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Die Liebe des Wanderchirurgen

Die Liebe des Wanderchirurgen

Titel: Die Liebe des Wanderchirurgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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direkter Nachfahr von Roger, befinde mich in der Rolle des Verteidigers. Das Leben geht schon seltsame Wege.«
    Howard streckte Vitus die Hand hin. »Darf ich daraus schließen, dass Ihr die Aufgabe annehmt, Sir?«
    Vitus ergriff die Rechte, wenn auch zögernd, denn er dachte an Nina. »Ihr seid sehr geschickt vorgegangen, Sir, ich müsste Euch das eigentlich sehr verübeln.«
    Howard hielt noch immer Vitus’ Hand. »Umso dankbarer bin ich Euch! Ich ahnte, dass Ihr mir Eure Zustimmung verweigern würdet, da ich weiß, wie glücklich Ihr im Kreise Eurer Familie lebt. Aber als Oberbefehlshaber der Flotte musste mir jedes Mittel recht sein, den besten Medikus für den Lazarettdienst zu gewinnen. Seid versichert, dass mir meine, äh, Vorgehensweise nicht leichtgefallen ist. Wie sagt man so schön, Sir: Ihr habt einen gut bei mir.«
    »Ich glaube nicht, dass ich das jemals in Anspruch nehmen werde.«
    Howard lachte. »Sagt das nicht, man kann nie wissen. In jedem Fall ist mir jetzt deutlich wohler, da ich weiß, dass meine Teerjacken im Zweifelsfall die bestmögliche ärztliche Versorgung erhalten. Wenn wir schon das Messer an der Kehle haben, soll wenigstens alles für den Sieg getan werden. Das System der Signalfeuer an der Küste funktioniert bereits einwandfrei, jeder Küster landauf, landab ist instruiert, bei Feindsicht die Glocken dauerhaft zu läuten. Milizen exerzieren Tag und Nacht, Geschütze und Kugeln werden ohne Unterlass gegossen. Mehr als wir tun, kann nicht getan werden, und doch wird die Schlacht gegen die Dons ein Himmelfahrtskommando werden.« Howard unterbrach sich und trank aus. »Verzeiht, wenn ich mich schon wieder empfehle, aber es ist noch Tausenderlei zu tun. Die
Camborne
liegt übrigens in Plymouth an der Pier. Euer Einverständnis vorausgesetzt, werde ich Captain Steel übermitteln lassen, dass Ihr schnellstmöglich mit Eurer Begleitung an Bord gehen werdet.«
    »Sicher, natürlich«, sagte Vitus, dem ein wenig der Kopf schwirrte. »Bitte richtet der Königin meine untertänigsten Grüße aus. Ich würde selbstverständlich ihre Erwartungen erfüllen.«
    »Ich danke Euch, Sir.«
    Howard strebte nach draußen und rief über die Schulter: »Bemüht Euch nicht, Sir, ich finde allein hinaus. Und meine besten Empfehlungen an Lady Nina.«
    »Ja«, sagte Vitus mit unwohlen Gefühlen. »Danke.«
     
     
     
    Am selben Abend, es war zwei Stunden vor Mitternacht, klopfte Hartford an die Tür zum Spanischen Zimmer. Er tat es leise, denn überall herrschte Ruhe, und sämtliche Lichter im Schloss waren bis auf wenige Nachtfackeln gelöscht.
    Als von der anderen Seite ein kaum vernehmbares »Herein«, erklang, trat er ein. Halbdunkel empfing ihn, nur ein Kerzenleuchter mit fünf Kerzen spendete spärliches Licht. Er stand auf einem Beistelltisch neben dem Pfostenbett, und in diesem Bett lag Isabella. »Komm näher, Hartford«, sagte sie. »Ich nehme an, du hast einen besonderen Grund, mich so spät noch zu stören?«
    »Äh, gewiss, Miss Isabella.« Hartford knickte ein wie ein Klappmesser. »Ich wollte fragen, ob ich Euch noch etwas bringen darf.«
    »Die Antwort ist nein. Du hast mich um diese Zeit noch nie gefragt, ob du mir etwas bringen darfst, es muss also einen anderen Grund geben, warum du mich aufsuchst. Welchen?« Isabella lächelte und zeigte ihre makellosen, lückenlosen Zähne.
    Hartford beugte sich am Bettrand vor, um einen verbotenen Blick in Isabellas Nachtgewand zu erhaschen, doch sein Bemühen war vergebens. »Heute Nachmittag hatte der Earl Besuch von Lordadmiral Howard«, sagte er.
    »Na und? Das ist mir bekannt.« Isabella gab sich uninteressiert, spitzte in Wahrheit aber die Ohren.
    Hartfords Stimme nahm einen verschwörerischen Klang an. »Ich war dabei, als er den Earl bat, ein Lazarettschiff für die erwartete Schlacht im Kanal zu übernehmen.« Ich dachte, das könnte Euch interessieren.«
    »Warum sollte es das. Aber wo du schon einmal hier bist, erzähl weiter.«
    »Der Earl wollte erst nicht, aber der Lordadmiral konnte einen Brief der Königin vorweisen, in dem sie ihm den Einsatz befiehlt.«
    »Was du nicht sagst.«
    »Das heißt, der Earl wird morgen, spätestens übermorgen nach Plymouth aufbrechen, um sich an Bord der
Camborne
zu begeben.«
    Durch Isabella ging ein Ruck, als sie das hörte. Vitus wollte schon morgen oder übermorgen fort! Die Gunst der Stunde musste genutzt werden, und dafür würde jedes Mittel recht sein. »Vielleicht kannst du doch etwas für mich tun,

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