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Die Liebe des Kartographen: Roman

Die Liebe des Kartographen: Roman

Titel: Die Liebe des Kartographen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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»Was ist?« Ihre Hand legte sich auf seine Schulter. Das Lächeln auf ihrem Gesicht war verschwunden. Er zuckte mit den Schultern.
    Â»So rede doch! Was ist mit dir?«, fragte sie noch einmal.
    Philip drehte sich zu ihr um. Ihre Augen trafen sich. Und jeder las die Wahrheit im Blick des andern. Die Zeit war gekommen, in der sie sich entscheiden mussten.
    Sie machten es sich nicht leicht. Sie redeten Stunde um Stunde. Der Nachmittag ging, es wurde dunkel. Aus dem Haus war das Geklapper von Geschirr zu hören – Guiseppa ging es anscheinend gut genug, um ein Abendmahl für die Gäste auf den Tisch bringen zu können. Weder Xelia noch Philip war nach Essen zumute. Stattdessen gingen sie hinüber zum Backhaus, in dem Guiseppa montags das Brot für die Woche backte. Dort drinnen, wo es nach Mehl und Mäusekot roch, setzten sie sich auf den Boden, während Lola jede Ecke des alten Gemäuers auskundschaftete.
    Â»Und wenn du doch Adalberts Werk über die Kartographie schreiben würdest?«, griff Xelia erneut den Faden auf, den Philip zuletzt gesponnen hatte.
    Er schaute sie an. Sein Blick war nicht mehr so euphorisch wie zuvor.
    Xelia jedoch klammerte sich an die Idee, wie ein Ertrinkender sich an einen Holzscheit klammert. »Du wärst doch befähigt dazu! Dein Wissen würde einfließen, und es würde ein großartiges Werk werden, das sicherlich vielen Kartographen als Grundlage dienen könnte.« Als Philip weiterschwieg, fuhr sie fort: »Dann könnte Adalbert ohne schlechtes Gewissen seine Tage verbummeln!«
    Â»Ob ihm das guttäte? Ich habe das Gefühl, dass Adalbert für’s Altenteil eigentlich noch viel zu jung ist! Und außerdem: Was ist ein Buch über die Grundlagen der Kartographie gegen ein Lebenswerk? Ich habe vom Herzog den Auftrag bekommen, Württemberg zu vermessen. Als erster Mensch habe ich die Möglichkeit, die Grenzen des Herzogtums zu erfassen, sie in einem riesigen Kartenwerk festzuhalten für alle Ewigkeit. Jeder Kartograph, der nach mir kommt, wird sich an meiner Arbeit orientieren, mein Name wird für immer unauslöschlich bleiben.« Seine Augen glänzten. »Ist das nicht ein Stück Unsterblichkeit?« Er schaute zu Xelia hinüber, und ein Schauer durchlief ihn. Er strich ihr eine silberne Strähne aus dem Gesicht. »Darf ich diese Gelegenheit denn einfach wegwerfen?«
    Unwillkürlich musste sie angesichts seiner großen Worte lächeln. Sie ergriff seine Hand. »So spricht Philip, der Schrittezähler, wie ich ihn kenne! Ich habe schon gefürchtet, die Begeisterung in deiner Stimme nie mehr zu hören!« Jedes ihrer Worte kostete sie unheimliche Überwindung, jedes schnitt ihr tief ins Herz. Dennoch sprach sie weiter.
    Â»Du musst wieder zurück nach Württemberg, das weißt du so gut wie ich. Vergiss mein ganzes Gerede über Adalberts Buch – es war nicht mehr als dumme Träumerei.«
    Philip schaute vor sich auf den Boden, als würde er neben Xelias eindringlichen Worten nicht auch noch ihren Blick ertragen.
    Sie holte Luft. »So, wie ich hier die Heimat gefunden habe, die Württemberg nie für mich war, so liegt deine Heimat in deiner Arbeit.«
    Er nickte stumm. »Aber was wird dann aus uns? Was aus unserer Liebe?«
    Nun war es an Xelia wegzuschauen. Dass es ihr Herz zerreißen würde, wenn Philip sie verließ – das durfte er nicht wissen. Nie und nimmer.
    Obwohl die Nacht zuvor lang und rotweinschwer gewesen war, saßen die drei Ärzte, wenn auch mit etwas benommenen Mienen, pünktlich zum Morgenmahl wieder am Tisch. Xelia hatte darauf gedrängt, dass auch Philip und sie sich in der Küche blicken ließen. Die Luft zwischen ihnen war mit jeder Stunde düsterer und bedrückender geworden, so dass Xelia geglaubt hatte, es keinen Moment länger in ihrer Kammer aushalten zu können. Es war, als trieben sie sich gegenseitig scharfe Speerspitzen in den Leib, so sehr quälte sie das Ganze. Und dabei drehten sich ihre Gespräche doch nur im Kreis …
    Und dann erhielt Xelia beim Morgenmahl den Wink des Schicksals, auf den sie schon nicht mehr gehofft hatte.
    Ganz beiläufig erwähnte einer der Ärzte, dass ihre nächste Visite sie nach Ulm führen würde, wo sie den Hausarzt der Fuggerfamilie besuchen wollten.
    Ulm. Philip und Xelias Köpfe schossen im selben Moment hoch, ihre Blicke trafen sich

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