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Die Liebe des Kartographen: Roman

Die Liebe des Kartographen: Roman

Titel: Die Liebe des Kartographen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Kopf noch mehr hängen als sonst. Seit dem Mittag hatte er nichts mehr zu saufen bekommen. Hier oben auf der Alb war das Wasser rar, es gab kaum einmal einen Bach, geschweige denn Seen oder Weiher. Philips eigener Wasservorrat war auch längst erschöpft, und seineZunge klebte dick und pelzig am Gaumen fest. Gerade als er sich des Pferdes wegen Sorgen zu machen begann, wurde Alois wieder munter. Er schnaubte und zog Philip nach links über eine Wiese. An deren anderem Ende wand sich ein schmaler Bach entlang. Das Pferd stolperte das Ufer hinunter und sog mit lauten gurgelnden Schlucken das Wasser auf. Philip wusch sein Gesicht ab und trank dann ebenfalls einige Hand voll Wasser.
    Dann sah er sich um. Ein Stückchen abseits des kleinen Dorfes erkannte er einen U-förmigen Bau, der von hohen Mauern eingefriedet war. Das musste das Gut des Markgrafen sein! Es wurde auch Zeit. Die Gewitterwolken waren schon viel näher gekommen, die Vögel hatten sonnenmüde ihr Gezwitscher beendet und schienen jetzt stumm auf Blitz und Donner zu warten.
    Â»Alois, es tut mir leid, aber heute musst du mich tragen. Meine Füße bringen mich keinen Meter mehr weiter.« Philip stöhnte, als er mit seinem geschwollenen Fuß in den Steigbügel trat und aufsaß.
    In der Vergangenheit war es nur selten vorgekommen, dass er die Landschaft hoch zu Ross durchquert hatte. Meist war er zu Fuß unterwegs und mit dem Schrittezählen beschäftigt, während Alois bei jeder Rast grasen durfte. Nur an Tagen, an denen das Marschieren ihn besonders ermüdete, schwang er sich in den Sattel. So wie heute.
    Das Tor zum markgräflichen Gut stand offen. Ohrenbetäubendes Hundegebell scholl Philip entgegen, was ihn normalerweise sofort abgeschreckt hätte. Doch die breiten geöffneten, schmiedeeisernen Flügel hatten etwas Einladendes an sich, und Philip seufzte sehnsüchtig. Vor seinen Augen erschien ein Krug mit dunkelbraunem Bier, auf dem eine dicke weiße Schaumkrone thronte. Hatten sie ihn schon aus der Ferne gesehen? Eilte ihm sein Ruf etwa voraus, und er wurde erwartet? Er stöhnte vor Wonne und Vorfreude auf.
    Gerade, als er durch das Tor reiten wollte, tauchten aufder anderen Seite zwei junge Mädchen auf, die einen Kessel voller ekelerregender, zum Himmel stinkender Masse zwischen sich trugen. Alois prustete.
    Â»Weg da! Aus dem Weg, ihr Bauerntölpel!« Plötzlich hatte er den Geruch des verseuchten Gewässers in Anstetten wieder in der Nase und spürte, wie sich etwas in seinem Hals löste. Ihm wurde übel. Er presste seine Schenkel unwillkürlich so heftig zusammen, dass Alois einen Satz nach vorn machte.
    Das eine der beiden Mädchen jaulte vor Schreck auf wie einjunger Hund. Dann rutschte ihr der Henkel aus der Hand, der Kessel fiel mit einem Plumps zu Boden, und die braune Masse schwappte über den Rand.
    Â»Das … ist … doch … Hundekot!«, entfuhr es Philip, während die junge Frau sich aufrappelte und heulend versuchte, den Kot von ihrem Rocksaum abzuschütteln.
    Die andere schoss ihm kalte Blicke zu. »Was wollen Sie hier? Der Markgraf ist nicht da.« Breitbeinig verstellte sie ihm den Durchgang. »Oder will der Herr zum Gesinde?«
    Â»Und wo ist der Graf, wenn ich fragen darf?«
    Â»Weg eben.« Sie reichte der anderen ihre Hand und half ihr beim Aufstehen. Dabei wandte sie sich um, und Philip sah, dass sich ihr Rücken buckelig wölbte.
    Entweder waren Bauern geschwätzig wie alte Weiber oder so einsilbig wie diese beiden hier. »Und was macht ihr hier, wenn der Hausherr nicht da ist?« Das war wieder einmal typisch für sein Schicksal! Kaum war er irgendwo angekommen, mussten ihm zwei Diebinnen oder ähnliches Gesindel über den Weg laufen! Dabei wollte er doch nichts als seine Ruhe.
    Der Blick der Buckeligen verriet, dass sie der Meinung war, dass ihn das gar nichts anging. Trotzdem antwortete sie: »Wir haben die Hundezwinger des Markgrafen ausgemistet.« Ihr Kinn deutete auf die Wanne neben ihr.
    Philip dachte an die Fäkalienberge, die in Anstetten das Trinkwasser verunreinigt hatten. »Und wo wollt ihr jetzthin mit dem ganzen Mist?«, herrschte er sie an. Hatten die beiden etwa vor, alles in das jämmerliche Rinnsal von Bach zu werfen?
    Die Ältere der beiden lachte rau. »Zum Arbeiten brauchen wir den Hundedung, wenn Sie es genau wissen wollen. Tierhäute werden darin eingelegt,

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