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Die Liebe des Wanderchirurgen

Die Liebe des Wanderchirurgen

Titel: Die Liebe des Wanderchirurgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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nickte. »Dass er für die Schlacht ausfällt, wurmt ihn schon genug, wenn er dazu noch sein geliebtes Schiff hergeben müsste, wäre es der Todesstoß für ihn.«
    »Dabei hatte ich die
Falcon
lediglich als Lazarettschiff vorgesehen.«
    »Als Lazarettschiff, Sir?«
    »Ihr habt richtig gehört. Ich gebe zu, ursprünglich hatte die Admiralität nicht geplant, welche einzusetzen, aber nachdem Taggart und Ihr mit der Information zurückgekehrt seid, die Spanier hätten derer gleich mehrere, dachten die Gentlemen, es wäre klug, in dieser Hinsicht nicht zurückzustehen. Angesichts der zu erwartenden Verluste sicher ein richtiger Gedanke.«
    »Dem kann ich durchaus folgen.« Vitus fragte sich, worauf der Lordadmiral damit hinauswollte.
    »Ich habe mich deshalb entschlossen, die
Camborne
unter Captain Steel als Hospitalschiff einzusetzen. Die
Camborne
wurde nach einer Minenstadt in Cornwall benannt, wo Zinn, Kupfer und Silber gefördert wird. Sie ist also etwas Besonderes. Sie hat keine fünf Jahre auf dem Buckel, ist recht ordentlich bestückt und darüber hinaus schnell. Was ihr bei den zu erwartenden Aufgaben sicherlich von Nutzen sein wird.«
    »Gewiss, Sir. Ich finde es richtig, ein solches Schiff unserer Flotte beizugeben.«
    »Ich freue mich, dass Ihr das auch so seht. Ich habe bereits einen jungen Arzt für diese Arbeit gewinnen können. Sein Name ist Stonewell, er hat gute Referenzen, denn er machte sein Examen vor zwei Monaten bei Professor Banester in London.«
    Bevor Vitus antworten konnte, mischte sich Hartford ein: »Darf ich den Lordschaften ein paar Häppchen anbieten? Mrs.Melrose könnte sicher rasch in der Küche etwas zaubern.«
    Howard wehrte ab. »Danke, nein, sehr freundlich, Hartford.«
    Auch Vitus wollte nichts essen, und nahm stattdessen eine der kandierten Früchte aus der Alabasterschale auf dem Arbeitstisch, während Hartford zurücktrat und sich im hinteren Bereich des Zimmers zu schaffen machte. Er biss hinein und sagte: »Wenn der junge Stonewell bei Professor Banester sein Examen gemacht hat, versteht er sicher sein Fach. Banester prüft sehr gründlich.«
    »Zweifellos, Sir. Dennoch muss es jemanden geben, der ihm vorgesetzt ist und die ärztliche Oberaufsicht hat.«
    »Und an wen hattet Ihr da gedacht?« Vitus ahnte bereits, was kommen würde.
    »An Euch, Sir.«
    »Das ist leider unmöglich.« Vitus’ Antwort kam ebenso schnell wie bestimmt.
    »Das hatte ich befürchtet.« Howard kratzte sich an seiner langen Nase. »Wollt Ihr es Euch nicht noch einmal überlegen? Es geht um nicht weniger als das Überleben einer ganzen Nation. Jeder englische Mann, der Salzwasser im Blut hat, eilt jetzt zur Flotte, um sie zu unterstützen.«
    »Tut mir leid. Mein Platz ist hier.«
    »Nun gut.« Fast schien Howard auf Vitus’ Nein gewartet zu haben. Er zog ein zusammengerolltes Schriftstück hervor und überreichte es. »Dann lest dies.«
    Vitus sah, dass die Schriftrolle mit dem königlichen Siegel verschlossen war, und erbrach es. »Es ist ein Brief Ihrer Majestät an mich.«
    »Ich weiß«, sagte Howard.
    Vitus las:
    Mein lieber Freund,
    verzeiht die Kürze dieses Briefs, doch jetzt, da die Krone jeden guten Mann braucht, ist auch die Zeit der Königin eng bemessen. Seid meines Wohlwollens und meiner Dankbarkeit gewiss, ich bin sicher, Ihr werdet Euren Dienst tun, wo immer es England und die Verhältnisse verlangen.
    Elizabeth R
    Die Unterschrift mit dem schnörkelreichen Z und dem folgenden, für
Regina
stehenden R war zweifellos echt. Vitus legte den Brief aus der Hand. Mühsam unterdrückte er seinen Ärger. »Ihr habt mit meiner Ablehnung gerechnet und die Königin gebeten, diese Zeilen an mich zu schreiben!«
    »Ich gestehe, dass es so ist.«
    »Dieser Brief kommt einem Befehl gleich. Ich muss gehorchen, ob ich will oder nicht!«
    Howard schwieg. Er wollte Vitus Zeit geben, sich zu beruhigen.
    Vitus nahm einen weiteren Schluck Whisky. Er spürte schon die Wirkung des Alkohols, denn er war es nicht gewohnt, zu dieser Tageszeit zu trinken. Immerhin besänftigte ihn das Getränk etwas. »Wusstet Ihr, dass ganz England bisher erst ein einziges Mal erobert wurde?«, sagte er. »Es war anno 1066 durch William, den Herzog der Normandie, der später den Beinamen
The Conquerer
tragen sollte. Mein Vorfahr, Roger Collincourt, ritt an seiner Seite und zeichnete sich in der Schlacht auf dem Senlac Hill aus. Und heute, über fünfhundert Jahre später, droht England wieder, erobert zu werden, und ich, ein

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