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Die Liebe des Wanderchirurgen

Die Liebe des Wanderchirurgen

Titel: Die Liebe des Wanderchirurgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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Galeonen gaben nur einige wenige Breitseiten ab und schwiegen dann. »Munitionsmangel, wie ich vermute«, sagte er.
    Steel ging nicht darauf ein, sondern sagte versöhnlich: »Einigen wir uns für heute auf ein Unentschieden, Don Pedro, denn Eure Armada konnte den Enterkampf nicht erzwingen und auch sonst ihre Vorteile nicht nutzen. Wir hingegen konnten keines Eurer Schiffe versenken. Oder seid Ihr anderer Auffassung?«
    »Ich bin Eurer Meinung, Capitán.«
    Stonewell meldete sich zu Wort: »Ein Unentschieden hat in diesem Fall den Vorteil, dass es kaum Verwundete und wahrscheinlich keine Toten zu beklagen gibt. Der Cirurgicus und ich werden wohl weiter auf Arbeit warten müssen. Im Übrigen kann ich mich eines gewissen Hungergefühls nicht ganz erwehren.«
    »Das geht mir genauso«, sagte Steel, wobei er ein Aufstoßen zu vermeiden suchte. »Der Hunger eint uns.« Er rief nach McQuarrie und befahl ihm, die
Camborne
auf Südostkurs zu legen, denn er wollte sich draußen im Kanal wieder mit Howards Schiffen vereinigen.
    Nachdem McQuarrie die notwendigen Befehle gegeben und die Wache an die Brassen gescheucht hatte, wandte er sich wieder an seine Gäste auf dem Kommandantendeck: »Gentlemen, ich darf Euch um acht an meinen Tisch bitten.«
     
     
     
    Die Speisen auf des Kapitäns Tisch unterschieden sich kaum von denen des vorangegangenen Abends, nur war die Suppe statt mit Zwieback mit Hartbrot angereichert worden. Doch das tat der versöhnlichen Stimmung keinen Abbruch. Auch Isabella zeigte sich von ihrer reizendsten Seite, redete wenig, und wenn, dann nur Freundlich-Belangloses. Vielleicht ist sie, dachte Vitus, in der letzten Nacht doch zur Besinnung gekommen. Zum ersten Mal während der Reise war es ihm nicht unangenehm, dass die anderen Herren sie als seine Frau ansahen.
    Steel hatte ein anderes Thema. »Ich habe Nachricht vom Schicksal der
San Salvador,
Don Pedro«, dröhnte er und unterdrückte ein Rülpsen. »Sicher habt Ihr ein Interesse daran, was aus ihr geworden ist?«
    Der Spanier horchte auf. »Ist sie gesunken?«
    »Nein.« Steel schnitt sich ein großes Stück Pökelfleisch ab und schob es in den Mund. Er tat es mit der Hand wie alle anderen am Tisch, außer der Lady, die seltsamerweise das kleinzerteilte Fleisch mit Hilfe einer Gabel aß. Er kaute ausgiebig und genoss sichtlich die Möglichkeit, Don Pedro ein wenig auf die Folter zu spannen. »Nein, sie ist nicht gesunken, auch wenn ich nach der Explosion keinen Pfifferling mehr für sie gegeben hätte.«
    »An die Explosion erinnere ich mich nur bruchstückhaft. Ich weiß nur, dass ich plötzlich wie von einer Riesenfaust in die Luft geschleudert wurde. Dann verlor ich das Bewusstsein. Als ich erwachte, fand ich mich im Wasser wieder. Manoel und Diego packten mich und zogen mich auf das treibende Boot. Ich bin ihnen sehr zu Dank verpflichtet, sie haben mir das Leben gerettet.«
    »Nicht nur sie, Don Pedro, vergesst das nicht.« Steel verzog das Gesicht, denn schon wieder musste er aufstoßen.
    »Seid versichert, dass ich es nicht vergesse, Capitán. Ihr wolltet mir etwas über das Schicksal der
San Salvador
erzählen?«
    »In der Tat, in der Tat. Wenn nur nicht das vermaledeite Sodbrennen wäre! Wie gesagt, die
San Salvador
sank nicht, obwohl die Explosion das Hauptdeck völlig zerstörte und einen Teil des Hecks fortriss. Sie schwamm weiter, was Eure Landsleute dazu nutzten, die Schatzkisten und den Generalschlüssel zu bergen. Leider, wie ich hinzufügen möchte. Der Herzog von Medina Sidonia verfügte außerdem, dass die Galeassen das Schiff versenken sollten, damit es nicht in englischen Besitz käme. Das jedoch misslang, denn die
San Salvador
trieb zu schnell achteraus. Sie wurde von Captain Thomas Fleming nach Weymouth gebracht. Das ist nebenbei jener Captain, der mit seiner
Golden Hind
vor vier Tagen das Vergnügen hatte, Eure Armada südlich der Scilly-Inseln zu entdecken.«
    »Aha.« Man sah Don Pedro an, dass er über den Verlauf des Gesprächs nicht sonderlich erbaut war.
    »In Weymouth, und deshalb erzähle ich Euch das Ganze, erwies sich die
San Salvador
als wahrer Schatz. Die Gold- und Silberkisten waren wie erwähnt schon von Bord, aber dafür fanden sich noch vierzehn Messingkanonen, dazu vier eiserne Kanonen, hundertdreißig Pulverfässer und sage und schreibe zweitausendzweihundertsechsundvierzig große Kanonenkugeln.«
    Don Pedro hatte sich wieder gefasst und lächelte spöttisch. »Und mit denen wollt Ihr jetzt die Armada in die

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