Die Liebe des Kartographen: Roman
Gönninger Acker zur Welt brachte und das längst erwachsen ist. Und im Gegensatz zu ihrer Mutter will Flora partout keine Samenhändlerin werden, sondern Blumenbinderin! Das passt Hannah natürlich ganz und gar nicht, sie hätte es zu gern gesehen, dass die Tochter ihre Nachfolge antritt. Aber am Ende setzt Flora ihren Kopf durch und reist nach Baden-Baden, um das Handwerk der Blumenbinderei sowie die Sprache der Blumen zu erlernen. Gemeinsam mitdem Leser lernt Flora die Stadt und ihre Gepflogenheiten kennen. Baden-Baden ist nun wirklich kein »vergessener Ort«, stattdessen galt es Jahrhunderte lang als Sommerhauptstadt Europas . Hier trafen sich die Reichen und Schönen, hier gab sich der Deutsche Kaiser samt Gattin alljährlich ein Stelldichein und hier flaniert auch heute noch so mancher Prominenter die Oos entlang oder genieÃt die heiÃen Quellen.
Auf den Spuren der Blumenbinderin Flora zu wandeln ist die reinste Freude. Eigentlich kann man kaum einen Schritt tun, ohne einen der Wege zu gehen, die für Flora alltäglich waren: Die Trinkhalle , in der ihr Ehemann Friedrich als Verwalter angestellt war, ist in ihrer ganzen Pracht und Herrlichkeit erhalten. Das Heilwasser wird zwar heutzutage in Plastikbechern ausgegeben, aber es schmeckt noch immer so ölig und salzig wie zu Floras Zeiten. Wer möchte, bringt sich für sein »Wasserversucherle« ein eigenes, schönes Trinkglas mit! Das historische Kurhaus und das Spielcasino , über dessen Prunk Flora so entzückt war, können heutzutage ebenso besucht werden wie anno dazumal.
Viele der prächtigen Hotels entlang der Oos, in denen während der Belle Epoque die reichen, ausländischen Kurgäste wohnten, gibt es bis zum heutigen Tag. Als Tagesgast sollte man in der warmen Jahreszeit unbedingt auf einer der Hotelterrassen einen kleinen Lunch einnehmen oder wenigstens einen Kaffee trinken und dabei den Kurgästen beim Flanieren zusehen.
Die Stourdza-Kapelle , die russische Kirche sowie viele der historischen Palaisâ und Sommerhäuser sind Zeugen früherer Pracht. Auch die Lichtenthaler Allee vermittelt noch immer einen Eindruck des einstigen Kuralltags. Als man sich in seinen schönsten Kleidern auf edelsten Rössern oder in goldglänzenden Kutschen entlang der Allee zeigte. Wenn es für mich überhaupt den einen Lieblingsort in Baden-Baden gibt, dann ist es die Lichtenthaler Allee.Dieser artenreiche botanische Garten, der zu jeder Jahreszeit ein anderes, herrliches Bild abgibt.
Genauso gern spaziere ich durch die kleinen Gassen mit ihren vielen, individuellen Geschäften, die so viel liebenswerter sind als der Einheitsbrei, der einem üblicherweise in den groÃen EinkaufsstraÃen Deutschlands präsentiert wird. Schuhgeschäfte, die handgenähte Schuhe anbieten, Schneiderinnen, in deren Auslagen die teuersten Stoffe für Ballkleider und Roben zu bewundern sind, Feinkostläden, die Dutzende von Champagnersorten im
Angebot haben â auch heute noch wird Baden-Badens Clientéle bestens bedient! Ein Ballkleid muss es für uns Normalsterbliche vielleicht nicht unbedingt sein, aber ein paar handgefertigte Trüffel können wir uns im Vorbeigehen schon leisten!
Ãbrigens: Dort, wo heute unterhalb des Marktplatzes das historische Friedrichsbad zu finden ist, prangte zu Floras Zeiten jahrelang eine riesige Baustelle. Aber selbst wenn das Bad schon fertig gestellt gewesen wäre, hätte die fleiÃige Blumenbinderin wahrscheinlich nicht die MuÃe für einen Besuch gehabt.
Liebe Leser und Leserinnen â endlos könnte die Reise noch weitergehen! An so viele weitere Orte könnte ich Sie noch entführen! Ins Bauernkriegsmuseum nach Böblingen oder ins Heimatmuseum von Beutelsbach zum Beispiel â in beiden wird die Geschichte des Bauernkrieges behandelt. Oder nach Ulm an die Donau, von wo aus sich die Samenhändler Helmut und Valentin auf ihre groÃe Russlandreise gemacht haben. Oder nach Freiburg, nach Tübingen, nach â¦
Dass Sie mir bis hierher so willig gefolgt sind, ist für mich eine groÃe Ehre und Freude. Aber bei all Ihren groÃen und kleinen Ausflügen zu meinen Buchschauplätzen sollte es nicht allein darum gehen, auf Floras, Hannahs oder Katharinas Spuren zu wandeln. Oder in die FuÃstapfen von Jerg, Helmut und anderen zu treten. Sicher, es macht SpaÃ, auf historischen Pfaden zu schreiten und sagen zu
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