Haus häuften sich Berge von Gepäck. Adolf war in den nahegelegenen Mietstall geschickt worden, um zu veranlassen, dass die Pferde der Arzte herübergebracht wurden. Für Philip sollte außerdem ein eigenes Pferd geholt werden. Jetzt, im Frühjahr, nach der Schneeschmelze, waren die Pässe durchweg begehbar, und so konnte die Reise über die Alpen problemlos zu Ross zurückgelegt werden.
    Während die anderen im Haus bei einem letzten Krug Wein auf die Ankunft der Pferde warteten, gingen Philip und Xelia nach draußen. Sie konnten das Gelächter und Geplänkel der anderen nicht ertragen. Doch so kostbar diese letzten Momente auch für sie waren – sie konnten doch nichts damit anfangen. Was sollten sie sich ins Ohr flüstern? Welche Worte waren gut genug und welche zu bedeutungslos für diesen Augenblick? Sagte eine Umarmung nicht mehr als tausend Worte? Oder würde sie ihnen das Herz brechen? So standen sie Schulter an Schulter an der Mauer und blickten hinüber zu den Weinbergen, wo ein Bauer versuchte, mit einer Rätsche einen Vogelschwarm zu vertreiben.
    Xelia war die Erste, die das Schweigen brach. »Vielleicht kannst du im nächsten Winter wiederkommen?« Ihre Stimme war brüchig, als sei ihr Hals entzündet.
    Philip griff nach ihren Händen. »Nicht vielleicht – ganz bestimmt komme ich wieder!« Er zählte zum x-ten Mal die Fakten auf, an denen sie sich in den letzten Tagen festgehalten hatten: »Wenn ich von April bis Ende Oktober Württemberg bereise, dann habe ich genügend Skizzen, um den ganzen Winter über davon Karten ins Reine zeichnen zu können. Und du glaubst doch nicht, dass ich mich auch nur von einem Menschen davon abhalten lasse, dies hier bei dir zu tun!« Seine Augen funkelten. »Ganz davon abgesehen – wenn die in Stuttgart erst einmal erkennen,was ich ihnen schon jetzt an Landkarten abzuliefern habe, wird keiner etwas gegen meine Vorgehensweise sagen.«
    Xelia nickte. Das war Philip, wie sie ihn kannte! Die Selbstsicherheit in seinen Worten war ihr Bestätigung genug, dass sie sich richtig entschieden hatte. Außerdem wusste sie, dass er die Wahrheit sprach. Er würde wiederkommen.
    Â»Wie es wohl Alois geht? Ob der alte Gaul den Winter überlebt hat?« Sie versuchte ein klägliches Grinsen.
    Â»Und ob! Der ist doch zäh!«, munterte Philip sie auf. »Ich werde dir schreiben, was es mit dem Vieh auf sich hat. Und falls es dich interessiert, kann ich ja auch noch ein paar Worte über mich dazuschreiben.« Er gab ihr einen kleinen Schubs. Danach wurde er wieder ernst. »Machen wir es richtig? Tu ich das Richtige?« Seine Augen klammerten sich an ihr fest.
    Â»Ich glaube schon. Es …«, begann Xelia mit bemüht fester Stimme.
    Â»Noch kann ich hier bleiben«, unterbrach Philip sie. »Ich muss nur eine entsprechende Nachricht nach Stuttgart schicken, und alles wäre erledigt. Ich wäre ein freier Mann.«
    Â»Philip! Wozu haben wir eigentlich die ganzen Gespräche geführt!«, mahnte sie sanft. »Du würdest hier nicht glücklich werden. Deine Arbeit würde dir fehlen, und Adalberts Buch wäre kein ernsthafter Ersatz.« Sie hob die Augenbrauen. »Glaubst du, ich könnte damit leben, wenn ich wüsste, dass du meinetwegen unglücklich bist?«
    Â»So wäre es ja auch nicht«, wehrte Philip ab.
    Â»Doch«, antwortete sie fest. »Du würdest alles opfern, was dir lieb und teuer ist, nur um mit mir zusammen zu sein. Und damit würdest du mich unglücklich machen!«
    Er schwieg. Ein langer Seufzer, der genauso viel Bedauern wie Erleichterung enthielt, kroch aus seiner Kehle. »Guiseppa wird dich brauchen. Und nicht nur sie.«
    Xelia stutzte. »Ja«, sagte sie. »Es scheint, sie trägt schweran dem Kind. Aber ich werde auf sie aufpassen.« Da Philip entschlossen schien, keinen Trübsal mehr zu blasen, schlug sie in die gleiche Kerbe. »Und noch etwas habe ich mir vorgenommen: Ich will Adalbert dazu bewegen, doch mit seinem

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