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Die Liebe des Wanderchirurgen

Die Liebe des Wanderchirurgen

Titel: Die Liebe des Wanderchirurgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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Pedro,
cheers
und
salud!
«
    Steel, Don Pedro, Vitus, Isabella, Stonewell, McQuarrie und Abbot tranken von dem Wein. »Es scheint mir eine Traube aus der La Mancha zu sein«, sagte Don Pedro zu Steel. »Ihr Engländer verteufelt also doch nicht alles, was aus Spanien kommt?«
    Steel lachte sein aufgesetztes Lachen. »Ebenso, wie ihr Spanier nicht unser gutes englisches Tuch verteufelt, habe ich recht?«
    »Gewiss.«
    Die Unterhaltung stockte etwas, und das nicht nur, weil die Anwesenden der Suppe zusprachen. Dann sagte Don Pedro: »Es gibt in diesen Zeiten nicht viele Themen, über die man ohne Bedenken sprechen kann, aber ich glaube, das Wetter und die Mode gehören dazu. Das Wetter war heute recht annehmbar, nicht zu hohe Wellen, nicht zu viel Wind, nicht zu kaltes Wasser – andernfalls würde ich jetzt nicht die Ehre haben, an Eurem Tisch sitzen zu können, Capitán Steel. Die Mode hingegen ist ein weitaus erfreulicherer Gesprächsgegenstand. Es sei an dieser Stelle erlaubt, Lady Nina, Euch zu versichern, dass Ihr ein ganz bezauberndes Kleid tragt.«
    Isabella strahlte. »Ihr seid ein echter Caballero, Don Pedro!« Dann streifte ihr Blick wie zufällig Vitus. »Ich habe lange kein so reizendes Kompliment bekommen.«
    Vitus bekämpfte die aufkommende Missgunst. Am liebsten hätte er beziehungsvoll gesagt: Der Wert einer Person misst sich nicht an der Staffage, sondern eher an ihrem Charakter! Aber er schwieg.
    »Ein Seemann braucht in erster Linie praktische Kleidung«, versuchte McQuarrie, das Gespräch in neutralere Bahnen zu lenken. »Auch unser guter schottischer Kilt, der vielfach belächelt wird, ist viel praktischer, als gemeinhin angenommen wird.«
    Abbot nickte. Er war kein großer Redner und schätzte sich glücklich, wenn er nicht viele Worte machen musste.
    Stonewell hatte seine Suppe ausgelöffelt und wollte auch seinen Beitrag liefern: »Praktische Kleidung ist auch vom gesundheitlichen Standpunkt her gesehen nicht zu unterschätzen. In wärmeren Ländern sollte sie leichter, in kälteren Ländern schwerer sein.«
    Nach dieser umwälzenden Erkenntnis geriet die Unterhaltung abermals ins Stocken, und jeder an der Tafel beschäftigte sich mit den weiteren Speisen. Schließlich sagte Don Pedro: »Ihr sprecht sehr gut spanisch, Lady Nina, genau wie Euer Gemahl. Darf ich fragen, ob Ihr über einen längeren Zeitraum in meinem Land gelebt habt?«
    Isabella strich sich eine schwarze Locke ihrer täuschend echten Perücke aus dem Gesicht und blickte Don Pedro direkt an. »Ich habe nicht nur eine Zeitlang in Spanien gelebt, ich bin sogar Spanierin. Ich komme aus Cádiz.«
    Don Pedro stutzte.
»Carai! Habla en serio?«
    »Ja, sicher! Cádiz ist die schönste Stadt der Welt, auch wenn die Engländer im letzten Jahr vieles zerstört haben.«
    »Mit Verlaub, Lady Nina, Ihr redet nicht gerade wie die Gemahlin eines englischen Lords.«
    »Ich bin, wie gesagt, Spanierin. Was in Cádiz passierte, werde ich niemals vergessen!«
    Don Pedro nickte. »Es waren erbitterte Kampfhandlungen. Ich selbst war unmittelbar daran beteiligt.«
    Isabella legte spontan ihre Hand auf Don Pedros Arm. »Davon müsst Ihr mir unbedingt erzählen!«
    Steel rülpste dezent und versuchte abzulenken: »Es passiert so viel auf dieser Welt, Angenehmes und weniger Angenehmes, wenden wir uns lieber den erfreulicheren Dingen zu:
»Cheers
und
salud!«
    Die Runde trank, doch kaum waren die Trinkgefäße wieder abgesetzt, hakte Isabella nach: »Wo habt Ihr gekämpft, Don Pedro?«
    »Ich befehligte die Galeeren unserer Stadt. Wir versuchten, die Angreifer zu vertreiben, aber leider hatte der Feind das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Meine Bemühungen waren weitgehend vergebens. Unsere prachtvollen Schiffe, die Kriegsgaleonen, die Kauffahrer, die Transporter, die Versorger, sie alle wurden zusammengeschossen …« Don Pedro machte eine Pause, denn er merkte, wie vorwurfsvoll seine Worte klangen. Deshalb fuhr er mit einem Lächeln fort: »Man kann über die Ritterlichkeit der Engländer streiten, aber zumindest einen gibt es unter ihnen, der sich während der Kämpfe ohne Fehl und Tadel verhalten hat. Er legte das Gebaren eines wahren Caballeros an den Tag. Man muss dazu wissen, dass von meinen zehn Galeeren bereits sieben starke Beschädigungen aufwiesen und eine weitere lichterloh brannte. Sie war dem Untergang geweiht, und es hätte nur einiger gezielter Schüsse bedurft, um sie und ihre Männer endgültig zu versenken, doch genau das

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